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0930 - Das Stigma

0930 - Das Stigma

Titel: 0930 - Das Stigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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harte Fläche prallte.
    Verdammt auch!
    Einen kleinen Schritt ging ich zurück, machte mir dabei Vorwürfe, zu spät reagiert zu haben. Auf der anderen Seite wußte ich auch nicht, ob mich der Spiegel akzeptiert hätte. So blieb mir nichts anderes übrig, als zu warten.
    Was tat sich?
    Zunächst einmal nichts, denn es hatte sich schon etwas getan: Die Frau steckte in dem Spiegel! Ich konnte sie deutlich sehen. Ich sah ihr Gesicht, ihren Leib, die Beine, Arme und die Füße.
    Mit der flachen Hand tastete ich die Spiegelfläche ab, um nach einer weichen Stelle zu suchen.
    Es hatte keinen Sinn.
    Es war und blieb fest, und mir blieb nur die Möglichkeit, zu warten oder den Spiegel zu zerstören. Damit jedoch hätte ich Marcia den Rückweg versperrt.
    Die Heilerin war zu sehen. Sie »schwamm« innerhalb der Fläche, denn ihre Füße standen auf keinem harten Grund. Das Bild kam mir vor wie in einem Kinofilm, wo die Kamera einen Menschen von den nahen Blicken der Zuschauer wegholte und ihn hineintreiben ließ in eine ferne Welt anderer Geschöpfe.
    Marcia Morana war mir entglitten. Ich hatte sie nicht halten können und konnte nun darüber nachdenken, ob ich mich richtig verhalten hatte. Im Stehen tat ich das nicht, sondern setzte mich auf die Bettkante. Von diesem Ort aus konnte ich den Spiegel in seinen gesamten Ausmaßen gut unter Kontrolle halten und mußte sehr bald die nächste Niederlage einstecken, denn Marcia war plötzlich verschwunden.
    Ich hatte meinen letzten Trumpf verloren und fühlte mich wie ein Verlierer…
    ***
    Auch fünf Minuten später saß ich noch immer an derselben Stelle, den Blick gegen den Spiegel gerichtet. Nicht locker, sondern starr, als könnte ich es schaffen, ihn zu hypnotisieren und dadurch die Tür zur anderen Welt wieder zu öffnen.
    Aber das war nicht möglich. Ich saß hier nicht als eine Person, die Zeiten durchwandern konnte, die sich in fremden Dimensionen auskannte, wo sich auch so etwas wie eine Heimat fand, ich war ein völlig normaler und jetzt auch einsamer Mensch, dem eine gewisse Verzweiflung schon anzumerken war.
    Andererseits hatte ich es so gewollt. Die Lösung war nur über Marcia und deren Stigma zu bekommen. Ein blutiges Kreuz auf dem Gesicht und auf der Stirn. Es war ein Zeichen, ein Omen und möglicherweise das Stigma der Rache.
    Was mochte sie jetzt erleben? Schon einmal hatte sie es hinter sich gebracht, mir aber nichts von ihrer Reise berichtet. Ich glaubte nicht, daß sie es bewußt getan hatte, es ging da einfach um andere Dinge. Sie hatte sich wahrscheinlich nicht mehr daran erinnern können, denn das mußte es sein.
    Ich mußte warten. Dabei spielte ich mit meinem Kreuz. Es klemmte zwischen meinen Händen, und ich ließ es auch durch meine Finger wandern.
    Es war nicht einfach, das Dasein als Verlierer zu führen. Daran würde ich mich nie gewöhnen, das stand fest.
    Noch immer blieb der Spiegel ruhig. Er kam mir schon vor, als wollte er mich verhöhnen.
    Die kühlere Morgenluft kroch durch den Raum und streifte meinen Nacken. Das schweißfeuchte Gesicht ließ sie aus. Ich wischte mit einem Taschentuch darüber hinweg.
    Wann kehrte sie zurück? Oder blieb sie jetzt für immer verschollen? Um dieses Thema kreisten meine Gedanken, während ich wartete. Und ich saß verdammt lange auf dem Bett, ohne etwas zu unternehmen, weil ich mich einfach nicht traute, den Spiegel zu zerstören oder durch mein Kreuz anzugreifen, indem ich den Talisman aktivierte.
    Das hätte wohl ebenfalls kaum etwas gebracht, denn Doniel war nicht unbedingt als dämonisch einzustufen. Ich dachte wieder an sein Blut, das sich noch in London befand. Sein Geist steckte auch dort, nicht grundlos hatte es sich nach eigenen Gesetzen geformt und den psychopathischen Killer Bill Gates getötet.
    Die Zeit war sehr lang geworden und auf der anderen Seite auch relativ schnell vergangen. Daß sich die Morgendämmerung meldete, stellte ich erst fest, als sich die schwachen Lichtverhältnisse in dem Zimmer veränderten und sich die Schatten etwas auflösten oder dabei weicher wurden.
    Erst dann stand ich auf.
    Ich ging zu einem der Fenster und schaute hinaus. Die Luft war frischer geworden. Der Himmel schwamm in einem aschigen Grau, das im Osten einen hellen Streifen bekommen hatte. Dort würde sich bald die Sonne zeigen. Der Streifen glich einem Rand, der sich immer weiter über den Himmel in Richtung Westen schob und die Dunkelheit verdrängen würde. Ich bewegte meinen Kopf, schaute dabei über die

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