0940 - Geburt einer Dunkelwolke
Traum hat sich verflüchtigt wie ein Hauch. Und du scheinst mehr an ihm zu hängen, als ich es je getan habe. Flucht ist keine Lösung, Khara. Noch haben wir andere Möglichkeiten."
„Die Technik der Petronier, ich weiß", sagt sie abfällig. Sie wendet sich ab und geht.
Ich blicke ihr nach. Als sie mir aus den Augen verschwindet, veranlaßt mich ein Geräusch in meinem Rücken, daß ich mich umdrehe.
Dort taucht einer der Ingenieure auf. Ich bin sicher, daß er gewartet hat, bis ich allein bin. Er kommt auf seinen langen Beinen zu mir und bleibt eine Armlänge vor mir stehen. Er überragt mich um mehr als einen Kopf.
Wohlwollend blickt er auf mich herab. Er sagt: „Es freut mich, daß du wieder deinem Animus den Vorzug gegeben hast, Tezohr. Erinnerst du dich an mich? Ich bin Gwester. Ich hatte mit dir als Tezah schon zu tun, doch da warst du recht unzugänglich."
„Ich erinnere mich an alles, was ich als Tezah getan habe", sage ich schroff. Manchmal hat man das Gefühl, daß die Petronier sich uns Läandern nicht nur überlegen fühlen, sondern daß sie uns für minderwertig halten, denn wir besitzen keine Technik. Daß wir die technische Phase unserer Evolution längst schon hinter uns haben, ist für sie mit Denegeration gleichzusetzen.
„Können wir die unterbrochene Besprechung fortsetzen, Tezohr?" fragt Gwester. „Es geht um die Verteidigung eures Reiches gegen die Barbaren."
„Nicht hier", sage ich entschieden. „Thobuskan ist ein Ort der Erbauung. Gehen wir nach Ailand."
Gwester winkt lächelnd ab.
„Nicht gehen! Fliegen wir. Bei einem Ausflug in den Weltraum läßt sich das zur Diskussion stehende Thema besser erörtern. Mein Raumschiff steht oberhalb des Wasserfalls."
Er geht vor, und ich folge ihm. Schweigsam erklimmen wir die Steilküste. Ich habe Muße, über die Ingenieure und ihre Absichten nachzudenken, und ich frage mich, ob es wirklich richtig ist, daß wir uns immer mehr in ihre Abhängigkeit begeben.
*
Es ist noch nicht lange her, als die Petronier nach Arla Mandra kamen. Ich hatte gerade vorgehabt, Tezah zu werden, da tauchte eines ihrer Raumschiffe auf.
Wir bedienen uns selbst nicht der Raumfahrt, sondern haben über das Reich der 22 Sonnen ein unsichtbares Netz von immateriellen Brücken gespannt, die alle Planeten der vier Sonnensysteme miteinander verbinden.
Trotzdem sind uns Raumschiffe ein durchaus vertrauter Anblick, denn .wir pflegen zu einigen raumfahrenden Völkern Kontakt.
Zumindest war das so, bevor die wilden Horden in die Galaxis einfielen und das große Chaos ausbrach.
Wir hielten das Flugobjekt der Ingenieure fälschlicherweise für ein Kampfschiff dieser Barbaren und glaubten schon, daß nun die Reihe an uns Läandern sei. Aber die Wesen, die nach der Landung auf Ailand dem Raumschiff entstiegen, zeigten keinerlei feindliche Absichten.
Sie bezeichneten sich als Petronier und als Galaktische Ingenieure, die ihre Aufgabe darin sahen, unterentwickelte oder bedrohte Völker mit Hilfe ihrer hochstehenden Technik zu unterstützen.
„Wir brauchen keine Technik. Und wir können uns selbst helfen",hatte Phora höflich abgelehnt, die zusammen mit mir und Khara die Fremden empfingen.
„Und was hättet ihr getan, wenn wir von der wilden Horde gewesen wären?" hatte Dosmeno, der Sprecher der Petronier erwidert. „Wie hättet ihr euch zur Wehr setzen wollen, wo ihr nicht einmal die primitivsten Waffen besitzt? Es ist euer Glück, daß wir vor den Barbaren hier eingetroffen sind. Wir sind in der Lage, euch zu schützen.
Und wir verlangen nicht einmal eine Gegenleistung dafür. Natürlich können wir euch nicht zu eurem Glück zwingen.
Aber euer Einverständnis vorausgesetzt, werden wir alles Nötige zu eurem Schutz veranlassen."
Phora hatte kein Vertrauen zu den Ingenieuren.
Die Mehrheit unseres Volkes entschied sich jedoch dafür, die Hilfe der Fremden anzunehmen. Ich wurde zum Sprecher der Pro-Petronisten und führte seit damals Streitgespräche mit Khara-Kharand über Nutzen oder Schaden dieser Abmachung.
Schon bald nach dem ersten Kontakt kamen die Petronier in gewaltigen Raumschiffen und entluden ihre Maschinerien auf allen Planeten unseres Reiches. Sie bauten gigantische Industrieanlagen auf und begannen die Bodenschätze der Planeten zu fördern. Ihren Fertigungsanlagen entströmten bizarre technische Gebilde, von denen die Ingenieure behaupteten, daß wir ohne sie bald nicht mehr würden leben können.
Die Maschinen sollten uns den Alltag
Weitere Kostenlose Bücher