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0943 - Herren aus der Tiefe

0943 - Herren aus der Tiefe

Titel: 0943 - Herren aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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doch selbst nicht! Das ist Science Fiction.«
    »Bedaure, aber ich weiß nicht mehr, was ich noch glauben soll, Sergeant «, schnappte sie zurück. »Ich weiß nur, was mir diese Kadaver erzählen. Und die sprechen eine eindeutige Sprache. Leichen lügen nicht.«
    Zandt schüttelte den Kopf. »Diane, kommen Sie. Sie ersetzen einen Humbug mit einem anderen! Die Freaks da draußen glauben an unterirdische Mythenmonster, und jetzt wollen Sie mir weißmachen, wir hätten es stattdessen mit - mit irgend so einem Voodoo-Mist zu tun?«
    Millerton seufzte und setzte ihre Arbeit an den Kadavern fort. »Voodoo und Konsorten sind ganz andere Baustellen, Zandt«, sagte sie dabei. » Das ist Science Fiction, wenn Sie mich fragen. Aber spontane Selbstentzündung? Ich hab mich mal im Computer schlaugemacht: Allein in den letzten dreihundert Jahren wurden zweihundert Fälle aktenkundig, in denen diese Angabe als Todesursache vermerkt wurde.«
    »Und warum? Weil niemand auf die Idee kam, mal genauer hinzusehen! Das ist doch lachhaft.« Zandt grunzte schon wieder. »Im Mittelalter glaubte man auch, rothaarige Frauen seien Hexen. Und? Sehen Sie hier irgendwo einen Scheiterhaufen?«
    Dianes Lächeln wurde breiter. »Vielleicht sollten Sie tatsächlich Holz aufschichten, Lieutenant. Ich kann Ihnen nämlich keine bessere Erklärung bieten.«
    Was für ein Unsinn! Paranormale Spukgeschichten, Verschwörungstheorien, Monster und dergleichen. Das hatte doch nichts mit Polizeiarbeit zu tun! Andy war ein Cop, und noch dazu ein verdammt guter. Das wurde man nicht, indem man an den Boogeyman glaubte. Nein, was immer hier geschah, war realen Ursprungs. Er musste ihn nur finden. Sonst endete er noch wie die Freaks da draußen mit ihren Kutten, Kerzen und Schildern.
    Langsam trat der junge Sergeant zum Fenster des Labors und schaute hinab auf den Bürgersteig und die Straße. Die Menschenmenge wuchs nahezu stündlich an. Mittlerweile hatte man schon Straßensperren errichtet und begonnen, den Autoverkehr umzuleiten - denn die Freaks gingen einfach nicht weg. Trotz Gewaltandrohung und einigen Verhaftungen.
    New York City kehrt seine Spinner raus , dachte Andy. Wie immer, wenn die Nächte warm und die Boulevardmedien sich ihrer Bedeutung als Schwachsinnsmultiplikator bewusst werden.
    Plötzlich zuckte er zusammen. Das konnte nicht sein! Seine Fantasie musste ihm einen Streich spielen. Dieses ganze Gerede von übersinnlichen Dingen forderte offenbar seinen Tribut. Wie sonst ließ sich erklären, dass Andy gerade gesehen hatte…
    ... wie ein schlaksiger Mann und eine blonde Schönheit inmitten der Menschenmenge buchstäblich aus dem Nichts erschienen waren!
    Dann erkannte er sie.
    Und seine Augen wurden noch größer.
    ***
    »Miss Moffat!«
    Jenny drehte sich um und blickte an den Schultern und Hinterköpfen vorbei in Richtung der marmornen Stufen vor Police Plaza 1. Ein Uniformierter eilte hinab und ihr entgegen. Er war jung, vielleicht Anfang Dreißig, hatte seitlich gescheiteltes hellbraunes Haar und trug das typische Blau des NYPDs. Seinem Gesicht und seinem Blick nach zu urteilen, war er ein aufgeweckter Geselle.
    »Miss Moffat!«, wiederholte er, drängte sich durch die Menge und kam vor der Journalistin und Gryf zum Stehen. »Dachte ich mir doch, dass Sie das sind. Ich habe Sie vom Fenster aus… Ach, ist ja auch egal.«
    Jenny nickte belustigt und schielte auf die Anzahl der Streifen an seiner Jacke. »Was kann ich für Sie tun, Sergeant…?«
    »Oh, äh, Sipowicz. Andy Sipowicz. Und Sie können verschwinden, wenn Sie mir diese Offenheit gestatten. Die lokale Presse sorgt mit ihrer Monsterkampagne schon für genug Aufregung.« Er hob die Arme, als wolle er mit dieser Geste die ganzen Spinner einschließen, die um sie herum standen und ihrer Auseinandersetzung gespannt lauschten. »Finden Sie nicht? Da braucht es nicht auch noch überregionale Journalisten wie Sie. Im Übrigen: die Stadtväter? Wirklich, Miss Moffat? Eine derartige Räuberpistole ist für Sie interessant? Ich kenne Ihre Sendung und, ehrlich gesagt, bin ich Besseres von Think America gewöhnt.«
    Für einen Moment war Jenny sprachlos - und das lag ausnahmsweise nicht an dem durch die Teleportation verursachten Schwindel, der sie noch immer in seinen Klauen hielt. Dann aber schaltete ihr Instinkt in den Turbogang. »Sergeant, die nationale Ebene hat dieser Vorfall schon dadurch erreicht, dass eines der Opfer vor laufenden Kameras und im Studio einer national ausgestrahlten

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