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093 - Neun Leben

093 - Neun Leben

Titel: 093 - Neun Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Mann, der mit einer Armbrust in den Händen zwischen einigen Bäumen hervortrat.
    »Ich glaube, wir haben ein gemeinsames Problem«, sagte er.
    ***
    Mr. Black wusste, wie es war, wenn man im Untergrund lebte, deshalb verlor er auch nicht die Geduld, als bei Einbruch der Dunkelheit noch immer niemand Kontakt mit ihm aufgenommen hatte. Von den vier militanten Menen, die am Mittag in der Taverne gesessen hatten, war nur noch einer dort.
    Die anderen waren im Laufe des Nachmittags von der zweiten Schicht ersetzt worden. Sie beobachteten Black, sprachen ihn jedoch nicht an. Ihr Verhalten erinnerte ihn an seine eigene Organisation, die Running Men: Keine eigenständige Kontaktaufnahme ohne Befehl von oben. Diese Vorsicht ließ darauf schließen, dass sie an Verfolgung gewöhnt waren.
    Gegen Abend füllte sich die Taverne. Bettler und Tagelöhner gesellten sich zu den Soldaten. Frisch entlassene Gefangene, die noch die Spuren der Ketten an den Gelenken und die Blässe des Kerkers im Gesicht trugen, lehnten an den Wänden und starrten misstrauisch auf die anderen Gäste. Zweimal versuchten Taschendiebe Black zu bestehlen, zweimal fanden sie sich auf dem Boden wieder. Danach ließ man ihn in Ruhe.
    Obwohl ständig neue Gäste hinzukamen und sogar der Betrunkene, der ihm am Vormittag den Weg erklärt hatte, zurückkehrte, sah Black keine einzige Frau. In einer ähnlichen Taverne in Waashton wären Prostituierte ein und aus gegangen und zumindest ein kleiner Teil der Gäste hätte aus Frauen bestanden. Hier gab es nur Männer. Anscheinend hatten sich die Beziehungen noch nicht so weit normalisiert, dass man die Freizeit zusammen verbringen wollte. Solche Dinge änderten sich im Verlauf von Generationen, nicht von Jahren.
    Die Tür ging auf und die vier Menen, die Black beobachteten, erhoben sich. Einer von ihnen ging zu dem Neuankömmling und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der nickte mehrmals, bevor er sich seinen Weg durch den Schankraum bahnte.
    Black nutzte die Zeit, um ihn zu beobachten. Der Mann war älter als die anderen, vielleicht fünfzig und erstaunlich gut gepflegt. Er trug die graublonden Haare militärisch kurz geschnitten, sein Gesicht war von der Sonne braun gebrannt und markant. Hemd und Hose bestanden aus dunklem Leder und er hatte die Ärmel so weit hochgekrempelt, dass man die kräftigen Armmuskeln sehen konnte. Seine schwarzen Stulpenstiefel waren poliert und reichten bis zu den Oberschenkeln. Neben Black blieb er stehen.
    »Du bist fremd hier, höre ich«, sagte er. Seine Zähne leuchteten so weiß wie Elfenbein.
    Black nickte, ohne zu antworten.
    »Meine Freunde sagen, du seist auf der Suche.«
    »Das ist richtig. Ich suche Gleichgesinnte. Jemand hat erzählt, ich könnte hier welche finden.«
    »Man findet sie an vielen Orten der Stadt. Sie leben im Verborgenen, zwischen dem Müll und den Trümmern.«
    Black hörte die Verbitterung in der Stimme des Mannes und sah seine Chance. »Auch ich habe einmal so gelebt, bis ich mit Freunden den Kampf aufnahm. Wir haben uns erhoben gegen die, die uns versklavten, und sind eingetreten für unser Recht.«
    Sein Gegenüber strich sich mit einer Hand durch die Haare.
    »Habt ihr gesiegt?« Er klang desinteressiert, aber sein Blick war konzentriert und voller Erwartung.
    »Natürlich haben wir gesiegt«, log Black. »Wenn man gemeinsam für eine Sache kämpft, an die man glaubt, kann man nur siegen.«
    In Wirklichkeit waren die Running Men vom Weltrat zerschlagen worden, und während von der glorreichen Expedition zum Kratersee nur er und Honeybutt Hardy übrig waren, war sein Vertrauter, Mr. Hacker, hoffentlich in Waashton darin erfolgreich gewesen, eine neue Rebellengruppe aufzubauen.
    Aber Ehrlichkeit war im Moment nicht die geeignete Vorgehensweise.
    Eine Weile schwiegen beide, dann hörte Black die Frage, die ihm deutlich machte, dass er gewonnen hatte.
    »Woher soll ich wissen, dass du einer von uns bist?«
    »Sieh mich doch an. Ich bin ein Mann, ist das nicht Antwort genug?«
    »Vielleicht. Wie ist dein Name?«
    »Black.« Er ergriff die ausgestreckte Hand. Der Mene hatte einen kräftigen knappen Händedruck.
    »Mein Name ist Klauss. Komm mit mir.«
    Black folgte ihm durch die Taverne, erlaubte sich jedoch erst ein zufriedenes Lächeln, als sie in die Dunkelheit hinaustraten und auf einen verborgenen Eingang zugingen. Es war ihm gelungen, die Menen zu infiltrieren.
    ***
    »Du… du bist… warst…« Matt fing sich nur mühsam. »Ich habe gesehen, wie du von einem

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