0936 - Belials Abrechnung
Frauen ein leises Geräusch. Es klang wie ein Räuspern, das nur mühsam unterdrückt werden konnte. Sie lauschten dem Klang der Stimme, als sich die Gestalt erklärte oder offenbarte. Sie sprach ein wenig abgehackt, aber sie war zu verstehen, auch wenn die Stimme überaus künstlich klang.
»Ich bin Belial - Belial, der Engel…«
***
Jedes Wort hatten Glenda und Jane mitbekommen. Und bei jedem Wort lief ein neuer Gänsehautschauer über ihren Rücken, denn allein das Aussprechen des Namens klang ihnen wie eine Drohung entgegen. Jedes Wort teilte ihnen anhand des Klanges mit, wie chancenlos sie letztendlich waren, und der Name Belial erweckte bei ihnen Vorstellungen, die nicht eben als positiv angesehen werden konnten.
»Ja, das ist er«, hauchte Glenda. »Das ist der Engel, der falsche Engel. Einer, der in die Nähe des absolut bösen Luzifer gelangt ist. Der Engel, der auch versucht hat, göttlich zu sein - damals vor Urzeiten, zu einer Ära, die…« Ihre Stimme versickerte, weil Belial das Kommando übernehmen wollte und dies durch das Anheben seines rechten Arms andeutete.
»Du hast recht«, sprach er, »du kennst mich sehr gut. Ich bin Belial, der Engel, der Mächtige, der sich geschworen hat, der Menschheit seinen Stempel aufzudrücken. Der unter dem Schutz eines noch Größeren steht, der schon im Altertum verehrt wurde und im Alten Testament als Belial, das Tier, bezeichnet wurde. Ich bin der König der Lügen. Ich war einer der ersten, die in die Verdammnis stürzten, zusammen mit meinem mächtigen Herrn Luzifer. Aber wir haben uns wieder gefangen, denn auch die Verdammnis ist nicht ewig. Da irrte die andere Seite, denn ich bin wieder freigekommen. Und ich bin nie vergessen gewesen. Man hat nur mit meinem Namen gespielt. Man hat mich Baal genannt, auch Beelzebub, doch schließlich ist man bei Belial geblieben. Diesen Namen gaben mir die Hebräer. Ich habe mich erst dagegen gesträubt, denn er bedeutet einfach zu wenig. Ich bin wertlos, und ich weiß, daß mich in der Verdammnis ein Fluch getroffen hat oder mich auf den Weg dorthin begleitete. Aber ich habe mich mit meinem Schicksal abgefunden und habe es geschafft, wieder zurückzukehren, als mächtiger König, eben als Belial!«
Die Frauen hatten zugehört und jedes Wort aufgesaugt. Für sie stand fest, daß sie so etwas wie eine Ouvertüre erlebt hatten. Dämonische Wesen sind oft eitel. Immer dann, wenn sie die Chance haben, sich ins rechte Licht zu setzen, das vor allen Dingen bei den Menschen, nehmen sie auch diese Gelegenheit wahr. Belial reagierte da nicht anders. Er stellte seine Vorzüge heraus, die ein Mensch jedoch nicht als solche ansehen konnte.
In Jane drängte sich die Neugier hoch. Sie überwand die innere Sperre und sprach Belial an. »Wir haben gehört, wer du bist, aber wir wollen wissen, wo wir hier sind.«
»In meinem Reich.«
»Wo ist es?«
Belial sah aus, als wollte er lachen, aber dazu war er nicht der Typ. Das paßte einfach nicht zu ihm, deshalb sagte er mit knarrender Stimme: »Mein Reich ist unendlich, und ich bin darin der große Herrscher. Ich habe hier die Macht. Ich kann es ausdehnen, ich kann es verkleinern, ich bin der absolute König hier, und was ich will, das geschieht. Ihr seid in meinem Land, in meiner Welt, die es gibt oder doch nicht gibt, das überlasse ich den Menschen. Es ist ein wunderschönes Reich, eine herrliche Welt für sich. Schaut euch nur um, und ihr werdet es erkennen. Die Welt, nach der sich die Menschen sehnen, die für sie einfach voller großer Wunder steckt. Eine herrliche Welt…«
Das sahen Jane und Glenda anders. Für sie war es keine Welt, in der sie leben konnten, hier war das Grauen existent, obwohl nichts geschah, was sie körperlich traktierte. Aber das Gefühl, hier zu existieren oder überhaupt hier zu sein, das machte ihnen so zu schaffen, und daran änderten Belials Worte nichts. In dieser Welt gab es keine Freunde, nicht mal Licht, denn Belial haßte die Helligkeit.
»Warum sind wir hier?« flüsterte Glenda Perkins. »Was soll es bedeuten?«
»Warum? Ihr wollt den Grund wissen? Ich habe euch geholt, weil ich der Scharfrichter eures Schicksals bin. Ich habe nicht nur Freunde, auch Feinde, aber die Freunde meiner Feinde sind zugleich Feinde für mich, wenn ihr versteht.«
»Nicht ganz«, gab Jane Collins zu. »Wir haben dir nichts getan, Belial. Wir sind dir nicht mal begegnet und…«
Ȇberlege dir, was ich zuvor sagte. Freunde meiner Feinde sind auch meine
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