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0934 - Der Schlüssel zur Quelle

0934 - Der Schlüssel zur Quelle

Titel: 0934 - Der Schlüssel zur Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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anschauen sollte. Mädchen standen nicht auf Horror-Trash. Sie mochten Grusel nur, wenn er ihnen mit genügend moralinsaurem Schmalz und dem fleischgewordenen Zuckerguss Robert Pattinson serviert wurde. Zombies, Slasher, Scream-Queens und Konsorten… eher nicht.
    »Tut mir leid«, sagte er leise. »War wohl nicht die beste Wahl.«
    »Das kannst du laut sagen«, erwiderte Emmeline bockig. Was hatte er sich überhaupt gedacht? Wie hatte er annehmen können, diese Etepetete-Braut könne sich auch nur ansatzweise für ihn und seine Hobbys interessieren? Sie hatten nichts gemein, absolut gar nichts - abgesehen von der Tatsache, dass Emmeline rattenscharf aussah und Mathieu auf genau diesen Typ stand.
    Keine vier Minuten später waren sie schon draußen, zurück auf dem Parkplatz, und er fummelte am Schloss seines kleinen Renaults herum. »Mir ist kalt«, verkündete Emmeline, und Mathieu nickte treu ergeben. »Ich mach ja schon auf.«
    Doch das tat er nicht. Das würde er nie wieder tun.
    Denn plötzlich…
    Die Hand auf seiner Schulter war kalt. Stark. Fordernd.
    Noch bevor Mathieu reagieren konnte, hatte sie ihn gepackt, zerrte ihn nach hinten und drehte ihn auf den Fersen herum. Ungläubig starrte der junge Mann in das hassverzerrte Gesicht eines hübschen, vielleicht achtzehnjährigen Mädchens, in dessen weit aufgerissenen Augen sich das Licht der Straßenlampen spiegelte.
    »Hey!«, fuhr er sie an, und sein Pulsschlag beruhigte sich langsam wieder. »Was hast du für'n Problem?« Auch Emmeline war herangetreten. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah die Fremde unverwandt an.
    »Problem?«, wiederholte diese, die Stimme grollend. »Glaub mir, das willst du gar nicht wissen.« Dann hob sie die Hand - und schlug zu.
    ***
    Die Wut war ein grenzenloser, sturmumtoster Ozean, und die Dämme brachen.
    Anne tobte. Mit jedem neuen Hieb, den sie auf den jungen Burschen niederfahren ließ, erneuerte sich ihr Zorn, brauste eine neue Welle des Hasses gegen die Dämme ihrer Vernunft, ihrer Zurückhaltung. Land unter. Der Zufall hatte Anne zu den beiden Menschen auf dem verlassenen Kinoparkplatz geführt. Sie hatten nichts getan, nichts mit alldem zu tun, was die einstige zweite Hälfte der Doppelexistenz Anka Crentz umtrieb - doch mittlerweile war Anne jedes Opfer recht. Hauptsache, es half ihr, ihre angestauten Aggressionen loszuwerden. Ihr Hass auf den Erbfolger , ihre Wut über Krychnaks brutalen Eingriff in ihr Leben und über alles, was seitdem und daraus erwachsen war, musste raus. Brauchte ein Ventil. Ansonsten überstieg er nämlich jegliches kontrollierbare Maß und machte aus der äußerlich kaum erwachsen wirkenden Anne eine Furie. Anka? Wer war schon Anka? Eine Missgeburt, nichts weiter. Ein atmendes, lebendes Unding! Etwas, für dessen Existenz die Welt bezahlen musste. Und hier und heute fing sie damit an.
    Der Franzose lag am Boden, kauerte sich ans Vorderrad seines jämmerlichen Wagens und zuckte unkontrolliert. Ein breiter Strom aus Blut und Rotz floss ihm aus zahlreichen Körperöffnungen. Er war erledigt, doch Annes Hunger noch immer frisch. Noch immer ungestillt.
    Die ganze Sache hatte keine Minute gedauert, und die blonde Begleiterin des Bürschleins stand nach wie vor einfach vor dem Wagen und blickte fassungslos zu Anne, das entsetzte Gesicht ein einziges Fragezeichen. Sie hätte fliehen oder um Hilfe rufen können, doch stattdessen hatte sie Maulaffen feilgehalten. Dumme Kuh. Diesen Fehler würde sie mit dem Leben bezahlen, entschied Anne und wandte sich ihrem nächsten Opfer zu.
    Plötzlich gab es einen Knall, irgendwo hinter der Unsterblichen. Und dann drang eine altvertraute Stimme zu Anne herüber.
    »Sieh mal einer an«, sagte Matlock McCain. »Dass es so einfach sein würde, hätte ich nicht zu hoffen gewagt.«
    Der Anblick des scheinbar aus dem Nichts erschienenen Druidenvampirs brachte Bewegung in die Blonde. Hysterisch schreiend schlug sie die Hände über dem Kopf zusammen, sah sich fassungslos um und rannte schließlich einfach drauflos.
    Anne hätte ihr mühelos nachsetzen und auch ihre jämmerliche Existenz beenden können, ließ die Blonde jedoch ziehen. Nun hatte sie andere Dinge zu erledigen. Ein neues Ziel für ihre Aggression. »Wo kommst du denn her?«, fragte sie den Druidenvampir angriffslustig.
    McCain zuckte mit den Achseln. »Unwichtig. Die eigentliche Frage lautet: Wo will ich hin? Oder: Was brauche ich, um dorthin zu gelangen?«
    »Und die Antwort?«
    Der

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