093 - Wenn die Knochenmänner tanzen
Felsen
geschlagen war.
Ein düsterer,
feuchter und kühler Keller, der vollkommen leer war.
Bis auf
eines: Sieben graue Grabplatten bedeckten den Boden. In jede war ein seltsames
Symbol eingemeißelt. Es erinnerte an ein großes, häßlich verzerrtes Auge mit
furchtbaren Auswüchsen.
Das Auge war
halb geschlossen. Wie Tränen quoll eine Kette schrecklich anzusehender
Fabeltiere aus den Augenwinkeln, die schließlich den inneren Rahmen der
Grabplatten zierten.
War es eine
Vampirgruft?
Dieser
Gedanke kam ihm schlagartig.
Larry Brent
ging von der Überlegung aus, daß Gerard Andrés und seine Frau doch hiergewesen
waren. Allerdings war durch den Gedächtnisverlust des Mannes einiges aus dem
Lot geraten, und er warf sicher manches durcheinander. So paßte zwar seine
Bemerkung, daß hier viel Blut vergossen worden wäre. Aber keinesfalls paßte die
äußere Fassade des Hotels zu dem, was André erzählt hatte.
War das
Ehepaar einer Halluzination zum Opfer gefallen, einem nächtlichen Spuk?
Auch diesem
Gedanken wollte er nachgehen.
Larry Brent
ließ den Strahl seiner Taschenlampe über alle sieben steinernen Grabplatten
wandern. Er las darauf einen einzigen Hinweis: 31. Mai 1954.
Der 31. Mai wurde
in eingeweihten Kreisen als Walpurgisnacht bezeichnet.
Larry
entschloß sich, eine Grabplatte anzuheben, um nachzusehen, aus welchem Grund
dieses alte, zerfallende Hotel als Totengruft benutzt wurde.
Das Jahr 1954
war insofern bedeutungsvoll, weil zu diesem Zeitpunkt das El Toro ein für alle
Mal seine Pforten schloß.
Er nahm sich
das erste Grab vor. Es war nicht einfach, die Platte anzuheben, da er keine
Angriffsfläche hatte, um die Finger unterschieben zu können. Er sah sich in dem
Keller um und fand in einem Geräteraum, in dem alte Flaschen, Kisten und Kästen
und sogar zwei Fahrräder standen, Rechen und Schaufeln und anderes Gartengerät.
Er nahm eine Schaufel und schob das Metallblatt zwischen Grabplatte und
Kellerboden. Mehr als einmal rutschte er ab, und es knirschte, als die
angerosteten Spitzen abbrachen.
Aber er
schaffte es schließlich doch.
An der
unteren Schmalseite entstand ein Spalt wo er die Schaufel so weit hineinstecken
konnte, daß der Zwischenraum groß genug wurde, um mit beiden Händen die
erstaunlicherweise gar nicht so schwere Platte bequem herumzuziehen.
Dann hob
Larry die Taschenlampe auf, die er während der Arbeit auf den Boden gelegt
hatte und leuchtete in die steinerne Gruft.
Eine Frau lag
darin!
Ihr Gesicht
war bleich und schön. Ihre dicht bewimperten Augenlider waren geschlossen, und
langes, schwarzes Haar umschmeichelte die makellosen Züge. Die Tote war mit
einem schwarzen, knöchellangen Gewand und einer spitzen Kapuze bekleidet. Larry
Brent dachte daran, daß fast drei Jahrzehnte vergangen waren, seit die Tote
hier beigesetzt worden war, immer vorausgesetzt, daß der 31. Mai 1954
tatsächlich der Todestag war.
Die Leiche
zeigte aber nicht eine Spur von Verwesung!
Hatte man sie
einbalsamiert? Und wenn ja: wer?
Oder war sie
eine Untote, eine Vampirin, die nachts zu schrecklichem Leben erwachte und nach
Blut lechzte?
Er wollte
sich vergewissern und die sinnlichen Lippen der toten Schönen anheben, um zu
sehen, ob sie das Wahrzeichen aller Vampire, die dolchartigen Eckzähne, trug.
Larry ging in
die Hocke. Er streckte seine Hände aus, aber er kam nicht mehr dazu, mit den
Fingerspitzen die kalten, starren Lippen zu berühren.
Jemand stand
hinter ihm!
Larry hörte
und sah ihn nicht. Er hatte auch keine sich nähernden Schritte vernommen.
Das Fremde,
Unbekannte war mit einem Mal da!
Instinktiv
fühlte X-RAY-3 die Gefahr und reagierte. Aber zu spät!
Etwas sauste
durch die Luft. Es war die Schaufel, die der PSA-Agent nach geleisteter Arbeit
neben die Grabplatte gelegt hatte.
Hart traf sie
auf seinen Schädel.
Larry kippte
zur Seite, aber er wurde nicht gleich bewußtlos.
Seine Hand
zuckte zur Laserpistole, aber er konnte sie nicht mehr herausreißen.
Ein zweiter
Schlag folgte.
Larry Brent
fiel nach vorn, erhielt einen Fußtritt und rollte in die steinerne Gruft zu der
Toten.
»Deine
Neugierde wird dich teuer zu stehen kommen«, sagte eine zynische Stimme. Sie
gehörte einem untersetzten, sehr bleichen Mann, der unauffällige Kleidung trug,
und dessen große, dunkle Augen glühten.
Paco Guterrez
machte kurzen Prozeß mit dem PSA-Agenten.
Er schob die
steinerne Platte über die offene Gruft, und deckte das rätselhafte Grab wieder
zu, in dem eine der sieben
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