0925 - Geburt eines Dämons
Vorkenntnisse besaß. Aber noch war Rhett nicht so weit. Noch lange nicht.
»Wackel hier nicht so mit dem Licht rum. Ich muss Präzisionsarbeit à la Zamorra leisten.«
»Schon gut. Ich stehe ab jetzt wie ein Fels in der Brandung.«
Zamorra zog mit einem Stück magischer Kreide drei ineinander liegende Kreise. Dabei murmelte er unablässig einen Zauberspruch, der es ihm ermöglichte, die Kreise nicht nur im exakten Abstand zu ziehen, sondern sie auch wirklich kreisrund zu bekommen. Um den mittleren malte er zudem einen Drudenfuß, den er mit zusätzlichen magischen Zeichen und Symbolen versah. »Fertig«, sagte er schließlich und murmelte einen weiteren Zauberspruch. Drei der Zeichen im Drudenfuß begannen in einem gespenstischen Grün zu leuchten und erhellten die komplette Umgebung des magischen Kreises mit ihrem leicht pulsierenden Licht.
»Mann«, stöhnte Dylan McMour, »das Feuerwerk ist ja echt der Hammer. Sollte es mal keine Dämonen und Geister mehr geben, könntest du umgehend bei der Army als professioneller Gefechtsfeldbeleuchter anfangen, Zamorra.«
Der Professor grinste. »Was glaubst du, was ich hier mache? Die magischen Kreise sind ebenfalls so eine Art Gefechtsfeld.« Dann nickte er, nachdem er sein Werk gedanklich nochmals kurz abgegangen war. »Perfekt. Und jetzt holen wir uns Byron Sheffield.«
»Äh ja. Sollte was schief gehen, was soll ich dann tun? Ich meine, um dir zu helfen.«
»Es geht nichts schief. Das hier ist höchstens Dämonenjäger-Grundausbildung. Schau einfach zu, was passiert.«
Zamorra stieg in den mittleren Kreis, stellte sich breitbeinig hin, konzentrierte sich erneut und begann, uralte weißmagische Beschwörungsformeln zu murmeln. Sie waren stark. Ein einfacher Geist wie Sheffield konnte sich ihnen nicht widersetzen.
Tatsächlich wurde innerhalb von Sekunden ein schauerliches Heulen hörbar. Im Zentrumskreis erschien ein rötliches Leuchten, das das grüne Licht fast vollkommen überlagerte. Es brachte zudem eisige Kälte mit, die schlagartig den kompletten Raum erfüllte. Dabei mischte es sich mit einer Aura absoluten Grauens, die ebenfalls in den Raum strömte und Dylan McMour entsetzt aufstöhnen ließ.
Zamorra hatte nun beide Arme schräg nach oben gestreckt. Seine Beschwörungen wurden immer lauter, seine Finger malten blitzschnell Symbole in die Luft. Ein Schemen erschien in dem roten Glühen, das nun wie ein mächtiges Herz zu pulsieren begann. McMour röchelte und fiel auf die Knie. Er wollte raus, schaffte es aber nicht.
Byron Sheffields weißlicher Ektoplasmakörper materialisierte vollständig und tobte wie ein Irrer im inneren Kreis umher. Unglaublich böse Augen in einem vollbärtigen Gesicht fixierten Zamorra, vorschießende Hände wollten dem Meister des Übersinnlichen an den Kragen. Das Brüllen aus dem weit aufgerissenen Mund ließ sich kaum ertragen. Jedenfalls bei McMour.
»Halte ein und knie nieder, Byron Sheffield«, befahl Zamorra nun machtvoll. »Bei der Kraft Gabriels, des reinsten aller Engel, ich befehle es dir.«
Sheffield wehrte sich mit aller Macht, kam aber nicht gegen den Befehl an. Wimmernd fiel er schließlich auf die Knie. Zamorra nahm die Hände herunter und atmete erst einmal auf. Nun wirkte der Geist innerhalb des höllischen Leuchtens eher wie ein Häuflein Elend.
Plötzlich baute sich ein zweites magisches Potenzial auf. So schnell, dass Zamorra nicht reagieren konnte. Entfesselte Gewalten tobten unkontrolliert durch das Haus. Sie zerstörten die magischen Kreise mit der Leichtigkeit eines in Butter schneidenden Messers, rissen Balken aus den Wänden und wirbelten sie durch den Raum.
Alles versank im Chaos. Zamorra wurde von einem umherfliegenden Gegenstand am Kopf getroffen und ging stöhnend zu Boden. McMour schrie auf, als ihn eine unsichtbare Faust packte und quer durch den Raum schleuderte, haarscharf an einem fliegenden Holzbalken vorbei.
Alles drehte sich blitzschnell um ihn, eine fürchterliche Macht schien direkt an seiner Seele zu zerren. Es geht nichts schief , hämmerten Zamorras Worte unablässig in seinem Schädel.
Der Professor lag quer über dem Drudenfuß und mit Schulter und linker Kopfhälfte im mittleren Kreis. Er sah gerade noch, wie es Byron Sheffields Astralkörper in Millionen kleiner Fetzen zerriss, die irgendwo im Nichts verwehten. Dann bemerkte er im rasenden Pulsieren des unwirklichen roten Lichts, dass Dylan McMour schräg über ihm direkt unter der Decke hing, wie ein Ball in einem
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