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0940 - Gipfel der Macht

0940 - Gipfel der Macht

Titel: 0940 - Gipfel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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dir? Jeder Fisch im Meer ist gesprächiger als du. Das hier ist eine Abstellkammer, nicht mehr und nicht weniger. Die wird man ganz sicher nicht abhörtechnisch bestückt haben. Wir müssen also nicht verstummen.«
    Laertes blickte Zamorra mit seinen dunklen Augen intensiv an.
    »Du erinnerst dich, warum wir überhaupt hierher gekommen sind?«
    Jetzt begriff der Parapsychologe überhaupt nichts mehr.
    »Natürlich, weil sich auch Morano hierher auf den Weg gemacht hatte. Aber der hockt sicher schon wieder irgendwo in Paris oder Rom - Korsika dürfte für ihn gestorben sein. Er wird Pläne aushecken, deren Quintessenz wir sicher schon bald zu spüren bekommen.«
    Laertes schüttelte den Kopf.
    »Genau das tut er nicht. Er ist noch hier, Zamorra. Hier an Bord der DYNASTIE. Ich sagte dir doch, dass ich ihn spüren kann. Und er versteckt sich nicht wie wir.«
    Zamorra hockte sich neben Laertes auf den kalten Boden.
    »Das musst du mir erklären.« Laertes schien so etwas wie eine Antenne zu haben, wenn es um Morano ging.
    »Ich bin kein Telepath, ich kann jedoch bei bestimmten Personen auch aus der Distanz heraus erkennen, wie deren momentane Befindlichkeit ausschaut. Hat die Person Angst? Wird sie gejagt? Oder hat sie große Schmerzen oder fühlt sie sich vielleicht ganz einfach nur wohl? Du verstehst?«
    Natürlich verstand Zamorra, denn er hatte Menschen kennengelernt, die über ganz ähnliche Fähigkeiten verfügten. Das hatte nicht immer gleich etwas mit Magie zu tun. Empathische Kräfte zu besitzen konnte Segen oder auch Fluch bedeuten.
    Der Parapsychologe wusste, dass viele mit dieser Fähigkeit ausgestattete Menschen sie liebend gerne gegen ein dickes Fell eingetauscht hätten, mit dem man sein Leben wesentlich besser meistern und ertragen konnte. Doch auch Zamorra konnte da keine Hilfe anbieten.
    Brik Simon, der aus London stammende Freund des Professors, war da ein Extremfall, denn Briks empathisches Fühlen ging noch viel weiter. Er war dazu verflucht, die Aktivitäten der Schwarzen Familie zu erkennen, wo immer deren Mitglieder ihre bösen Mächte auch einsetzten, aber er konnte nichts, absolut nichts dagegen unternehmen. Brik war ein normaler Mensch, kein Held, kein mit irgendwelchen Kräften ausgestatteter Held. Er konnte nur versuchen, Hilfe zu holen - oder das Grauen ganz einfach zu ertragen, das er sah.
    Laertes blickte seinen Freund sehr ernst an.
    »Du kannst mir glauben, dass Tan Morano sich hier an Bord befindet und zwar in absolut euphorischer Stimmung. Ich weiß nicht, was hier geschehen ist, aber ich hege da so einen Verdacht.«
    Zamorra ahnte, um welchen Verdacht es sich handelte und er fürchtete, dass der Uskuge in der Einschätzung der Lage wieder einmal richtig liegen mochte. Dalius war alles andere als ein Träumer, der die Augen vor Dingen verschloss, wenn sie nicht in sein Weltbild passten - er war Realist, der sich dem stellte, was nun einmal Tatsache war. Es mochte sein, dass dies von vielen Zeitgenossen als Pessimismus und negatives Denken betrachtet wurde, doch dem war nicht so. Er analysierte die Lage nur sachlich und handelte entsprechend.
    »Dann sollten wir uns Gewissheit verschaffen. Kannst du sagen, wo im Schiff er sich aufhält?«
    Laertes nickte. »Nicht auf den Punkt genau, aber er befindet sich entweder in der Zentrale oder ganz dicht dabei - in den Räumen von Nazarena Nerukkar. Aber wir können nicht so einfach einen Sprung dorthin wagen, denn hier an Bord der DYNASTIE scheinen selbst die Men in Black von einem ganz eigenen Kaliber zu sein. Wir müssen extrem vorsichtig vorgehen.«
    Professor Zamorra überlegte einen Augenblick.
    »Gewissheit können wir uns auch an einem anderen Ort als der Zentrale holen. An Bord jedes Raumers der Ewigen gibt es einen Raum, in dem man die Verstorbenen oder Gefallenen aufbahrt. Die Ewigen gehen nach ihrem Tod nicht in einen normalen Zerfall des Körpers über - sie lösen sich auf, verschwinden vollständig und nur ihre Kleidung bleibt übrig. Sie nennen das recht prosaisch hinüber gehen, wohin auch immer. Aber oft dauert es Stunden, bis dieser Vorgang tatsächlich stattfindet. Kannst du diesen Raum finden?«
    Laertes lauschte wieder in sich hinein, völlig in sich versunken - und Zamorra fragte sich, was bei dem Uskugen geschah, wenn er sich in diesem Zustand befand. Plötzlich und ohne Übergang war Laertes wieder vollkommen klar.
    »Ich habe ihn gefunden. Er wird von drei Men in Black bewacht, die vor der Tür stehen. Wir wagen es.«

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