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0927 - Nacht über GALAHAD

0927 - Nacht über GALAHAD

Titel: 0927 - Nacht über GALAHAD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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saß ein muskulöser Mann von vielleicht fünfzig Jahren und biss herzhaft in ein Käsebrot. »Willkommen auf GALAHAD«, sagte der Fremde mit vollem Mund und lächelte, dass seine blauen Augen nur so funkelten.
    Gryf ließ seinen Blick über den Overall des Mannes schweifen, ein dunkelgraues Industrieteil, das Zweckmäßigkeit über Modebefinden stellte. »Sind Sie… Ingenieur, oder so was?«, fragte er schwach.
    »So was«, antwortete der Angesprochene. »Momentan bin ich dein Arzt. Ich bin Artie Rabbite und erfreut, dich kennenzulernen. Bist noch nicht lange auf GALAHAD, oder? Ich glaube nicht, dass wir uns bereits begegnet sind. Seltsamerweise habe ich hier auch keine Akte von dir finden können…«
    Nach und nach erfuhr Gryf, was geschehen war, und aus den Puzzlestücken in seinem Gedächtnis wurde ein Bild. Der zeitlose Sprung , zu dem er als Silbermond-Druide in der Lage war, hatte ihn auf eine kleine Bohrinsel inmitten des Firths gebracht. Dummerweise war er allerdings genau in die Flugbahn eines Rohres teleportiert, das ein gewisser Cribbins gerade per Kran über das Deck befördert hatte. Der Aufprall hatte ihn schnurstracks über Bord gehen lassen.
    »Eine Ölbohrinsel«, sagte der Silbermond-Druide, nachdem sein Retter geendet hatte. »Mitten im Firth.«
    »So ungewöhnlich ist das nicht.« Rabbite erhob sich, griff sich eine kleine Stablampe und leuchtete Gryf in die Augen. »Die Gegend hier war jahrzehntelang eine kleine Hochburg der maritimen Erdölförderung. Noch heute ist Invergordon als Ort bekannt, in dem Bohrinseln gewartet und repariert werden. Aber das sollte dir längst wieder bekannt sein… Bist du sicher, dass du nicht doppelt siehst?«
    »Mir geht's gut«, antwortete Gryf knapp und wischte die Hand mit dem blendenden Licht freundlich aber bestimmt beiseite. »Aber vielleicht kannst du mir bei einer anderen Sache helfen: Ich bin auf der Suche nach einer jungen Frau, Sarah Marshall. Zierlich, blond, Meteorologin… Hast du die vielleicht gesehen?«
    Rabbite lachte auf und sah ihn mit einer Mischung aus Mitleid und Belustigung an. »Hier? Auf GALAHAD? Zierlich, jung… Sehen wir vielleicht so aus, als würden wir auf diese Beschreibung passen? Kumpel, wenn ich's nicht besser wüsste, würde ich dich ins Krankenhaus fliegen lassen. Vorhin war ein Helikopter auf Deck, vielleicht kann der dich mit zum Festland nehmen.«
    ***
    »Monsieur!«
    Hände an seinem Hemdkragen, auf seinem Gesicht.
    »So hören Sie doch. Monsieur!«
    Ein dumpfer Schmerz an seiner rechten Wange. War das ein… Schlag? Er trieb seinen Kopf zur Seite, zerrte ihn aus der wohligen Leere, in die sich sein Verstand geflüchtet hatte. Und dann - mehr aus Reflex denn aus freiem Willen - öffnete Professor Zamorra die Augen.
    Williams Gesicht war über ihm, und der britische Butler sah ihn aus großen Augen an. »Monsieur, sind Sie…«
    Der Meister des Übersinnlichen rieb sich das Gesicht. »… eben von jemandem geohrfeigt worden? Keine Ahnung, William, aber jetzt, wo Sie es erwähnen: Ich glaube schon.« Mühsam stützte er sich auf den Ellbogen auf und nahm seine Umgebung in Augenschein. Nichts hatte sich verändert. Er lag auf dem Fußboden des »Zauberzimmers« von Château Montagne, und auf dem Tisch in der Mitte des Raumes stand noch immer die Apparatur, die William dort aufgebaut hatte.
    »Oh, verzeihen Sie, Monsieur«, beteuerte der Butler. »Ich war schon drauf und dran, Madame Claire nach einem Arzt schicken zu lassen, als ich mir dachte, dass es auf einen Versuch herkömmlicher Natur mehr oder weniger wohl auch nicht mehr ankäme.«
    »Herkömmlich, ja?« Zamorra funkelte ihn in gespieltem Zorn an. Es wunderte ihn selbst, wie gut er sich fühlte. Was immer Florences Objekt mit ihm gemacht hatte, es schien keine Spuren bei ihm hinterlassen zu haben. Vermutlich hatte William gerade noch rechtzeitig reagiert.
    » Wie lange war ich weg?«
    Mit jeder Sekunde, die verstrich, wurde der Butler wieder förmlicher - als sei seine Sorge um Zamorras Wohlergehen etwas, dass hinter seiner professionellen Fassade verborgen bleiben musste. »Nur Sekunden, Monsieur le professeur. Ist alles in Ordnung?«
    »Kein Problem«, antwortete der Dämonenjäger. »Was sagt Ihr Wundermaschinchen?«
    William griff ihm unter die Arme, half ihm hoch. Gemeinsam schritten sie zum Tisch, und Zamorra pfiff anerkennend durch die Zähne. Der Computer hatte ganze Arbeit geleistet. Der Scan des Nebelglases war offensichtlich erfolgreich abgeschlossen, und

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