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0929 - Krieg der Vampire

0929 - Krieg der Vampire

Titel: 0929 - Krieg der Vampire
Autoren: Volker Krämer
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tatsächlich etwas an den Geschichten, die man über den Besitzer des Gutes erzählte, der dort oben auf der Anhöhe sein Domizil aufgeschlagen hatte? Aber sollten das wirklich Vampire gewesen sein? Jean schüttelte den Kopf - eher Erpresser oder Schläger der übelsten Sorte.
    Nur… was wollten die ausgerechnet hier?
    Als er die Schritte vernahm, war es beinahe schon zu spät. Nur mit viel Glück konnte er sich noch rechtzeitig zwischen zwei Häusern verstecken. Dann kamen sie. Die Kleidung ähnelte der, die von den vier Verbrechervisagen im Gasthaus getragen wurde. Es waren 15 oder 16 Figuren, die dicht an Jean vorbei gingen. Einer von ihnen blieb kurz stehen und schnüffelte wie ein Bluthund, der eine Fährte aufgenommen hatte, doch dann ging auch er weiter. Jean war soeben verflixt knapp seinem Tod entgangen, das spürte er ganz deutlich.
    Was war das für ein seltsames Treffen, das hier abgehalten wurde?
    Im gleichen Moment ertönte der gellende Schrei, der mit Sicherheit von keinem Tier gekommen war. Ein Todesschrei, der Jean für Sekunden die Atemluft raubte. Er drückte sich tiefer in die Häuserlücke hinein. Was lief denn hier ab? Ein Bandenkrieg? Hatten sich konkurrierende Mafia-Familien hier versammelt, um sich gegenseitig zu bekämpfen? Nein, der Schrei war von einer Frau gekommen, da war Jean sich sicher. Und er glaubte auch zu wissen, aus welchem der Häuser.
    Er schalt sich selbst einen Narren, doch er musste sich Klarheit verschaffen. Vorsichtig und stets geduckt lief Jean durch die Dorfgassen. Für Augenblicke war ihm wieder, als wäre er ein Kind, das hier mit seinen Freunden Verstecken spielte. Doch das war kein Spiel, sondern bittere Realität.
    Vor dem Haus der alten Clara blieb er stehen und sah sich um. Die Frau war für ihn früher so eine Art Hexe gewesen. Wahrscheinlich in Wahrheit nur eine Heilkundige, doch für ein Kind wirkte das ganz anders. Sie hatte oft unter den Streichen der Kinder im Dorf leiden müssen. Dabei war sie eine wirkliche Schönheit gewesen, und somit für jede verheiratete Frau im Dorf eine Gefahr, denn die Männer hier waren alles andere als blind.
    Heute musste Clara gut und gerne 70 Jahre oder älter sein, doch Jean konnte sich noch sehr gut erinnern, wie sie den Drecksbälgern, wie sie die Kinder nannte, böse Flüche nachgeschrien hatte. Ihre Stimme hatte stets etwas Keifendes an sich gehabt. Der Schrei vorhin… das musste einfach Clara gewesen sein.
    Vorsichtig betrat Jean Bianchi die Hütte, an der sich in den vergangenen Jahrzehnten anscheinend nichts verändert hatte. Der intensive Duft von Kräutern schlug ihm entgegen. Wacholder, Ginster, Myrte, Mastixstrauch, Thymian, Lavendel - Jean kannte die Gerüche Korsikas nur zu gut. Daraus ließen sich Salben und Tees anfertigen, die oft Wunder bewirken konnten. Clara war also nichts weiter als eine Kräuterfrau gewesen und eine gute dazu.
    Jeans Augen waren an die Dunkelheit gewöhnt. Er sah den leblosen Körper der Alten sofort und war mit zwei Schritten bei ihr. Entsetzt wich er zurück. Die Halsschlagader Claras war regelrecht zerfetzt. Kein Tropfen Blut schien noch in ihr zu sein.
    Vampire? Gab es sie denn tatsächlich?
    Die schiere Panik überwältige Jean. Er musste das Dorf sofort verlassen. Noch in dieser Minute, denn wenn diese Fremden… Vampire waren, würde es hier schon bald nur noch blutleere Körper geben - und seiner würde einer davon sein!
    Irgendetwas musste hier geschehen. Kurz entschlossen fasste Jean in die Innentasche seiner Jacke und holte sein Handy hervor. Doch dann steckte er es wieder ein. Die Polizei anrufen - und dann? Sollte er denen etwa sagen, hier im Dorf wütete eine Horde von Vampiren? Nein, das war sinnlos. Die Beamten wären hier nicht erschienen. Und wenn doch, dann hätten sie gegen einen solchen Gegner sicher keine Chance gehabt.
    Lauf um dein Leben, Jean…!
    Das war sicher die logischste Antwort, die er sich selbst geben konnte. Als er die Hütte Claras verließ, hörte er weitere Schreie, dann einen Schuss, abgegeben aus einer Schrotflinte. Wenn es stimmte, was man über die Nachtwesen erzählte, würde sie auch das kaum aufhalten können.
    Jean orientierte sich kurz. Zum Herrengut wollte er natürlich fliehen. Vielleicht war dieser merkwürdige Mann dort oben ja überhaupt der Auslöser dieses Desasters? Die Straße hinaus aus dem Dorf würden diese Monster sicher beobachten.
    Es blieb ihm nur ein Weg: mitten hinein in die Berge, in die Macchia, den nahezu
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