0940 - Gipfel der Macht
bestieg den Gleiter, mit der er hergekommen war. Sein Ziel war der Kristallpalast, denn weil er keinerlei Risiken eingehen wollte, kontrollierte er alles selbst. Es gab mehr als genug Alphas, die ihre Aufgaben mehr oder weniger andauernd delegierten, doch das war noch nie Misos Art gewesen. In diesem ganz speziellen Fall kam das absolut nicht infrage.
Als der Kristallpalast vor ihm auftauchte, da spürte Vorrog die nervliche Anspannung im hohen Maße. Er konnte ihn kaum noch abwarten, den Augenblick, in dem die Falle zuschlug.
Doch die DYNASTIE war ja bereits beim Anflug auf die Kristallwelt - lange konnte es also nicht mehr dauern.
***
Nazarena Nerukkar generierte eine Schutzglocke aus Dhyarra-Energie um sich herum; sie tat dies instinktiv, denn der Anblick von Starless rief eine Panik in ihr hervor, die sie so früher nicht gekannt hatte - nicht einmal vor ihrer Zeit als ERHABENE.
Die Art und Weise, wie er sie geschlagen und beinahe auch getötet hatte, war wahrscheinlich für alle Zeiten in ihr verankert. Das konnte sie nur noch loswerden, wenn sie den Vampir aus eigener Kraft tötete. Doch war sie dazu in der Lage? Natürlich - mit ihrem Machtkristall war sie ihm himmelhoch überlegen, doch ihn so zu töten war nicht vergleichbar mit einem Kampf Mann gegen Frau.
Ihre Panik steigerte sich allerdings noch weiter, als sie das Wesen betrachtete, das neben Bibleblack stand. Es war Tan Morano, der alte Vampir, der sich durch Verrat den Machtkristall Ted Ewigks angeeignet hatte. Als Nazarena ihn zuletzt gesehen hatte, wirkte er wie ein Greis, war ohne Kraft - halb verdurstet, denn sie, die ERHABENE, hatte ihm nur so viel von dem roten Saft zukommen lassen, dass er nicht einfach verging.
Damals hatte alles noch ganz anders ausgesehen, denn der Machtkristall Ewigks war abgeschaltet, Morano und Bibleblack befanden sich in Nazarenas Gewalt, die souverän die Szenerie beherrschte.
Doch nun?
Es war Tan Morano - ganz sicher, doch nun war er jung, strotzte vor Energie und hatte nicht ein graues Haar auf dem Kopf. Sein Gesicht wirkte glatt und gepflegt - da war kein Platz für auch nur eine einzige Falte. Doch den größten Schock erlitt Nerukkar, als sie erkannte, woher das Funkeln an Moranos Halspartie stammte.
Die ERHABENE stöhnte auf.
»Bei den brennenden Welten von Septias Sonnen - was hast du getan? Du… Frevler! Du bist es nicht wert, einen Dhyarra auch nur berühren zu dürfen!«
Nazarena Nerukkar war außer sich, denn Tan Morano hatte einen Schritt gewagt, den niemand in der DYNASTIE je gegangen war oder je gehen würde. Er war eine dauerhafte Verknüpfung mit dem Machtkristall eingegangen. Für einen Ewigen war das eine unfassbare Tat. Nazarena ahnte, aus welchem Grund der Vampir dies getan hatte. Der Machtkristall hatte sich bei der Existenz Moranos bedient, hatte gegeben und gleichzeitig genommen - und ganz sicher mehr genommen, als Morano auf Dauer würde geben können.
Tan Morano lächelte die ERHABENE beinahe mild an.
»Ich habe das getan, was euch Ewigen nie gelungen wäre - ich habe den Dhyarra zu einem Teil von mir gemacht. Wer könnte mir jetzt noch widerstehen? Du sicher nicht, denn ich kann fühlen, wie unsicher und aus dem Lot deine Seele schon ist. Den Alpha, der dich herausgefordert hat, konntest du nur mit Tricks besiegen, aber bei mir funktionieren solche Manipulationen nicht.«
Morano unterbrach sich selbst. Er ließ seine Blicke durch die Zentrale schweifen, dann ging er umher wie jemand, der sich die Wohnung ansieht, in die er zu ziehen gedenkt.
»Ja, schön hier. Ein prächtiges Schiff. Ich werde es als Flaggschiff behalten.« Er blieb stehen und blickte zu Nazarena, die verzweifelt nach einer Lösung aus dieser Misere suchte. Was konnte sie tun? Selbst wenn sie in bester Verfassung gewesen wäre - wie bekämpft man einen lebenden Machtkristall?
Plötzlich hob Morano seine linke Hand und machte eine wischende Bewegung in Richtung der ERHABENEN. Nerukkar hatte keine Chance zu reagieren, doch der Angriff war überhaupt nicht direkt auf sie als Person gerichtet worden. Morano wollte ihr nur beweisen, wie unterlegen sie ihm war - und das gelang ihm eindrucksvoll, denn die starke Schutzkuppel aus Dhyarra-Magie löste sich ganz einfach auf.
Nerukkar verlor ihre Fassung. Sie taumelte einige Schritte nach hinten, dann schleuderte sie einen breit gefächerten Schwall purer Energie auf Morano, der stark genug war, um jeden Gegner zu Fall zu bringen. Doch Tan Morano wankte nicht einmal. Er
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