0939 - Das Rätsel von Lakikrath
ähnlich ergehen" erwiderte Jennifer, „wenn ihr keinen markanten Treffpunkt vereinbart habt."
Tekener schüttelte den Kopf. „Irgendwo am Beginn der Lakikrath-Fälle gibt es in der Steilküste Höhlen, die einst von lemurischen Flüchtlingen bewohnt wurden. Dort erwartet uns Doomvar."
*
Doomvar war ein großer, schlanker Mann. Er hatte den Kopf kahlgeschoren, so daß die abstehenden Ohren deutlich erkennbar waren. Sein Gesicht war knochig, die Wangen eingefallen, unter den tief in den Höhlen liegenden Augen hatte er dunkle Ringe. Er hatte den unsteten Blick und das nervöse Zucken eines Süchtigen, der unter Entwöhnungserscheinungen litt.
Er war dem Munarquon verfallen, aber er hatte noch nicht ein Stadium erreicht, daß er als unheilbar gegolten hätte. Andernfalls hätte Tekener ihm das Medikament nicht überlassen, das auf die Tekheter wie ein Rauschgift wirkte.
Es durfte eigentlich nicht verwundern, daß die Tekheter in so starkem Maß auf Munarquon ansprachen, denn es war schon längst bekannt, daß dieses Beruhigungmittel auf parapsychisch Begabte wie ein Halluzinogen wirkte. Und Tekheter waren, wie die Vincraner auch, aufgrund der Fähigkeit des Paralauschens, die sie zu Vaku-Lotsen machte, gewissermaßen Mutanten.
Tekheter und Vincraner unterschieden sich voneinander nur durch einen anderen Glauben, beide Volksgruppen stammten von den Lemurern ab, die vor einem halben Jahrhunderttausend vor den Halutern in die Provcon-Faust geflohen waren. Schon damals war die Kultur der Prä-Zwotter nur noch in Resten vorhanden gewesen, aber die Dunkelwolke hatte bereits in ihrer heutigen Form existiert.
Das Alter des Staubmantels war nicht zu bestimmen, denn er war ein zu instabiler Hyperstrahler, der sich mit menschlicher Technik nicht analysieren ließ. Immerhin schien es erwiesen, daß die kugelförmige Dunkelwolke mit einem Durchmesser von fünf Lichtjahren keines natürlichen Ursprungs war. Die Konstellation der zweiundzwanzig in den Staubmantel eingeschlossenen Sonnen wies dagegen eine natürliche Homogenität auf, so daß die Theorie einer Sternmanipulation von den meisten Provcon-Forschern abgelehnt wurde.
Es gab, das Innere der Provcon-Faust betreffend, keine nennenswerten astronomischen Streitfragen, an denen sich die Gemüter hätten erhitzen können. Man war sich lediglich nur darüber nicht einig, ob Tekheter als Mond oder als Planet zu führen war.
Streng genommen war die Heimat der Tekheter gleichen Namens ein Mond, der den zweiten Planeten des Arwalal-Systems in einer exzentrischen Bahn umlief. Dieser Trabant eines Giftgasriesen hatte allerdings irdische Ausmaße und eine recht ähnliche Beschaffenheit wie Terra, und man hielt sich allgemein an die Definition seiner Bewohner, die ihn als Planeten bezeichneten. Obwohl es zwischen Arwalal II und dem dritten Planeten eine große Lücke gab, war es zweifelhaft, ob diese Lücke einst von dem Himmelskörper Tekheter ausgefüllt worden war.
Die Lemurer-Abkömmlinge jedenfalls hatten einst dieselben Bedingungen in der Provcon-Faust vorgefunden, die auch heute noch herrschten.
Doomvar hatte mit der Vibratorklinge einen Lianenstrang in handlange Stücke zerteilt und sie der |;j Länge nach aufgeschnitten. Nun lagen zehn solcher geschlitzter Röllchen neben ihm. Er blickte zu dem Päckchen mit dem farblosen mehlartigen Inhalt, das Tekener neben sich auf einen Fels gelegt hatte. „Du kannst es mir unbesorgt geben", sagte Doomvar. Die dicken Felswände schirmten das Tosen der nahen Wasserfälle weitgehend ab, so daß er die Stimme nicht zu erheben brauchte, um sich zu verständigen. „Ich bin an das Zeug schon so gewöhnt, daß es auf mich keine Nebenwirkungen mehr hat. Je mehr man davon nimmt, desto anregender wirkt es. Ich bekomme davon keine Halluzinationen, es wirkt bloß bewußtseinserweiternd."
Tekener warf ihm den Beutel mit Munarquon zu. Doomvar öffnete ihn mit zittrigen Fingern, griff mit Daumen und Zeigefinger hinein und streute dann in den Schlitz eines Lianenröllchens etwas von dem mehligen Staub. Durch die Feuchtigkeit im Hohlraum des Lianenstranges quoll das Munarquon auf, und Doomvar steckte sich das Röllchen schnell in den Mund und sog daran.
Die Wirkung setzte sofort ein. Das Zittern seines Körpers legte sich, und seine ungesunde Hautfarbe wich einem natürlichen Teint. Er seufzte genüßlich. „Warum geht ihr Tekheter Lakikrath aus dem Weg?" fragte Tekener. „Tabu", sagte Doomvar einsilbig. Als der Inhalt des Röllchens
Weitere Kostenlose Bücher