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0927 - Nacht über GALAHAD

0927 - Nacht über GALAHAD

Titel: 0927 - Nacht über GALAHAD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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denen John Christopher in seinen berühmten Jugendbüchern geschrieben hatte. Auch sie hatten den Menschen ein besseres Leben ermöglicht - doch für den Preis ihrer eigenen Identität.
    Und irgendwo dort draußen befand sich Sarah. Nach wie vor in der Hand ihrer Entführer.
    Der zeitlose Sprung aus dem Polizeipräsidium hatte ihr gegolten und hatte Gryf direkt zu ihr befördern sollen. Doch dann… Irgendetwas war geschehen. Etwas, das sich der Silbermond-Druide nicht erklären konnte. Etwas, das seine Neugierde nur noch weiter anstachelte.
    »Hey, Sie da!«
    Als er sich umdrehte, lief ein schmächtiges Kerlchen auf ihn zu. Es trug einen dunklen Designeranzug, eine farblich perfekt darauf abgestimmte Krawatte zum zartblauen Hemd und einen langen Mantel, der es als Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums auswies. Sein Gesicht war puterrot - soweit man es hinter der breiten Atemschutzmaske überhaupt erkennen konnte, die seine Stimme nahezu wie die eines Roboters klingen ließ. Gryf beschloss, ihn R2 zu nennen.
    »Wo kommen Sie denn her, bitte sehr?«, brauste der Mann auf, als er vor Gryf zum Stehen kam.
    »Ihnen auch einen guten Abend«, sagte dieser statt einer Antwort. »Und machen Sie sich keine Sorgen; ich habe nicht vor, lange zu bleiben. Nur einen Moment die Aussicht ge…«
    »Nichts da«, unterbrach R2 gereizt. »Das ist Sperrgebiet, Quarantäne. Sie machen jetzt gefälligst, dass Sie rüber ins Notfallzentrum kommen und von unseren Spezialisten untersucht werden.« Der Zorn des Rechtschaffenen verlieh dem Kerlchen eine Größe, die ihm sein Körper seit Anbeginn seines Lebens verweigerte. »Ihr dämlichen Touris meint wohl, Warnschilder gelten immer nur für die anderen.«
    »Und wo soll dieses Notfallzentrum sein, junger Freund?«
    Ob die seltsame Anrede - immerhin sah der gut 8000-jährige Gryf selbst kaum älter aus als zwanzig - R2 irritierte, ließ er sich nicht anmerken. Stattdessen drehte er sich um und deutete mit dem ausgestreckten Arm in Richtung eines weißen Großraumzeltes, das zwischen einigen Lagerhallen aufgebaut worden war. »Na, gleich da hinten.«
    Genau die Reaktion, mit der Gryf gerechnet hatte. Noch während der Gesundheitsfanatiker ihm den Rücken zukehrte, öffnete er seinen Geist, konzentrierte sich abermals auf die Erinnerung an Sarah Marshall - und war fort.
    ***
    »So verstehen Sie doch.« Julian Morrow hob die Hände, als könne er den Sturm der Entrüstung, der ihm entgegenbrandete, mit einer einfachen Geste aufhalten. »Ich hatte keine andere Wahl.«
    »Wie bitte?«, brauste die Blonde auf. Marshall, das Mädchen von der Uni. »Sie locken uns, oder zumindest mich, unter falschen Voraussetzungen her - und dann entführen Sie uns einfach auf Ihre… Ihre Bohrinsel ?«
    Sie verstanden es nicht. Julian konnte es ihnen kaum verdenken, dennoch traf ihn die Abneigung, mit der seine Gäste ihm begegneten, tief. Abermals setzte er an, ihnen zu erklären, welche bedeutende Rolle sie in dem Kommenden spielten. »Ich bedaure zutiefst, Ihnen Unannehmlichkeiten bereitet zu haben und habe ja auch Einsicht gezeigt, in dem ich Sie wieder aus der Eindämmungskammer entließ…«
    »Unannehmlichkeiten!«, wiederholte Hisham Ababi, der preisgekrönte Naturfilmer, und verdrehte die Augen. Es klang wie ein Schimpfwort. »Man überfällt mich mitten während der Dreharbeiten am Loch Lomond, schleift mich gegen meinen Willen auf einen Firth, und er nennt das dann Unannehmlichkeiten.«
    »… aber ich versichere Ihnen, dass alles seinen Zweck hat«, fuhr Julian unbeirrt fort und ignorierte Ababis Einwände. »Was hätte ich denn sonst tun sollen? Sie alle reagierten nicht oder abfällig auf meine Kontaktversuche - und Sie, Miss Marshall, konnte ich nicht einmal erreichen. Sie musste ich erst den Klauen Ihrer gluckenden Alma Mater entreißen, bevor ich auch nur die Möglichkeit hatte, Ihnen näher zu kommen und Sie für das zu begeistern, was ich Ihnen allen hier auf GALAHAD zu unterbreiten beabsichtige.«
    »Und was soll das sein?« Das war der Franzose, Baudoin. Er saß auf seinem Stuhl an der rechten Seite des kleinen Besprechungsraumes, hatte das Gesicht in die Hände gestützt und sah aus, als sei es nur noch eine Frage der Zeit, bis er sich selbst mit dem Stuhl den Schädel einschlug. Julian schmerzte es, die Resignation in der Stimme und Körperhaltung des Mannes zu erkennen.
    Als wäre ich ein Krimineller. Als trüge ich die Schuld an all dem.
    »Die Möglichkeit, Teil einer neuen Zukunft zu

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