0935 - Mysterium des Weltalls
Massetaster registrierte in etwa dreißig Grad Abweichung zur Flugrichtung eine größere Menge anorganischer Materie mit geringfügiger Beimischung organischer Materie. Unter normalen Umständen hätte Akrobath auf ein Raumschiff getippt, aber alle Erfahrungswerte sprachen dagegen. Er ignorierte die Anmessung und konzentrierte sich voll und ganz auf die ursprünglichen Impulse, deren Quelle ihm vielversprechender erschien, da die Taster ausschließlich organische Materie anzeigten.
Organisches Leben im leeren Raum?
Der Gedanke war selbst für den Roboter faszinierend, zugleich nährte er aber auch seine Hoffnung, die ersehnte Hilfe zu finden. Lebewesen, die organischer Natur waren und im Vakuum existieren konnten, mußten die höchste Stufe geistiger Entwicklung erreicht haben.
Wesen dieser Art waren mit Sicherheit in der Lage, das Problem eines amoklaufenden Bewußtseins durch geistige Beeinflussung zu lösen.
Akrobaths Augen ruhten fast ständig auf dem großen Bildschirm, der jeden Moment das optisch wiedergeben mußte, was die Meßinstrumente schon seit langem registrierten. Die KARMA flog schon längst mit Unterlicht.
Der Roboter beugte sich unwillkürlich vor, als auf der Mitte des Schirmes ein schwach leuchtender blauer Fleck entstand, der verschwommen und halb transparent wirkte. Nun zeigte der Entfernungsmesser äuch erstmals Werte an, so daß Akrobath in der Lage war, die Fluggeschwindigkeit entsprechend zu regulieren. Bevor er sich dem Phänomen weiter näherte, wollte er es aus sicherer Entfernung studieren.
Aus dem einzelnen blauen Lichtfleck waren inzwischen mehrere geworden, so als hätte sich das unbekannte Objekt geteilt. Noch immer deuteten die Daten darauf hin, daß es organische Materie war, die vor der KARMA im freien Raum schwebte.
Akrobath ging noch näher heran und paßte sich der Geschwindigkeit des dahintreibenden Pulks der blauen Lichter an, die keine Notiz von dem Schiff zu nehmen schienen. Nun wurden auch Einzelheiten deutlicher erkennbar. Der Roboter registrierte sie mit Befremden, da er keine logische Erklärung für die Erscheinung fand.
Sein Erinnerungsspeicher arbeitete auf Hochtouren, um zumindest Vergleiche zu finden. Die einzelnen Objekte, es waren etwa zwei Dutzend, erinnerten an riesige Quallen oder auch Fallschirme, deren Durchmesser etwa zehn Meter betrug. Sie waren durch Fäden, Leitungen oder Verästelungen mit einem kleineren Klumpen verbunden, ähnlich einem Springer mit seinem Fallschirm. Aber alles bestand aus organischer Materie, und zwar ohne die geringste Ausnahme.
Eine kurze Überprüfung der Meßinstrumente brachte zwei weitere Datenkomplexe, die neue Rätsel aufgaben.
Akrobath entsann sich des einen Massetasters, der ihm eine größere Ansammlung anorganischer Materie abseits der Flugrichtung angezeigt hatte. Nun stand einwandfrei fest, daß sich die seltsamen blauleuchtenden Gebilde genau auf diese Massekonzentration zubewegen.
Und zweitens war eine intensive fünfdimensionale Strahlung festzustellen, die von eben diesen Gebilden ausging, und zwar nicht regelmäßig sondern mit unterschiedlich schwankender Stärke.
Kurz entschlossen änderte Akrobath erneut den Kurs und folgte dem mit knapper Lichtgeschwindigkeit dahintreibenden Schwarm, ohne den Versuch zu machen, Kontakt aufzunehmen. Solange man ihn und die KARMA ignorierte, hatte er keinen Grund, diesen Zustand zu beenden. Wenigstens nicht eher, bis er das Ziel des Pulks kannte - jene rätselhafte Materieansammlung, die er trotz aller Versuche nicht auf den Bildschirm bekam.
Die leuchtenden Gebilde lebten, daran bestand für Akrobath kein Zweifel. Außerdem waren sie pflanzlichen Ursprungs. Ihre ganze Struktur deutete darauf hin. Der Organklumpen war vielleicht einmal die Wurzel gewesen, Verästelungen und Schirm jener Teil, der auf der Oberfläche existierte. Wie aber hatte sich ein solches Gebilde von seiner Welt lösen und von seiner Schwerkraft befreien können?
Der Erinnerungsspeicher gab keinen Hinweis.
*
Was Akrobath nicht wissen konnte, war folgendes: Die blauschimmernden Lebewesen stammten von einer Welt, die ständig einer intensiven Hyperstrahlung ausgesetzt war.
Die ständige Bestrahlung mit fünfdimensionaler Energie förderte Wachstum und Reife dieser organischen Einheiten, die früher einmal aus zwei Arten bestanden hatten, bis sie eine Symbiose eingingen und zu dem wurden, was sie nun waren.
Sie waren in der Lage, Hyperenergie an jeder beliebigen Stelle aufzunehmen und
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