0924 - Lockruf der Psychode
begehrten Kunstwerken verschloß. Für Margor öffnete sich das Tor, und als er sich darin zu der wartenden Menge umdrehte, da mochte einigen sein Amulett auffallen und dessen Kraft auf sie wirken, so daß sie ahnten, daß etwas Besonderes an ihm war.
Doch nach solchen Wertäußerungen forschte Margor nicht. Es stellte ihn zufrieden, daß die Mehrzahl der Gehirne vor dem Museum auf seiner Frequenz lag. Sie waren alle psi-affin zu ihm. Und sie lechzten förmlich danach, seine Paratender zu werden. Das verdankte er der Kraft der Psychode.
Gäa gehörte ihm, ohne Zweifel.
Die Provcon-Faust hatte er so gut wie in der Tasche.
Aber damit allein wollte er sich nicht begnügen. Er dachte schon weiter.
Was war ein Feldherr ohne Krieger? Was der Herrscher über ein weites, aber unbewohntes Land?
Er regierte über eine Raumkugel mit einem Durchmesser von fünf Lichtjahren und zweiundzwanzig Sonnen darin, von denen vier Planeten aufwiesen. Und alle die über die bewohnbaren Planeten verteilt lebenden Intelligenzen reichten nicht aus, um einem einzigen Planeten einen gerechten Bevölkerungsstand zu geben.
Aber darauf allein, nämlich genügend „Untertanen" zu haben, kam es Margor gar nicht an. „Die Provcon-Faust ist hoffnungslos unterbevölkert", setzte Margor seinen engsten Vertrauten in dem Schauraum mit dem Krönungsbild auseinander. „Dadurch wird die Infrastruktur für jeden Außenstehenden leicht durchschaubar. Damit will ich folgendes sagen: Jeder, der in die Provcon-Faust kommt, und im Augenblick kann jeder hierher kommen, kann die Situation sofort überblicken. Es gibt nur die Gäaner, eine Handvoll Menschen bloß, die Provconer, die Zwotter und die Vincraner mit der Splittergruppe der Tekheter und anderer kleinerer Glaubensgemeinschaften. Aber streng genommen leben in der Provcon-Faust nur vier Volksgruppen, und das ergibt ein überschaubares Gesellschaftssystem. Selbst einem Außenstehenden würde jede einschneidende Veränderung sofort ins Auge stechen. Und genau das habe ich vor, nämlich eine gravierende strukturelle Veränderung. Deshalb muß jetzt schon, von der ersten Aufbauphase an, etwas geschehen, das die Vorgänge in der Provcon-Faust nicht mehr so transparent macht. Ich denke dabei an eine Verdunkelungstaktik, die ein scheinbares Chaos vortäuscht und die straffe Ordnung kaschiert."
Margor sah seine Vertrauten der Reihe nach an. Neben den bewährten Paratendern wie Hotrenor-Taak, Poul Santix und Doc Pontak, Alban Visbone und Pyon Arzachena, Galinorg und Prener-Jarth und einigen weniger hervorstechenden Persönlichkeiten aus den früheren Klausenmannschaften gehörten seinem Team nun auch Roctin-Par und Bothon-Cann an. „Gehst du die Sache nicht etwas zu forsch an, Boyt?" erkundigte sich Poul Santix. „Ich halte es für klüger, deine Macht in der Provcon-Faust erst einmal zu festigen, bevor du über die Grenzen der Dunkelwolke hinausgreifst."
„Die Provcon-Faust braucht frisches Blut von draußen", sagte Margor ungehalten. „Das ist das Problem. Das Leben hier ist nach der Abwanderung der Terraner stagniert, es benötigt neue Impulse. Ich habe keineswegs vor, den Ausbau des inneren Gefüges zu vernachlässigen. Ganz im Gegenteil, ich persönlich werde mich voll und ganz auf die Festigung meiner Position konzentrieren. Ich bleibe in der Provcon-Faust. Vielleicht ziehe ich mich sogar nach Zwottertracht zurück und lasse einen Teil der Psychode für mich wirken."
Margor dachte an Zwottertracht und vermißte Gota. Er hätte nicht geglaubt, daß sie ihm fehlen würde. Aber mehr noch als ihre Abwesenheit beschäftigte ihn die Ungewißheit über ihr Schicksal. „Und was hast du mit dem Rest der Psychode vor, Boyt?" erkundigte sich Roctin-Par. „Wie viele Schiffe, die für intergalaktische Flüge geeignet sind, stehen mir in der Provcon-Faust zur Verfügung?" fragte Margor zurück. „Es sind nicht besonders viele... die genaue Zahl kann ich leicht feststellen."
Margor winkte ab. Er wollte sich damit jetzt nicht belasten. Er hatte längst schon konkrete Pläne ausgearbeitet. Da Hotrenor-Taak als einziger darüber informiert war, trug er ihm auf: „Kläre die anderen über den Einsatz der Psychode auf, Taak."
Er dachte wieder an den Vorfall, der sich kurz vor dem Verlassen auf Zwottertracht zugetragen hatte.
Gota hatte ihm gestanden, daß sie vermutlich ein Kind von ihm erwarte, worauf er einen Wutanfall bekommen hatte. Die Vorstellung, einen Tempester-Bastard gezeugt zu haben, war ihm auf
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