0934 - Der Schlüssel zur Quelle
Wahrheit doch gar nicht umgehen!) hatte dieser Mann in der orangefarbenen Kluft - der Gott weiß was für Verbrechen auf dem Buckel haben mochte - gerade einen Namen vor sich hin genuschelt, von dem Jenny Moffat gehofft hatte, ihn nie wieder zu hören.
Einen aus ihren Albträumen.
Zamorra!
***
Dann sind die Gesichter fort: der Vampir, der Jäger, der Erbfolger. Nur Leere bleibt zurück. Und darin…
Ein Loch, dunkel und schwarz. Wabernd in der Unendlichkeit. Ein Irgendwo im Nichts. Haltlos steuert er darauf zu, fällt und fällt. Gegen seinen Willen. Ohne sein Zutun. Wo ist oben, wo unten? Das Loch ist wie ein Sog, der ihn unbarmherzig erfasst hat und ihn mitreißt, einem unbekannten Ziel entgegen. Niemand kann sich ihm entziehen, der ihm einmal zu nahe gekommen ist.
Er weiß nicht, warum. Aber er spürt, dass er jenseits dieses Waberns verloren sein wird. Auf ewig. Liegt das am Spiel? Ist es der Preis, den Player wie er zu zahlen haben? Wird jetzt abgerechnet? Doch der Preis ist zu hoch. Der Tod - mit ihm wüsste er umzugehen, er kennt das kalte Gesicht des Schnitters von Kindesbeinen an. Der Tod ist sein Geschäft und so sehr Bestandteil des Spiels, wie es jeder einzelne Player, jeder corner boy ist .
Aber das, was jenseits dieses Waberns auf ihn wartet, ist schlimmer als der Tod. Grausamer. Das spürt er instinktiv, und die Gewissheit lässt ihn verzweifeln. Die Angst hat kalte, leblose Klauen, und mit denen krallt sie sich an seinem Herzen fest. Unerbittlich. Ewiglich. Was hat er bloß getan, um ein solch entsetzliches Schicksal zu verdienen? Ist da niemand, der ihn fassen kann und rettet vor dem Unbekannten jenseits der Grenze?
Die Konturen des Loches in der Schwärze werden sekündlich deutlicher, seine Ausmaße größer. Ein bedrohliches Maul, hungrig und fordernd. Jonas und der Wal.
Omar Little fällt und fällt und
…dann wachte er auf.
Schreiend.
Kapitel 3 - Begegnungen
Die Nacht war einem kalten, verregneten Morgen gewichen, und im Château Montagne nahm der Alltag wieder seinen gewohnten Gang - sofern man angesichts der veränderten Bedingungen von Alltag sprechen konnte. Rhett sah, wie sehr Annes Verlust seine Anka schmerzte - er zögerte immer noch, von ihr als Kathryne zu denken; irgendwie war diese ganze Sache sehr verwirrend für ihn, wie alles, was auf Krychnaks Machenschaften zurückzuführen war - und wünschte, er könne ihr helfen. Durch Taten und nicht allein mit einem offenen Ohr und einer tröstenden Schulter. Doch dazu hätten er, Dylan, Zamorra und die anderen sich erst einmal auf einen nächsten Schritt einigen müssen, und aktuell hatten sie alle das Gefühl, als fehlten ihnen dafür wichtige Informationen.
»Abwarten«, hatte Zamorra vergangene Nacht entschieden, nachdem sie jede Wendung der vergangenen Ereignisse bis ins Kleinste durchdiskutiert hatten, und der Rest der Gruppe hatte ihm schließlich zugestimmt. »Abwarten und schauen, wie sich unsere Gegner als Nächstes verhalten werden. Wir erleben gerade die Ruhe nach dem Sturm, und wenn wir jetzt den Ball flachhalten, sind wir fit und bereit, wann immer der Kampf wieder aufgenommen wird. Und an welcher Front.«
Dass das geschehen würde, stand für alle außer Frage. Und Fronten gab es mehr als genug. Momentan ging es einzig um das Wie und Wo - und wenn Rhett eine Vermutung wagen müsste, würde er auf Llewellyn-Castle setzen. Sein Instinkt trog ihn nur selten.
Falls das alte Gemäuer in Schottland wirklich der Schauplatz des nächsten Kapitels dieser scheinbar unendlichen Geschichte wird , dachte der junge Erbfolger und ließ seinen Blick durch die Küche schweifen, wo er und die anderen aktuellen Bewohner des Châteaus beim Frühstück versammelt waren, kenne ich auch schon den Antagonisten. Nämlich Matlock…
»McCain!« Butler Williams Stimme platzte so unvermittelt in Rhetts Gedanken, dass der Junge zusammenzuckte. Für einen Moment zweifelte er an seinen Ohren, passte die Aussage doch genau zu dem, worüber er gerade gegrübelt hatte.
Auch der Rest der Frühstücksgesellschaft wirkte irritiert. »Was meinen Sie, William?«, hakte Zamorra nach. Der Meister des Übersinnlichen blickte den im Türrahmen erschienenen Hausdiener besorgt an.
»Verzeihen Sie meinen jegliche Contenance vermissenden Auftritt, Monsieur«, sagte William, senkte die Lider und deutete ein untertäniges Nicken an. »Aber in Anbetracht dessen, was mir soeben bewusst wurde, hielt ich es für das Beste, direkt zur Sache zu kommen. Ein
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