0937 - Die Rückkehr des Amuletts
und gelegentlich für meine Diana sein , er grinste innerlich, aber doch niemals für unser geliebtes Frankreich…
»Mann, wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mich heute Morgen sogar gewaschen«, murmelte er halblaut, als sich aus der Schar der Herumstehenden und miteinander Diskutierenden ein Brigadegeneral der Gendarmerie löste und auf ihn zukam. In diesem Moment bedauerte es Robin ehrlich, in seinem zerknautschten Mantel hier zu stehen.
Der General stellte sich als Sebastien Saez vor. Die Frau, die sich zu ihnen gesellte, war Regine Mioglio, eine hochrangige Mitarbeiterin der Reederei SNCM. Robin, der nicht auf den Kopf gefallen war, zählte eins und eins zusammen. Gleich darauf hatte er die Bestätigung: Die Fähre Danielle Casanova war entführt worden und ankerte etwa sechs Seemeilen vor der Küste! Saez leitete den Einsatz.
»Die Entführer haben ihre Karten bereits auf den Tisch gelegt«, sagte der General. »Der Anführer verlangt, dass die Regierung zehn Millionen Dollar auf ein Konto der Banke Keshavarzi in Teheran überweist.«
»Die landwirtschaftliche Bank, ja«, ergänzte Mioglio. »Wird immer wieder mit dem Terrorismus in Verbindung gebracht.«
»Ja. Als zweiten Punkt verlangen die Kidnapper die Freilassung der drei Terroristen Fazul Al-Liby, Ayman Atwa und Abdul Bin Imad El-Hoorie, die allesamt in französischen Staatsgefängnissen einsitzen. Die Entführer geben uns genau zwölf Stunden Zeit, zwei davon sind übrigens bereits verstrichen. Ansonsten drohen sie, die Danielle Casanova in die Luft zu sprengen. Der Anführer behauptet, es befinde sich mehr als ausreichend Sprengstoff dafür an Bord.«
»So? Tut er das?« Robin strich sich über seinen Schnauzbart. »Hören Sie, mon generale , das ist ja alles sehr bedauerlich, aber ich bin sicher, dass Sie mit der GIGN die Mistkerle auseinandernehmen können. Ich sehe allerdings meine Rolle in dem ganzen Drama, das hoffentlich keins werden wird, noch nicht so recht.«
»Gerard Rossi.«
»Was?«
»Gerard Rossi ist der Anführer der Terroristen. Wie man mir sagte, Inspektor, sind Sie ihm gerade auf den Fersen und kennen ihn und sein Umfeld somit am allerbesten.«
»Chefinspektor. So viel Zeit muss sein, mon generale .« Robin schüttelte den Kopf. »Rossi soll ein Schiff gekidnappt haben? So einen riesigen Kahn wie die Danielle Casanova ? Entschuldigen Sie, aber das halte ich für einen schlechten Witz. Rossi ist ein kleines Licht. Drogenhandel in Lyon, Prostitution, auch mal Mord, weswegen ich ihm gerade an der Backe hänge. Zu mehr ist der Kerl aber nicht fähig.«
»Sie haben keinerlei Hinweise, dass er mit Terrorismus zu tun hat?«
»Hm, nein, bis jetzt nicht. Und ich bin sicher, dass das alles eine Nummer zu groß für ihn ist. Das weiß Rossi auch. So was würde der niemals drehen. Es handelt sich um eine Verwechslung. Ganz sicher.«
»Kommen Sie mit.« Saez führte Robin in das Nebenzimmer. Polizisten saßen vor einem Turm von Anlagen, die vollgestopft mit Elektronik waren. Ein Colonel starrte so intensiv auf ein Telefon, als wolle er es hypnotisieren. Er drehte sich kurz um und nickte knapp. Gleich darauf sah Robin einen kleinen Film. Er zeigte einen mittelgroßen, sehnigen Mann mit glatt rasiertem Gesicht und einer schwarzen Lockenpracht, die ihm bis auf die Schultern hing. Er bedrohte den Kapitän und andere auf der Brücke Anwesende mit einer automatischen Waffe. Trotz Sonnenreflexen in der Scheibe waren die Menschen gut zu erkennen.
»Rossi!«, sagte Robin nach einer Pause verblüfft. »Er scheint es tatsächlich zu sein. Ich fasse es nicht. Woher haben Sie die Aufnahmen?«
»Als sich der Nebel dort draußen schlagartig verzogen hat, haben wir einen Polizeihubschrauber losgeschickt. Der kreist jetzt dort draußen und liefert uns Bilder. Schauen Sie hier mal genau hin, Robin. Das ist ein absolutes Phänomen, das sich niemand erklären kann. Der Nebel hat sich nicht nur in einem Umkreis von etwa einem Kilometer um das Schiff aufgelöst, es gibt auch einen breiten Sichtkorridor bis hierher an Land. Und das Tollste daran ist: Diese nebelfreie Zone ist wie festzementiert. Die Suppe drum herum ist nach wie vor so dicht wie der Schimmel auf der Erdbeermarmelade meiner Frau und eigentlich müsste sich die freie Zone längst wieder gefüllt haben. Tut sie aber nicht. Wenn ich nicht frei von jedem Aberglauben wäre, würde ich denken, eine höhere Macht will uns das Schiff wie auf dem Präsentierteller, nun äh,
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