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0927 - Nacht über GALAHAD

0927 - Nacht über GALAHAD

Titel: 0927 - Nacht über GALAHAD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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überhaupt her?«, fragte Annegret Landgren und zog sich die wärmende Decke enger um die Schultern. »Was war sein Zweck, sein… ja, seine Motivation?«
    »Ich schätze, es hatte keine«, sagte der Pariser Geograph leise. »Derartige Ur-Kräfte haben meistens keine. Die existieren nur, nicht mehr und nicht weniger. Und alles in ihrem Weg muss entweder ausweichen, oder es wird mitgerissen.«
    Daniels sah, wie Baudoin und Zamorra daraufhin einen Blick wechselten, entschied sich aber, nicht weiter nachzuhaken. Landgren zog offensichtlich den gleichen Schluss.
    »Und jetzt?«, wiederholte Daniels nochmals.
    Zamorra lächelte. »Jetzt, Mister Daniels, gehen wir alle nach Hause. Ihre Stadt ist wieder sicher. Betrauern Sie Ihre Toten, und dann machen Sie weiter mit dem Alltag. Genau wie wir.«
    »Und wenn wieder etwas geschieht?«
    Baudoin kniff die Augen zusammen und rieb sich den Nasenrücken. » Die Brücke überqueren wir, falls wir sie erreichen. Nicht vorher.«
    Epilog - Gryntoil: Sitzt, rutscht nicht und hat Luft…
    Hölle
    Sie hatten die Trygfinür-Seen gerade erreicht, als Boldaan, dem alten Archivar der Hölle, endgültig der Geduldsfaden riss. Stundenlang hatte er den stupiden und gerne auch beleidigenden Kommentaren seines blasierten, ignoranten und ungeheuer selbstgefälligen Begleiters Gryntoil gelauscht und sich bei jedem neuen Lavastrom, den sie passiert hatten, dem inneren Drang widersetzt, den Irrwisch einfach in die Fluten zu stoßen und es - und ihn ! - endlich hinter sich zu haben.
    Doch genug war genug.
    »Da wär'n wir also«, sagte Gryntoil gerade und sah Boldaan mit einer Mischung aus Tadel und abfälliger Geringschätzung an. »Aber was in LUZIFERs Namen wollen wir eigentlich hier?«
    Boldaan hob den ledrigen Arm und deutete mit der Krallenhand auf das kleine Dimensionsloch am Himmel. Das Loch, das er bei seiner Wanderung entdeckt hatte. Das Loch, um das sich zu kümmern Stygia zu banal gewesen war. Das Loch, durch das die von den Seen aufsteigenden, neongrünen Dämpfe aufgesaugt und gottweiß wohin befördert wurden.
    Er hatte keinen Schimmer davon, wie lange es dort schon hing, oder wie es entstand. Er wusste nicht einmal, ob es von Dauer war, sich von selbst wieder schloss oder alle Jubeljahre erneut auftrat. Alles, was er wusste, war: dass es geschlossen werden musste. Dass Fehler dafür da waren, ausgebessert zu werden. Dass Chaos entstand, wenn sich niemand kümmerte.
    Und dass es Löcher gab, für die ein Irrwischhintern vielleicht der perfekte Stopfen darstellte…
    Boldaan, der alte Archivar der Hölle, sammelte seine gesamte Kraft, spannte alle Muskeln an und rief sich ein Bild vor Augen, das wie eine Mischung aus Gryntoil und Stygias sadistischem Türsteher aussah. Dann schwang er das rechte Bein zurück, holte aus, zielte genau - und schoss!
    ***
    »Sitzt, rutscht nicht und hat Luft«, sagte Boldaan belustigt, rieb sich die Klauenhände und machte sich auf den langen Rückweg zum Archiv. Viele Meter weit über ihm guckte ein kleiner Irrwisch verwirrt und benommen aus einem silbrig glitzernden Dimensionsloch, aus dem er nicht mehr hinauskam. Er wirkte wie ein Stopfen in einer Badewanne.
    »Endlich, Gryntoil«, murmelte Boldaan zufrieden. »Endlich hältst du mal dicht.«
    ENDE

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