0939 - Das Rätsel von Lakikrath
Vermutlich wäre es gar nicht soweit gekommen, weil ihnen die Passanten aus dem Weg gegangen wären. Aber inzwischen hatte es sich herumgesprochen, daß die Tempester abgestumpft und apathisch geworden waren. Jetzt holten sie sich blutige Schädel.
Der Tempester ging unter einem Hagelschlag von Fäusten zu Boden und mußte daraufhin eine Reihe von Fußtritten einstecken. Die Kleidung der Tempesterinnen war in Fetzen gegangen, sie wiesen überall am Körper blaue Flecken auf. Der rechte Arm einer Tempesterin schien gebrochen zu sein. Die Tempester hatten nicht nur ihre Aggressivität verloren, sondern auch ihre Widerstandskraft.
Wahrscheinlich wären die vier zu Tode geprügelt worden, hätte es der Zufall nicht gewollt, daß gerade in diesem Moment der Psychodetransport vorbeikam. Als die transparente Transportscheibe über die Köpfe der Passanten hinwegglitt, ruckten ihre Köpfe hoch. Schließlich waren alle Passanten in den Bann des Psychods geschlagen: Sie empfingen Boy tMargors Botschaft.
Nur die Tempester nicht. Die Frauen blickten zwar ebenfalls hinauf, sahen aber sofort wieder weg. Sie nutzten die Gelegenheit, sich unbemerkt aus dem Staub zu machen. Der Tempester war aber nicht mehr in der Lage, sich aus eigener Kraft in Sicherheit zu bringen.
Hotrenor-Taak befahl, die Transportscheibe mit dem Psychod anzuhalten, um die Menge abzulenken, während er eine Ambulanz zu der Stelle beorderte, die den verwundeten Tempester abholen sollte.
Der Lare war der Meinung, daß das Problem der Tempester schnellstens gelöst werden mußte. Nicht nur weil ihr Niedergang die Moral der Paratender-Aspiranten untergrub, sondern weil er es einfach nicht mit ansehen konnte, wie sie dahinsiechten.
Natürlich dachte er als Paratender in erster Linie daran, sie als Kämpfer für Margor zurückzugewinnen.
Aber wie sollte das geschehen, wenn sie nicht einmal mehr auf Psychode ansprachen? 3. „Ihr habt es gleich geschafft!" verkündete Ahrzaba den Probanden, die die Materialisation herbeiführen sollten. „Tezohr beginnt sich zu manifestieren. „ Eine Leuchterscheinung huschte durch den Krönungssaal. Die Umrisse waren noch verwischt, ein verschwommener, konturloser Nebel aus glitzernden Partikeln. Aber immerhin ... „Ihr schafft es! „sprach Ahrzaba den Probanden zu.
Plötzlich stürzte ein Morphling in das Gewölbe, verfolgt von drei anderen. Ihr schrilles Geschrei durchbrach die ehrfürchtige Stille und störte die Konzentrationsfähigkeit der Probanden.
Die Erscheinung erlosch. „Macht weiter", verlangte Ahrzaba. „Es geht. Ihr seid nahe daran. Wie war der Kontakt zu Tezohr?"
„Von einem Kontakt zu sprechen, ist leicht übertrieben", sagte Kehrila. „Es war bloß ein flüchtiger Eindruck."
„Kein Grund, daß dir deshalb gleich die Stimme bricht, Kehrila", sagte Ahrzaba vorwurfsvoll. „Ich spreche ganz normal."
Ahrzaba ging nicht näher darauf ein, war aber mißtrauisch geworden. „Macht weiter."
„Zuerst müssen die Morphlinge verschwinden."
Die Probanden, die für die Sicherheit verantwortlich waren, jagten die Morphlinge, fingen sie ein, verschlossen ihnen die Münder und schoben sie in einen Nebentrakt ab. Danach konzentrierten sie sich wieder auf die Eindringlinge von außerhalb. „Jetzt herrscht wieder Ruhe. Macht weiter", verkündete Ahrzaba. Frage an die Verteidiger-Probanden: „Was machen unsere menschlichen Sorgenkinder?"
„Sie sind nicht unterzukriegen", sagte Wevellyn. „Im Untergrund ist nur schwer an sie heranzukommen.
Aber sie entfernen sich bereits wieder aus dem Zentrum."
„Es genügt, sie zu verjagen. Haltet sie nur vom Krönungssaal fern."
Durch das Gewölbe wirbelte etwas wie ein rotierender Nebel aus Licht und Schatten, eine funkensprühende Staubkaskade. „Tezohr?"
„Ja. Er festigt sich..."
Aber da war die Erscheinung auch schon wieder verschwunden.
Ein vielkehliger Aufschrei der Probanden wie aus einem Mund. Kehrila sackte zusammen, fiel nach hinten und blieb rücklings liegen. „ Was ist?" fragte Ahrzaba besorgt. „Kollaps."
Kehrila regte sich wieder. „Nichts weiter... es geht mir gut... wir sind schon wieder in Ordnung ..."Ihre Stimme versagte einige Male, schwankte zwischen Falsett und Baß und verfiel zwischendurch in einen eigenartigen Singsang. Ahrzaba kannte die Symptome. Nun hatte es auch Kehrila erwischt. „Verlaß den Kreis", befahl Ahrzaba. „Du bist im Wechsel und störst nur die Konzentration der anderen."
„Nein, ich bin in Ordnung", begehrte
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