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0926 - Das Ladonnia-Psychod

Titel: 0926 - Das Ladonnia-Psychod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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jemanden über die Klinge springen sehen! Was, zum Teufel, stehen Sie hier herum, anstatt eine Untersuchung einzuleiten, Sie zu groß geratener Siganese!" Er grinste über seine eigene Bemerkung.
    „Eine Untersuchung erübrigt sich, Sir", erwiderte Tukker Kirfut. „Faß Nummer einunddreißig gehört zu den Fässern, die ohne Deckel geliefert wurden. In der Schicht vor meiner hat eine Robotkolonne die nachgelieferten Deckel aufgeschweißt. Anschließend wurden die Fässer desinfiziert und mit klarem Wasser ausgespült."
    Harnack Breckett ging zur Kontrollwand, drückte einige Tasten und ließ sich vom Hauptcomputer das Programm ausdrucken, nach dem die neuen Fässer behandelt worden waren.
    Als er die Karte in der Hand hielt und las, knüllte er sie plötzlich zusammen, warf sie auf den Boden und trampelte darauf herum.
    „Dieser Computer hat einen Siganesen im Kernspeicher!" brüllte er. „Nach dieser Programmkarte wäre alles vorschriftsmäßig erledigt worden. Blödsinn! Dann würde das Bier nicht nach Ozon schmecken und nicht viel zu hell sein."
    Tukker Kirfut erinnerte sich an seine Halluzination und überlegte, ob er seinem Chef davon berichten sollte.
    Harnack Breckett sah ihm an der Nasenspitze an, daß er herumdruckste. Er packte ihn vorn an der Montur, zog ihn zu sich heran und sagte drohend: „Rede - oder ich drehe dir das Gesicht auf die andere Seite!"
    Stockend berichtete Tukker Kirfut über seine Beobachtung.
    Harnack Breckett hörte ihm aufmerksam zu, und als Kirfut fertig war, setzte er ihn behutsam ab und sagte leise: „Siganesen! Ich habe den Winzlingen doch nie so recht über den Weg getraut, auch nicht, als sie ihre Existenz zugaben. Die Brüder haben das Abkommen mit uns nur unterschrieben, um uns in Sicherheit zu wiegen. In Wirklichkeit haben sie uns heimlich noch mehr geschröpft als zuvor."
    „Aber was hätten die Siganesen davon, zwölftausend Hektoliter Bier ungenießbar zu machen, Sir?"
    erwiderte Tukker Kirfut.
    „Wer weiß denn bei den Siganesen, was in ihren winzigen Köpfen vorgeht, Tukker? Sie wollen uns vielleicht kaputtmachen."
    „Aber ein solcher Gedanke ist doch wider jede Vernunft, Sir!" ‘ Harnach Breckett hieb mit der Faust auf den Faßboden und schrie: „Ich denke hier und jetzt als Patriot, Sie Trottel! Wozu brauche ich da Vernunft! Ich werde mich sofort mit dem Stadtmajor in Verbindung setzen."
     
    *
     
    Bervos Mudies dirigierte gerade das Philharmonieorchester von Mater, als die Alarmpfeifen überall im Baum flöteten.
    Alarm, das bedeutete höchste Gefahr für die Kolonie auf Zaltertepe und unwillkürlich assoziierten die Gehirne der Zaltertepe-Siganesen den Begriff Gefahr sofort mit dem Namen Ertruser.
    Bervos Mudies stand einige Sekunden lang wie erstarrt und blickte in die aufgestörte Zuhörermenge, die soeben begann, zu den Notausgängen zu gehen, dann scheuchte er die Philharmoniker mit einer energischen Handbewegung fort.
    Er selbst konnte nicht einfach nach Hause gehen, denn als Premierminister der Kolonie war er für die Sicherheit aller Bürger von Mater verantwortlich. Deshalb fuhr er mit einem der Schnellifte in den Verwaltungstrakt hinauf, in dem sich auch die Zentrale Positronik von Mater befand.
    Sirke Fogel, Erster Bedarfsplaner von Mater, hatte gerade Dienst in der Zentralen Positronik. Früher war er dafür verantwortlich gewesen, daß alles, was die Kolonie brauchte, heimlich aus dem ertrusischen Transportsystem von Nagelia „abgezweigt" und siganesengerecht „zubereitet" wurde. Seitdem die Siganesen aus dem Untergrund an die Öffentlichkeit gegangen waren und ein Abkommen mit den Ertrusern abgeschlossen hatten, mußte Sirke Fogel die von ihm ermittelten Bedarfsgüter bei den Ertrusern einkaufen und dafür sorgen, daß ein entsprechender Gegenwert geliefert wurde.
    „Was ist los?" schrie Bervos Mudies erregt.
    Sirke Fogel war blaß und rang sichtlich um Fassung. Sein schulterlanges schwarzes Haar war zerwühlt.
    „Die Ertruser behaupten, wir hätten sie bestohlen und außerdem zwölftausend Hektoliter Bier vergiftet", erklärte Fogel. „Sie haben uns ein Ultimatum gestellt. Wenn wir nicht innerhalb von zwölf Stunden vollen Schadenersatz leisten und die Verantwortlichen für die angeblichen Diebstähle und die angebliche Vergiftung an sie ausliefern, wollen sie einfach den Baum absägen."
    Auch Mudies wurde blaß.
    „Den Baum absägen!" wiederholte er tonlos, sank auf einen Sessel und starrte die Kontrollwand der Positronik an.
    Sirke

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