Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
093 - Die Toten stehen auf

093 - Die Toten stehen auf

Titel: 093 - Die Toten stehen auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
ragte die steife Hand des Zimmermädchens aus dem Schutt.
    „Kommen Sie mit!" forderte der Isländer ihn auf.
    Dorian verstaute den Spiegel unter seinem zerschlissenen Hemd und folgte Magnus Gunnarsson, der sich durch einen Spalt zwischen zwei Betonklötzen zwängte.
    Auf einmal erinnerte sich Dorian des Cro Magnons.
    „Unga!“ entfuhr es ihm. „Ich habe gesehen, wie er mit gebrochenen Gliedern in der Tiefe gelegen ist. Wir müssen nach ihm suchen."
    Gunnarsson gab keine Antwort. Er war durch den Spalt verschwunden. Als Dorian ihm gefolgt war, fand er sich in einem Gewölbe wieder, dessen Wände grünlich leuchteten. Die Luft roch modrig.
    Der Boden war glitschig. Die Wände glänzten vor Nässe. Irgendwo tropfte Wasser.
    „Dieser Raum gehört wohl nicht zum Atlantic Palace Hotel“, meinte Gunnarsson spöttisch. Damit dürfte klar sein, daß wir an einen anderen Ort versetzt wurden."
    „Aber - wo sind wir?" fragte Dorian.
    Er blickte sich um. Hinter ihm lag der Schutthaufen.
    „Wo wir uns befinden, kann ich Ihnen leider nicht sagen", meinte Gunnarsson, „aber ich ahne, wie wir hierher gekommen sind. Ich vermute, daß Sie im Augenblick der höchsten Not unbewußt die Kräfte des Spiegels mobilisiert haben und uns dadurch retteten. Eine andere Erklärung habe ich nicht."
    Dorian nickte. Auch er hatte irgendwie den Eindruck gehabt, daß in seiner größten Todesangst eine Art geistige Verbindung zwischen ihm und dem Ys-Spiegel entstanden war. Erklären konnte er sich diesen Vorgang jedoch nicht. Er erinnerte sich nur daran, dieses grünleuchtende Gewölbe durch den Spiegel gesehen zu haben.
    „Wir werden schon noch herausfinden, wo wir uns hier befinden", sagte Gunnarsson. „Am besten, wir erkunden sofort die nähere Umgebung."
    Dorian wollte widersprechen, doch ein Geräusch in seinem Rücken hinderte ihn daran. Er fuhr herum. Das Scharren kam aus der Richtung des Trümmerfeldes. Schutt kam in Bewegung. Einige Brocken rollten den Hang herunter. Dann tauchte zwischen den Trümmern eine große, blutüberströmte Hand auf.
    „Unga!“ rief Dorian erschrocken.
    Aber als Antwort kam nur ein langgezogenes Stöhnen.
    Der Dämonenkiller eilte herbei und stürmte die Schutthalde hoch. Mit den bloßen Händen schaufelte er den Schutt beiseite, bis er den zu der Hand gehörenden Arm freigelegt hatte. Dahinter wurde das Gesicht des Cro Magnons sichtbar. Es war mit Staub und Blut besudelt. Die Schmutzschicht zerteilten Schweißperlen. In Ungas Gesicht zuckte es.
    „Wir befreien dich, Unga", versprach Dorian. Und über die Schulter rief er dem Isländer zu: „Helfen Sie mir, Unga zu bergen, Magnus!"
    Als Dorian Ungas Arm berührte, schrie dieser unterdrückt auf.
    „Alles gebrochen", brachte der Cro Magnon mit bebenden Lippen hervor.
    Der Isländer hatte sich langsam und mit schlurfenden Schritten genähert. Jetzt blickte er unbewegt auf den vor Schmerz stöhnenden Cro Magnon hinunter.
    „Was stehen Sie so untätig da?" herrschte Dorian ihn an. „Wir müssen Unga befreien."
    „Ich überlege", sagte Magnus Gunnarsson nachdenklich.
    „Was gibt es da noch zu überlegen?" erregte sich der Dämonenkiller. „Wir müssen Unga helfen." „Wirklich?" Der Isländer hob eine Braue. „Überlegen Sie doch mal, Dorian! In seinem Zustand wäre Unga für uns nur hinderlich. Mit gebrochenen Gliedern kann er uns überhaupt nichts nützen." „Ich stufe ihn nicht nach seiner Nützlichkeit ein", fuhr Dorian ihn an.
    „Gut, gut", sagte der Isländer beschwichtigend. „Dann betrachten wir das Problem eben von einer anderen Warte aus. Erinnern Sie sich daran, was ich Ihnen gesagt habe, Dorian? Wir drei liegen miteinander im Wettstreit. Wir haben alle drei dasselbe Ziel. Doch nur einer kann als Sieger hervorgehen. Unga ist Ihr Konkurrent - ebenso der meine. Wenn Unga ausgeschaltet ist, ist bereits eine Vorentscheidung gefallen. Es heißt dann nur noch: Sie oder ich."
    „Was für ein eiskalter Hund Sie sind!" sagte Dorian wütend. Er zitterte am ganzen Körper. „In Ordnung, Magnus. Wenn Sie Unga im Stich lassen wollen, dann können Sie auch nicht mehr auf mich zählen. Schauen Sie zu, wie Sie allein zurechtkommen!"
    Magnus Gunnarsson schüttelte bedauernd den Kopf. „Was für ein sentimentaler Narr Sie sind, Dorian! Entweder Sie haben noch nicht erkannt, worum es uns eigentlich geht, oder Sie sind eben ein Weichling. Wie dem auch ist, ich ersehe daraus, daß Sie für mich kein ernsthafter Konkurrent sind." „Halten Sie den Mund!"

Weitere Kostenlose Bücher