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0930 - Das Stigma

0930 - Das Stigma

Titel: 0930 - Das Stigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mußte sich hinlegen, und ich würde ihren Schlaf überwachen. Ich würde dann eingreifen, wenn der Spiegel sie holte.
    Das alles machte ich ihr klar, und ich konnte sofort erkennen, daß sie damit überhaupt nicht einverstanden war. Zumindest war es ihr unangenehm, und sie zwinkerte einige Male mit den Augen, weil sich dort Tränenwasser verfangen hatte.
    Dann setzte sich die Frau auf das Bett. Sie faltete die Hände zusammen.
    »Und eine andere Möglichkeit siehst du nicht, um an das Geheimnis heranzukommen?«
    »Nein, leider nicht. Du denn?«
    »Auch nicht«, flüsterte sie. »Wirklich nicht. Ich habe - nun ja - ich habe mich niemals damit beschäftigt. Ich war froh, daß ich über meine heilenden Kräfte verfügte. Das war mir Doniel schuldig, nachdem er den Tod meiner Eltern nicht verhindert hat.«
    »Bitte, Marcia, versuche es. Leg dich hin und versuch zu schlafen.«
    »Das sagst du so einfach. Kannst du dir nicht vorstellen, daß ich Angst davor habe?«
    »Das schon.«
    »Dann will…«
    »Ich bin und bleibe bei dir, Marcia. Ich werde deinen Schlaf überwachen. Du mußt mir vertrauen, so wie ich dir in London vertraut habe, als du meine Wunde geheilt hast.«
    »Ist das nicht etwas anderes?« fragte sie. »Bei dir ging es um eine Heilung, bei mir geht es wahrscheinlich um eine Rache. Um die Rache eines Geistes, wobei ich mir nicht vorstellen kann, daß ein Engel so schlecht ist. Ich habe mich schlecht und mies benommen, das sehe ich jetzt ein, aber der Engel wird mir doch verzeihen können.«
    Das Gespräch driftete ab, was mir nicht gefiel. Es hatte keinen Sinn, wenn sich jemand mit Selbstvorwürfen in starken Zweifeln erging, hier mußte etwas unternommen werden, und ich sagte ihr noch einmal mit aller Deutlichkeit, daß es einzig und allein an ihr lag, ob wir weiterkamen oder nicht.
    »Schlafen?« flüsterte sie. »Könntest du denn in dieser Situation schlafen?«
    »Ich würde es zumindest versuchen.«
    Marcia bedachte mich mit einem schrägen Blick, in dem Unglaube stand, aber sie legte sich auf das Bett. Dabei ließ sie sogar noch ihre Schuhe an. »Ist es so gut?« fragte sie mit Zitterstimme.
    »Ich denke schon.«
    »Und jetzt muß ich schlafen.« Sie lachte glucksend. »Ich bin aufgeputscht, ich bin überhaupt nicht müde.«
    »Es wird schon klappen«, erklärte ich.
    »Ich kann es versuchen.«
    Noch einmal blieb ich an ihrem Bett stehen und streichelte über ihre Wange. Durch die Berührung wurde sie etwas aufgeschreckt und schickte mir ein Lächeln entgegen.
    Dann ließ ich sie allein. Ich ging nicht aus dem Zimmer, sondern stellte mich an eines der Fenster. Zuvor hatte ich das Licht gelöscht, und die graue Dunkelheit fiel wie eine breite Decke über den Raum. Sie machte ihn zu einem Ort der Schatten.
    Draußen lauerte noch immer die Dunkelheit der Nacht. Mein Blick glitt hinein in die Weite des Landes, erfaßte den Himmel und auch die schwarzen Berge, die unter ihm standen. Im Dorf selbst leuchtete kein Licht. Die Häuser waren an ihren Rändern und Dächern faserig geworden und verwoben sich zu einem einzigen Gebilde, so daß Unterschiede kaum auszumachen waren.
    Ich atmete nur durch die Nase, um die Frau hinter mir nicht zu stören.
    Mein Atem berührte die Scheibe und sorgte dafür, daß sie leicht beschlug. Auf dem Himmel waren die Sterne verblaßt. Möglicherweise kam es mir auch nur so vor, und selbst der Mond hatte einen Teil seines Lichts verloren.
    Ich bewegte mich nicht. Selbst das Rascheln der Kleidung störte die Ruhe nicht, und ich lauschte den Atemzügen Marcia Moranas.
    Waren sie ruhig, gleichmäßig? Zeugten sie davon, daß Marcia bereits eingeschlafen war?
    Ich drehte mich nicht um, weil ich sie durch keine Bewegung ablenken wollte. Es blieb still, und ich merkte, wie auch der Druck in mir allmählich zunahm. Das Kribbeln fuhr über meine Haut. Ein Zeichen der Spannung und Nervosität.
    Dieser Fall war auch deshalb so unheimlich für mich, weil ich wußte, daß es einen Gegner gab, ich aber keinen sah. Er hielt sich in einer Welt versteckt, zu der ich keinen Zutritt hatte. Aber sie mußte von uns geöffnet werden, sonst gab es keine Lösung.
    Die Zeit verging wie immer. Nichts lief langsamer oder schneller.
    Dennoch kam sie mir vor, als würden die Uhren anders gehen. Mal verzögert, dann wieder schnell, was auch am Druck in meiner Kehle oder Brust liegen konnte.
    Ich hielt den Atem auch weiterhin unter Kontrolle und die Hände gegen meine Oberschenkel gepreßt. So stand ich beinahe

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