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0927 - Monster-Zoo

0927 - Monster-Zoo

Titel: 0927 - Monster-Zoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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das Gesicht der Hexe, aber auch das verschwand zum Teil, bis nur noch der Mund übrigblieb. Seine Lippen formten ein Wort.
    Sie sprachen es nicht, sie flüsterten es auch nicht. Trotzdem konnte es Jane von den Lippen ablesen.
    RACHE!
    Das genau war der Augenblick, wo der Traum verschwand und Jane mit einem Schrei aufwachte…
    ***
    Sie war in Schweiß gebadet, sie war völlig von der Rolle, und sie schaute sich mit starren Augen um, wobei sie feststellen mußte, daß ihr Schrei gehört worden war, denn einige Mitreisende hatten sich auf ihren Sitzen umgedreht und blickten Jane an.
    Die Detektivin stand noch immer unter den Nachwirkungen des schrecklichen Alptraums. Sie fühlte sich bedrückt wie jemand, der eine schwere Niederlage erlitten hat.
    Der Schweiß klebte an jeder Stelle ihres Körpers. Ein Mann fragte sie, ob sie einen schlechten Traum gehabt hatte, und Jane konnte nur nicken. Es fehlte ihr einfach die Kraft zu sprechen.
    Dann schaute sie aus dem Fenster. Die Sonne war bereits dabei, im Westen zu versinken. Sie hatte sich dunkler gefärbt, ihre Strahlen vergoldeten noch das Land, obwohl sie schon einen rötlichen Schimmer bekommen hatte, der auf Jane Collins wie ein Blutteppich wirkte.
    Staub lag in der Luft. Er funkelte in leuchtenden Farben. Die Kleidung klebte auf ihrem Rücken.
    Die Haut fühlte sich kalt und naß an.
    Die übrigen Mitreisenden hatten sich wieder beruhigt, schauten nicht mehr zu ihr, sondern blickten durch die Fenster oder waren selbst eingeschlafen.
    Im Mund spürte Jane einen Geschmack, den sie überhaupt nicht mochte. Er erinnerte sie an alte Asche. Die Zunge kam ihr überdick vor und zugleich aufgedunsen.
    Sie sah nach rechts, wo ihr Freund John Sinclair saß, der ebenfalls fest schlief.
    John hatte es gut. Wer so einen guten Schlaf hatte wie er, der träumte sicherlich nicht. Wenn Jane allerdings über ihren Traum nachdachte, fragte sie sich zugleich, ob es tatsächlich nur ein Traum gewesen war oder mehr. Oder viel mehr. Vielleicht ein Wahrtraum, der in seiner immensen Schrecklichkeit nicht zu überbieten war.
    Sie schüttelte sich, als wollte sie die Erinnerung daran loswerden. Aber sie wußte auch, daß sie es nicht schaffen konnte. Dazu war der Traum einfach zu extrem gewesen, und er war ihr auch klar, daß sie ihn nicht für sich behalten konnte. Darüber mußte sie einfach mit jemandem reden, und dieser Jemand war eben John Sinclair.
    Er schlief noch immer.
    Jane lächelte spröde und zog das Rollo halb nach unten, um nicht mehr geblendet zu werden. Dann stieß sie ihn an. Nicht fest genug, er brummte zwar etwas, aber er schlief weiter.
    Sie drückte fester zu.
    Und sie hatte Erfolg.
    John wurde wach!
    ***
    Auch ich fand mich im ersten Moment nicht zurecht, denn ich war tatsächlich tief und traumlos eingeschlafen. Auch wenn ich nicht viel getrunken hatte, die genossene Menge an verschiedenen Weinen hatte doch ausgereicht, um mich müde zu machen.
    Ich war wieder wach geworden, schaute ziemlich dumm aus der Wäsche, zwinkerte und hatte den Eindruck, in irgendwelche Pappe eingewickelt zu sein, deren Geschmack ich auch im Mund spürte.
    Während des Schlafs war ich etwas nach vorn gerutscht und mit den Knien gegen die Rückseite des anderen Sitzes gestoßen. Jetzt aber war ich dabei, mich wieder zu fangen, und ich wußte auch, wer mich geweckt hatte. Den Hüftstoß spürte ich noch immer.
    Jane blickte mich an.
    Und ich sah sie.
    Es war völlig normal, doch als ich ihr Gesicht erkannte und auch den Ausdruck darin, erwischte mich schon ein leichter Schock, denn Jane sah aus wie jemand, der unter einem Angsttraum litt, und so lag die Frage, die ich stellte, auf der Hand. »Was ist denn mit dir passiert?«
    Sie antwortete mit einem Geräusch, das wohl ein Lachen sein sollte, aber keines war. Dann erst sprach sie und mußte zweimal ansetzen. »John, ich hatte einen schrecklichen Traum.«
    Mehr sagte sie zunächst nicht, und ich schwieg. Ich sprach auch nicht davon, daß Träume nur Schäume sind, meine eigenen Träume hatten sich leider schon oft bewahrheitet.
    Jane suchte nach Worten. »Weißt du, John, ich bin ja nicht so leicht umzuhauen oder zu verwirren, aber was ich in diesem Traum erleben mußte, war einfach grauenhaft. Wenn er sich bewahrheiten sollte, dann…« Sie hob die Schultern und verstummte.
    »Ging es um Beth Calvaro?«
    »Ja, aber auch um ihre Rache, und ich weiß jetzt, daß wir einen Fehler begangen haben.«
    »Welchen?«
    »Wir hätten nicht bleiben sollen!«

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