0940 - Gipfel der Macht
wie Nazarena Nerukkar. Wer seine Arbeit schnell und gut verrichtete, den ließ er in Frieden. Die anderen jedoch, die Faulpelze und Drückeberger, hatten bei Vorrog nichts zu lachen.
Auch an diesem Morgen, an dem jeder hier darauf brannte, zu erfahren, ob der Kampf der Machtkristalle bereits entschieden war oder noch anhielt, gab es da keine Ausnahme. Miso Vorrog erschien bei Sonnenaufgang in den Gemächern der ERHABENEN, in denen es um diese Zeit bereits vor lauter Bediensteten nur so wimmelte.
Vorrog hatte angeordnet, die Räume bis in den letzten Winkel auf Vordermann zu bringen. Er rechnete damit - so wie es die meisten im Palast wohl taten -, dass Nerukkar den Kampf erfolgreich abschließen würde. Wenn sie dann zum Palast zurückkehrte, sollte sie alles vom Feinsten vorfinden.
Miso kontrollierte pedantisch genau, welche Fortschritte bereits gemacht wurden und war erstaunt, denn im Prinzip war bereits alles erledigt. Jeder schien alles gegeben zu haben - so sollte das auch sein, denn nach einem aufreibenden Machtkampf hatte die ERHABENE ein Recht auf Ordnung und Sauberkeit. Zumindest sah Vorrog das so.
Zwei Stunden später verließ die Putzkolonne die Gemächer. Zurück blieben nur Vorrog und die zehn Men in Black, die Nazarena Nerukkars Leibgarde bildeten. Auf Ewige hätte Nerukkar sich da niemals verlassen, denn sie war sich ihrer mannigfachen Feinde in der DYNASTIE bewusst.
Die zehn dhyarragesteuerten Cyborgs hatten sich ganz automatisch an strategisch wichtigen Punkten vor und in den Räumen postiert. Wenn man sie so sah, konnte man durchaus glauben, sie wären absolut leblose Puppen, die für niemanden eine Gefahr darstellen konnten. Miso Vorrog wusste sehr genau, dass dem nicht so war. Er hatte die Leibgarde der ERHABENEN schon in Aktion erlebt. Sie konnten es mit jedem Gegner aufnehmen.
Wirklich mit jedem?
Sicherlich mit denen, die sie offen angreifen würden. Was sie gegen einen wachen Geist ausrichten konnten, der einem präzisen Plan folgte, das würde sich nun sicherlich zeigen.
Absichtlich dicht und mehr als penetrant marschierte Vorrog an den Men in Black vorbei - einmal, zweimal - sie zeigten keinerlei Reaktion, denn der Alpha gehörte schließlich hierher. Mehr hatte er nicht wissen wollen, also beendete er diesen Test.
In den Gemächern der ERHABENEN musste Vorrog sich keine Sorgen machen, dass er durch Kameras oder Mikrofone in seinem Tun gestört würde. So etwas gab es hier nicht. Die Privatsphäre Nazarena Nerukkars war ein Heiligtum, dem sich nicht einmal die Ewigen der Spionageabwehr widersetzen konnten. Ganz am Anfang von Nazarenas Zeit im Kristallpalast hatte es einer dreist gewagt, eine Kamera im Eingangsbereich zu installieren. Sie war rasch entdeckt worden - der Ewige wurde exekutiert.
Miso Vorrog stellte sich so, dass er praktisch den zentralen Punkt zwischen den Men in Black einnahm. Er drehte sich einmal um seine eigene Achse. Zufrieden nickte der Alpha, dann zog er aus einer Tasche seiner Kombination ein kleines Gerät, das einem Codegeber ähnlich sah. Er aktivierte es mit seinem Daumenabdruck, den er auf dem winzigen Display aufbrachte. Genau dort leuchtete eine liegende 8 auf, die das Machtsymbol der DYNASTIE darstellte.
Vorrog war ein Organisationstalent. Diese Fähigkeit hatte ihn auf den Posten gebracht, den er nun bekleidete. Ein Techniker war er ganz sicher nicht. Daher war ihm auch nicht bekannt, wie dieses Gerät funktionierte - er musste nur wissen, dass es funktionierte. Er streckte den Arm auf Brusthöhe aus, berührte erheut mit dem Daumen das Display, und drehte sich dann langsam im Kreis.
Im Geist zählte er mit: eins, zwei… sechs, sieben… neun und zehn.
Dann deaktivierte er das Gerät wieder und verstaute es in seiner Kombination. Langsam schritt er die Reihe der Men in Black ab, die nun alle reglos am Boden lagen. Sie hatten in keiner Form auf den Angriff reagiert, denn für sie war es ja keiner gewesen. Vorrog hatte keine Ahnung wie, doch dieser winzige Kasten hatte die Programmgehirne der Men in Black zerstört. Einfach so.
Dann wartete der Alpha ruhig und gelassen ab. Wenn diese Räume vielleicht doch unter Beobachtung standen, würde hier gleich der Teufel los sein, denn wer gesehen hatte, was Vorrog hier tat, dem musste sofort klar werden, dass Gefahr für die ERHABENE drohte.
Wenn die Räume allerdings sicher waren, dann…
Vorrog musste nicht lange auf die Antwort warten, denn das Türsignal schlug nur wenig später an. Vorrog öffnete
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