0933 - Der erste Erbfolger
dieser Sid der Vater von Robert Tendyke sein musste, dem Lebensgefährten der Peters-Zwillinge. Und der war vermutlich nicht besonders gut auf seinen alten Herren zu sprechen, was das Wort Erzeuger erklären könnte.
Warum die Schwestern aber glaubten, dass ausgerechnet Robs Papa helfen konnte, hatte er noch nicht herausgefunden.
Also wartete er.
Die Minuten krochen dahin, aber als Dylan schon dachte, es würde gar nichts mehr geschehen, öffnete sich die Tür. Gryf betrat in Begleitung eines großen, hageren Mannes den Raum. Er trug sein schwarzes Haar streng nach hinten gekämmt. Schwarz schien ohnehin seine Lieblingsfarbe zu sein. Die Augenbrauen, die spöttisch funkelnden Augen, der Anzug - alles Ton in Ton! Die Hakennase verlieh seinem Gesicht eine zusätzliche herbe Note.
Ein Spanier? , dachte Dylan. Robert Tendykes Vater ist ein Spanier? Na ja, vermutlich nicht. Aber aussehen tut er so!
Die Zwillinge standen auf und liefen ihm entgegen. »Hallo, Sid. Schön, dass du es einrichten konntest.«
Auch Dylan erhob sich und schüttelte dem Besucher die Hand.
Dessen Blick fiel sofort auf Zamorra, der ihn aus rollenden Augen ansah, debil grinste und Gurgelgeräusche von sich gab.
»Was ist passiert?«, wollte Sid wissen.
Eine der Peters-Schwestern informierte ihn über alles Wissenswerte: Krychnak, Rhetts Verschmelzung mit Aktanur, das Buch, Zamorras Selbstmord.
Dylan wandte sich der anderen zu - inzwischen hatte er es aufgegeben, sie unterscheiden zu wollen. »Erzählst du mir jetzt, warum er Zamorra helfen können soll?«
»In seinem Abschiedsbrief schreibt der Professor, dass Merlin ihm das Buch geschickt hat. Dass der Zauberer die Magie darauf erkannt und leicht verändert hat. Deshalb ist Sid hier. Er ist Merlins Bruder.«
»Merlins - Bruder? Wow. Illustre Verwandtschaft habt ihr.« Dylan stockte. Er erinnerte sich an das, was Zamorra ihm schon über Freund und Feind berichtet hatte. »Du meinst, er ist - der Teufel?«
»Ex-Teufel, bitte schön«, sagte Sid. »So viel Zeit muss sein.«
Entweder hatten sie doch nicht so leise gesprochen, wie Dylan geglaubt hatte, oder der Kerl hatte verteufelt gute Ohren. Hahaha. Natürlich wusste der Schotte, dass Asmodis vor langer Zeit die Seiten gewechselt hatte. Lediglich Nicole Duval schien dem Frieden nie so ganz getraut zu haben. Teufel bleibt Teufel , wie sie zu sagen pflegte. Seit er der Hölle den Rücken gekehrt hatte, bediente er sich auch anderer Namen. Asmodis - Sid Amos! Zamorra hatte diesen Namen wohl einmal erwähnt, aber Dylan hatte einfach nicht geschaltet, als die Zwillinge von Sid sprachen. Wie dumm von ihm.
»Ich habe Sie mir immer ganz anders vorgestellt. Irgendwie - größer.«
»Etwa so?« Von einem Augenblick auf den nächsten stand ein drei Meter großes Wesen im Raum, dessen Hörner die Decke berührten, obwohl es sich leicht bückte. Ein Hauch von Schwefel attackierte Dylans Schleimhäute.
»O Kacke!«
Schon verwandelte es sich zurück in den Spanier-Verschnitt, baute sich vor Dylan auf und funkelte ihn an. »Ich weiß ja nicht, wo du aufgewachsen bist und welcher Wortwahl man sich dort befleißigt. Aber nur, weil ich einmal der Fürst der Finsternis war, heißt das nicht, dass ich diese Fäkalsprache in meiner Gegenwart dulde!«
Dylan schien einige Zentimeter zu schrumpfen. »Ah, ja. Entschuldigen Sie bitte.«
Sid Amos lachte. »Keine Sorge, war nur Spaß. Außerdem kannst du mich gerne duzen. Immerhin spielen wir im gleichen Team.«
Gryfs eigenartiger Seitenblick entging Dylan keineswegs, aber er hielt es für klüger, nicht näher darauf einzugehen.
»Dann wollen wir mal sehen.« Der Ex-Teufel ging neben Zamorras Körper in die Knie. Er fuchtelte ihm vor den Augen herum und legte ihm die Hand auf Stirn und Schläfen. »Ihr habt recht. Das ist definitiv nicht Zamorra. Es besteht nicht einmal mehr sein mentaler Abwehrblock. Der fremde Geist heißt… Jurg?«
Die Peters-Zwillinge nickten. »Diesen Namen haben wir auch aus dem Bewusstseinsfragment herausgelesen.«
Er richtete sich auf. »Vielleicht kann ich den echten Zamorra auf diese Art finden.« Er spreizte Daumen, Zeige- und Mittelfinger so, dass ihre Spitzen die Eckpunkte eines gleichseitigen Dreiecks bildeten.
Auf Dylans fragenden Blick hin raunte Uschi oder Monica ihm zu: »So kann er Dinge und Personen sehen und sie lokalisieren.«
Sid ließ die Hand sinken. »Funktioniert nicht. Die Dreifingerschau zeigt mir nur diesen lallenden Gesellen vor dem Schreibtisch.«
Dann
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