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0929 - Krieg der Vampire

0929 - Krieg der Vampire

Titel: 0929 - Krieg der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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abergläubisch gewesen. Man sprach von Dorfbewohnern, die einfach verschwunden waren, von Sklaven, die dort oben im Herrenhaus gehalten wurden, von unzähligen Toten, die man ohne einen Tropfen Blut im Körper aufgefunden hatte.
    Also konnte es sich ja nur um einen Vampir handeln. Niemand hier hegte einen Zweifel daran. Wenn Jean auch nicht an solche Schauermärchen glaubte, so konnte er doch nicht bestreiten, dass dort oben äußerst makabere Typen hausten, denn ab und an strich einer von denen durch das Dorf. Eine dieser Personen war eine bildhübsche Frau, die aber irgendwie neben sich zu stehen schien. Sie hatte etwas von einem Geist an sich; ein zweiter war ein Mann, der - das musste Jean zugeben - ein wenig unheimlich wirkte. Beide sprachen kein Wort mit den Dorfbewohnern, ignorierten sie vollkommen. Wie auch immer - Jean ging das nichts an, denn er wollte höchstens noch bis zum Wochenende hier verweilen, um alte Unterlagen seines Vaters zu sichten, dann ging es retour nach Paris, wo jede Menge Arbeit auf ihn wartete.
    Was hier mit der Kneipe und dem Haus geschah? Jean hatte keine Vorstellung davon, doch vielleicht würde sich das irgendwann einmal von selbst ergeben. Das Grundstück war nahezu wertlos - möglicherweise würde sich ja einmal ein Spekulant finden, der hier etwas auf die Beine stellen konnte. Vielleicht aber auch nicht - sollte es doch verrotten.
    Am Abend dieses Tages hatte Jean sich in die Gaststube gesetzt, um sich alles noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Er hatte alle Fenster weit geöffnet, um zumindest das Gefühl zu haben, den Mief der Vergangenheit aus dem Raum vertreiben zu können. Nein, es gab wirklich nichts mehr, das ihn hier halten konnte. Und so entschied er für sich, bereits am kommenden Morgen endgültig zu verschwinden. Vielleicht war das sein letzter Aufenthalt auf Korsika gewesen - und wenn schon, er würde an die Insel nicht einmal eine einzige Träne verschwenden.
    Als die Tür geöffnet wurde, blickte Jean ärgerlich hoch. Was sollte denn das jetzt? Glaubten die alten Weinsäufer vielleicht, dass er sie hier verköstigen würde? Jean nahm sich vor, den Störenfrieden das ganz schnell auszutreiben.
    Er stand auf, um der Sache rasch ein Ende zu machen, doch dann stockte er mitten in der Bewegung. Die vier Männer, die in den Gastraum getreten waren, gehörten ganz sicher nicht zu den Dörflern. Sie waren ganz sicher nicht einmal Korsen. Alle vier waren in schwarze Anzüge gekleidet und trugen Sonnenbrillen - und das, obwohl die Sonne längst untergegangen war. Zunächst glaubte Jean an einen makaberen Scherz, doch die Gesichter der Männer sprachen eine eindeutige Sprache. Mit denen war nicht zu scherzen. Jean kannte solche Typen aus Marseille und Paris… und sicher fand man sie auch in den anderen Großstädten überall in Europa.
    Jean wollte sie nicht gleich der Mafia zuordnen, aber koscher war dieses Quartett sicherlich auch nicht. »Tut mir leid, aber wir haben geschlossen.« Wir? Warum sprach er in der Mehrzahl? Wahrscheinlich eine Gewohnheit aus den Zeiten, als er hier mit seinem Vater gearbeitet hatte.
    Die Männer ignorierten seine Ansage vollkommen. Routiniert sahen sie sich im Raum um. Dann sprach der kleinste von ihnen Jean an. Seinem heftigen Akzent nach stammte er aus einem osteuropäischen Land.
    »Wo sind die anderen? Sind wir die Ersten?«
    Jean hob die Schultern. Plötzlich war ihm schrecklich kalt.
    »Sind sie auf Urlaub hier? Erwarten sie denn noch jemanden?« Er hörte sich reden, doch was er da von sich gab, das war ziemlicher Blödsinn. »Ich habe außer ihnen hier noch keine Fremden gesehen.«
    »Du bist alleine hier?« Die Frage kam schneidend und war eher eine Feststellung. Jean nickte viel zu heftig, aber die Angst, die in ihm hochkroch, beeinträchtigte seine Motorik um einiges. Der Mann nahm seine Sonnenbrille ab und Jean blickte in kalte, ja - tote Augen.
    »Dann verschwinde jetzt. Ich will dich hier nicht mehr sehen - verstanden?«
    Erneut nickte Jean Bianchi. Nichts lag ihm ferner, als für die verhasste Kneipe seines Vaters auch noch physische Gewalt auf sich zu nehmen. Hastig, ohne noch einmal zurückzusehen, verließ er das Haus und lief, als wären Teufel hinter ihm her. Vielleicht waren diese Fremden das ja auch tatsächlich.
    Erst am Dorfausgang blieb er keuchend stehen und presste eine Hand gegen seine Hüfte, die sich durch die ungewohnte Anstrengung anfühlte, als bohrte jemand mit einer Klinge in ihr herum. Verdammt, war

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