0927 - Monster-Zoo
uns für die Fahrt nach Granada eintragen lassen, waren aber letztendlich nicht mitgefahren. Obwohl wir diese Kulturstätte gern besichtigt hätten, spürten weder Jane noch ich die richtige Lust. Es würde sehr lange dauern, es war strapaziös, und zudem waren wir nicht die einzigen Touristen, die sich dort aufhielten. Es würde sehr voll werden, nach Gedränge war uns an diesem Tag nicht.
Da wir aber die Umgebung erkunden wollten und es bei diesem Vorsatz blieb, entschieden wir uns für ein Alternativprogramm. Auf einer Weinprobe teilnehmen und auch durch den Weinberg gehen.
Jane war damit einverstanden gewesen, und auch die Gruppe der Gäste war wesentlich kleiner, so daß auch kein großer Bus gechartert werden mußte.
Zwölf Personen hatten in unserem Platz. Zwei Plätze waren noch frei, und es ließ sich zudem aushalten, denn der Bus war klimatisiert. Nach einem tollen Frühstück, das wir im Innenhof des ehemaligen Klosters eingenommen hatten, begann die Fahrt, die nicht einfach nur so abgerissen wurde, sondern durch Informationen zur Landschaft und Geschichte den Charakter einer Bildungsreise bekam.
Ich zumindest fand es interessant, Jane wohl weniger. Sie saß neben mir, hatte den Kopf gegen meine Schulter gelehnt, schloß hin und wieder die Augen, oder seufzte.
»Müde?« fragte ich.
»Eigentlich nicht. Ich habe gut geschlafen. Ich dürfte nicht müde sein, John.«
»Aber…«
»Ich bin irgendwie nicht gut drauf.«
»Liegt es an der Luftveränderung?«
Sie schüttelte den Kopf. »Daran müßte ich mich gewöhnt haben. Es ist etwas anderes. Wenn du jetzt fragst, was es ist…«
»Das wollte ich gerade.«
»Kann ich es dir nicht sagen. In mir steckt eine seltsame Unruhe. Es ist schwer, damit zurechtzukommen. Ich kann sie mir auch nicht erklären und habe mich schon gefragt, ob ich nicht unter einem schlechtem Gewissen leide.«
»Bitte?«
»Du hast richtig gehört, John. Ein schlechtes Gewissen. Ich könnte mich ja selbst auslachen, aber das tue ich nicht. Das Gewissen quält mich.«
»Liegt der Grund bei Beth Calvaro.«
»Ich denke schon.«
»Jane - bitte«, sagte ich und holte laut Luft. »Wir haben getan, was wir konnten. Daß diese Frau im letzten Augenblick schlauer war als wir, lag nicht an uns, sondern an den Umständen. Sie kannte sich aus, wir aber waren fremd. Sie hat die Gunst des Augenblicks ausgenutzt. Etwas anderes wäre…«
Sie ließ mich nicht ausreden. »Das weiß ich alles, John, aber du wirst sicher verstehen, daß mich mein Gewissen quält und ich den Eindruck habe, daß wir einen Fehler begangen haben.«
»Daher also dein - Unwohlsein.«
»Möglich.«
»Und was würdest du noch als Grund anführen?«
Da wir ziemlich hinten saßen, schaute Jane durch den Mittelgang nach vorn, als wollte sie die dort sitzenden Fahrgäste beobachten. Aber ihre Gedanken drehten sich um eine andere Person. »Ich glaube nicht, daß Beth Calvaro aufgegeben hat. Du hast sie vorhin als eine Frau bezeichnet, und das stimmt auch. Aber du hast etwas vergessen. Sie ist zugleich eine Hexe, und ich weiß sehr genau, daß Hexen nichts vergessen, John, gar nichts.«
»Was willst du damit andeuten?«
»Sie wird sich rächen.«
Ich schwieg.
Das gefiel Jane wiederum nicht. Nach einer Weile drückte sie mir ihren Ellbogen in die Seite. »He, was hast du? Warum sagst du nichts? Gefällt es dir nicht?«
»Doch, schon.« Ich räusperte mich. »Ich denke nur daran, daß sie verschwunden ist.«
»Und an ihrer Rache bastelt.«
»Bisher haben wir nichts dergleichen gespürt.«
Jane hob die Schultern. »Ja«, gab sie zu, »das ist positiv, aber auch negativ. Je mehr Zeit vergeht, um so intensiver kann sie planen. Hätte sie spontan gehandelt, hätte sie sicherlich einen Fehler begangen, so aber wird sie sich etwas ausdenken.«
»Rechnest du damit?«
»Bei ihr schon. Sie ist nicht nur eine Frau, John, sie ist auch eine Hexe, und sie hat, im Gegensatz zu mir, ihre alten Hexenkräfte behalten und eingesetzt. Sie beherrscht die Kunst auf Tiere Einfluß zu nehmen, das hat sie uns bewiesen. Darauf wird sie aufbauen.«
»Jetzt?« fragte ich.
Jane hob die Schultern.
»Weißt du, Jane, du redest, als stünde eine Gefahr dicht bevor. Daran glaube ich jedoch nicht. Sie hat sich zurückgezogen. Sie kann nicht in unserer Nähe bleiben, und den Grund kennst du ebenso wie ich. Sie wollte, daß du ihr hilfst, aber sie hat nicht damit gerechnet, daß du in Begleitung gekommen bist. Ausgerechnet mit einer Person wie
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