0933 - Ariolcs Vermächtnis
vergangen, seit die Teile des Drugun-Umsetzers versteckt worden wären. Es zeigte sich, daß Ariolc einige von ihnen gefunden und anderweitig verwendet hatte.
„Ob er gewußt hat, daß es Teile des Drugun-Umsetzers sind?" fragte Alta.
„Natürlich nicht", erwiderte Jagur. „Woher sollte er? Aus keinem der Einzelteile konnte er auf das Ganze schließen. Vergiß nicht, daß der Drugun-Umsetzer dieser Burg sich aus mehr als zwanzigtausend Einzelteilen zusammensetzt, die überall in der Burg versteckt sind. Die hohe Zahl dieser Teile ist der Grund dafür, daß wir mit über tausend Mann hier erschienen sind. In anderen Burgen reichen vermutlich kleinere Kommandos aus. Hier nicht."
Je weiter er in die Burg eindrang, desto redseliger wurde der Kommandant des Drugun-Unternehmens. Er spürte selbst, daß er zuviel redete, doch er konnte nichts dagegen tun. Die Worte drängten sich aus ihm heraus, als würden sie von einer fremden Kraft dazu gezwungen.
Immer wieder blieb Jagur vor den Bildern, Skulpturen, Möbeln oder Maschinen stehen, die Ariolc in der Burg zusammengetragen oder selbst gebaut hatte. Er fühlte sich abwechselnd von ihnen angezogen und abgestoßen.
Einige Dinge sprachen ihn so intensiv an, daß er den Tränen nahe war, andere erregten Übelkeit in ihm. Ganz selten aber stieß"er einmal auf etwas, was ihn überhaupt nicht berührte.
Allmählich geriet er in einen Zustand, wie er ihn noch nie erlebt hatte. Er fühlte sich leicht und unbeschwert. Die seltsame Welt der kosmischen Burg Ariolcs nahm ihn gefangen und versetzte ihn schließlich in einen Taumel, aus dem er sich lange nicht befreien konnte, zumal aus versteckt angebrachten Lautsprechern eine berauschende Musik ertönte.
Als aber die leichten und beschwingten Melodien in zunehmendem Maß durch Disharmonien angereichert wurden, und als die Musik sich mehr und mehr zu einem Geräuschinferno steigerte, endete der Rauschzustand.
Jagur schlug die Hände vor das Gesicht und krümmte sich wie unter großen Schmerzen zusammen. Er glaubte, die geistige Ausstrahlung eines Wahnsinnigen zu fühlen.
„Stellt die Musik aus", schrie er gepeinigt. „Ich will Ruhe. Hört ihr nicht? Ich will Ruhe!"
Überraschenderweise reagierte die Musikanlage auf seine Schreie. Die Musik verstummte. Nur noch ein leises, besänftigendes Rauschen und Plätschern wie von fließendem Wasser ertönte.
„Ich habe das Gefühl, in eine Welt der Dämonen gekommen zu sein", sagte Jagur. „Warum schweigst du?
Was ist deine Meinung?"
„Ich habe keine Meinung", erwiderte Alta. Sein Gesicht zuckte. Er hatte Angst. „Ich weiß nicht, was Dämonen sind. Mein Gehirn ist nicht so konstruiert, daß es etwas anderes empfinden kann als Furcht."
Jagur warf eine goldene Vase nach ihm. Alta sah das Wurfgeschoß kommen, wich ihm jedoch nicht aus. Er wußte, daß der Kommandant unter starkem nervlichen Druck stand und sich abreagieren mußte. Sein Gehorsam ging so weit, daß er sich Jagur anbot. Die Vase traf ihn an der Stirn. Die Haut platzte auf, aber nur wenig Blut trat aus.
„Ist dir jetzt wohler, Herr?" fragte der Androide.
Jagur antwortete nicht. Er ging weiter und gelangte durch ein mehrere Meter breites Schott in eine Halle, die einen Durchmesser von wenigstens hundert Metern hatte und ebenfalls so hoch war. In der Mitte der Halle erhob sich in Form einer Stufenpyramide ein riesiger Computer, dessen Kapazität weit über das hinausging, was Ariolc jemals hatte nutzen können.
Der Kommandant der Androiden war schon nicht mehr überrascht, als er sah, daß der Mächtige den Computer mit allerlei Zierrat versehen und mit Malereien geschmückt hatte.
Er hatte nichts anderes erwartet.
Dennoch betrachtete er die Pyramide voller Unruhe und Unbehagen. Er hatte wiederum das Gefühl, einer unsichtbaren Macht gegenüberzustehen, die ihn mit dämonischer Kraft beeinflußte.
Alta kicherte verhalten.
Jagur fuhr herum und blickte ihn forschend an. Der Androide verdeckte erschrocken den Mund mit der Hand.
„Was ist los?" fragte der Kommandant. „Warum lachst du?"
„Habe ich gelacht?"
Jagur griff zu seiner Waffe. Er richtete sie mit der Rechten auf den Androiden, während er sie mit der Linken justierte, so daß sich die Energie auf einen nadelfeinen Strahl konzentrierte, wenn er sie abschoß. Damit verlieh er der Waffe eine tödliche Wirkung.
„Ich will den Grund wissen."
Alta wich einen Schritt zurück. Verzweifelt streckte er die Hände aus.
„Ich weiß es nicht, Herr",
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