0927 - Monster-Zoo
schloß für einen Moment die Augen. Jane war nicht hier, sie machte in Spanien Urlaub. Die andere Person würde so leicht nicht an sie herankommen, und das alles sagte sie der Fremden, die sich über die Worte der älteren Frau amüsierte.
»Es stimmt alles. Ich weiß, daß sie in Spanien ist. Aber ich habe ihr auch meine Rache versprochen. Ich hatte sie geholt, doch sie ist nicht auf mich eingegangen. Deine Jane Collins hat mich schmählich im Stich gelassen. Sie wollte mir nicht helfen. Sie hat sich nicht mal auf meine Seite geschlagen, und das wird ihr zum Verhängnis werden. Ich weiß, daß sie an dir hängt, und wenn sie erfährt, was mit dir geschehen ist, wird sie kommen und alle Vorsicht vergessen. Sie wird mir in die Falle laufen, ich werde auf sie warten und sie vernichten…«
Sie sprach noch weiter, aber Sarah Goldwyn hörte nicht mehr hin, denn nun wußte sie, wer diese Frau war.
Den Namen kannte sie nicht, aber ihr Aussehen hatte sich in ihrer Erinnerung festgehakt. Sie war es gewesen, die Jane Collins ihr Foto geschickt und sie nach Spanien gelockt hatte. Nur war ihr Plan nicht aufgegangen. Jane hatte sich nicht auf ihre Seite gestellt, und die andere Frau, wer immer sie auch sein mochte, steckte voller Rache- und Mordgedanken.
Sarah blickte wieder auf den Hund, als sie sein Hecheln vernahm. Das Maul zuckte, und seine Augen glitzerten kalt wie Eis.
»Weißt du nun Bescheid, Sarah Goldwyn?«
»Ja!« hauchte sie. »Du bist von Spanien nach London gekommen, um dich zu rächen.«
»So ist es.«
»Und weiter?«
»Da Jane Collins nicht hier ist, habe ich mir dich vorgenommen. Ich werde dich an ihrer Stelle fertigmachen, aber was nutzen alle Versprechungen, lassen wir uns überraschen.«
Sie wollte nicht mehr viel sagen und demonstrierte es auch, denn sie zog sich zurück.
Die Beine neben Sarah bewegten sich. Sie hörte die leisen, etwas tappenden Schritte. Dann erklang ein leiser Pfiff. Durch den Körper des Hundes ging ein Ruck.
Er hob seinen Kopf an. Wie eine flüssige Erinnerung löste sich ein schaumiger Geifertropfen und landete auf Sarahs Kinn.
Sie hörte, wie die Tür geöffnet wurde. Dann huschte der Hund als erster hinaus.
Die Frau folgte.
Sie zerrte die Haustür wieder zu und ließ Sarah Goldwyn allein zurück. Sie blieb auf dem Rücken liegen, die Augen verdreht, den Blick zur Decke gerichtet.
Sarah verspürte keine Furcht mehr. Es gab einfach nichts, was in ihr steckte, nur eine gewisse Leere, mit der sie allerdings nicht zurechtkam. Sie blieb einfach liegen. Durch ihren Kopf wehten die Gedanken, aber sie wußte nicht, was sie dachte. Es war alles verrückt, ging quer und wurde von der Erinnerung überschattet.
Noch immer sah sie den Hund über sich stehen und glaubte auch, die Beine der Frau zu sehen, aber als sie endlich die Arme bewegte, da griff sie ins Leere.
Nein, da war nichts gewesen, gar nichts. Sie war wieder allein im Haus. Jetzt bewege ich mich wirklich wie eine alte Frau, dachte sie, als sie sich aufrichtete. Das ist ja schrecklich, furchtbar. Ihr taten die Knochen weh, obwohl sie nicht hart aufgeschlagen war, aber sie konnte nicht länger auf dem Boden liegen, die Frau hatte etwas gesagt, was ungemein wichtig war.
Es hing mit einer Nachricht zusammen, die sie zurückgelassen hatte. Es würde weitergehen, dieser erste Besuch war nicht der letzte gewesen…
Sarah stand auf, stützte sich dabei an der Wand ab. Sie mußte den Kreislauf erst mal wieder unter Kontrolle bekommen, ehe sie sich an die Suche machen konnte.
Ihre Knie waren noch weich. Es fiel Lady Sarah schwer, sich zu drehen, um die Haustür in Augenschein zu nehmen.
Dicht vor ihr lag etwas Weißes. Noch verschwamm es vor ihren Augen, aber Sarah schaute genauer hin, und ihr Blickfeld klärte sich zudem. Sie konnte erkennen, was die namenlose Besucherin hinterlassen hatte.
Es war eine Nachricht.
Ein zusammengefaltetes Stück Papier, nach dem sich die Horror-Oma vorsichtig bückte. Mit den Fingerspitzen hob sie die Nachricht an.
Sie faltete das Papier auseinander und sah die großen Worte, die mit Tinte geschrieben worden waren. Die verschwammen vor ihren Augen. Die Brille lag noch in der Küche. Nur zögernd betrat sie diesen Raum. Der erste Blick galt dem Fenster. Der Hund dahinter war verschwunden. An der Scheibe hatte er von außen ein schleimiges Erbe hinterlassen, da war sein Speichel schon getrocknet.
Sarah Goldwyn setzte ihre Brille auf, rückte sie zurecht und war endlich in der Lage, die
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