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0945 - Verdammte Totenbrut

0945 - Verdammte Totenbrut

Titel: 0945 - Verdammte Totenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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über das Verhalten ihres Freundes in der letzten Zeit nach. Sie versuchte sich daran zu erinnern, ob er sich verändert hatte, vielleicht nervöser geworden war.
    Doch, ja. In den letzten Tagen besonders. Da war er oft gereizt und dann wieder mit seinen Gedanken woanders gewesen, als würde er über ein bestimmtes Problem nachgrübeln. Zweimal hatte sie ihn darauf angesprochen und ausweichende Antworten erhalten.
    Wer war dieser Mann?
    Es war für Wendy furchtbar, über so etwas nachdenken zu müssen. Das wollte sie nicht, sie haßte es, aber die Gedanken kamen von allein, das war einfach menschlich.
    Plötzlich konnte sie es auf ihrem Platz nicht mehr aushalten, stand auf und lief auf das Fenster im Erker zu, als wäre es eine Tür. Sie blieb dicht vor der Scheibe stehen und schaute zu, wie das Glas durch ihren ausgestoßenen Atem beschlug.
    Hinter dem Fenster lag der Garten. Im Sommer sicherlich schön, im Dezember jedoch kahl und grau, aber nicht an diesem Morgen, denn in der Nacht hatte es wieder geschneit, und in dem Garten lag die helle Schneeschicht, die Wendy an Puder erinnerte.
    Eigentlich bestand der Garten mehr aus einer Rasenfläche. Nur an den Seiten um sie herum gruppierten sich Bäume und Sträucher. Vom Erkerfenster aber schaute sie geradewegs auf diesen Rasen, der dank des gefallenen Schnees einem Leichentuch glich, das allerdings Flecken bekommen hatte.
    Sie runzelte die Stirn. Flecken? Das war Unsinn, es war nur ein Vergleich. Die dunklen Stellen auf dem Schnee mußten etwas ganz anderes sein als Flecken.
    Spuren!
    Dieser Begriff schoß ihr durch den Kopf, und sie fühlte sich plötzlich wie eingeklemmt. Spuren waren es und nichts anderes. Spuren in der hellen Haut des Schnees.
    Dort war jemand hergegangen. Mitten in der Nacht, als sie im Bett gelegen hatte. Und dieser jemand, vielleicht auch mehrere Personen, mußten dann in das Haus eingedrungen sein, wo sie auf der Leinwand ihre Warnung hinterlassen hatten.
    Rational war es für die Malerin nicht nachvollziehbar. Sie merkte zudem, daß sie Mühe hatte, sich unter Kontrolle zu halten. Durch ihren Körper rann ein Zittern, und sie stützte sich mit beiden Händen an der Fensterscheibe ab.
    Was man ihr da zeigte, war schlimm und eigentlich nicht zu begreifen. In ihrem Kopf tuckerte es, und sosehr sie sich auch bemühte, das Zittern konnte sie nicht unterdrücken.
    Allein der Gedanke daran, daß jemand in das Haus eingedrungen war, machte sie fast wahnsinnig, und sie ballte ihre Hände so stark zu Fäusten, daß sie die Spitzen der Nägel spürte, die in ihr Fleisch eindrangen und dort Halbmonde hinterließen.
    Sie hörte sich selbst laut atmen, und allmählich schaffte Wendy es, auch wieder logisch zu denken.
    Wenn sie sich die Spuren genauer anschaute und sich nur auf diese Tatsache allein konzentrierte, mußte sie zu dem Resultat gelangen, daß nicht nur eine Person in der Nacht durch den frisch gefallenen Schnee gegangen war.
    Zwei oder drei?
    Wir holen dich, Killer!
    Klar, die Betonung lag auf dem ersten Wort, und das genau bekam sie durch die Spüren im Garten bestätigt.
    Sie hörte sich selbst stöhnen, schüttelte den Kopf und wußte nicht, was sie tun sollte.
    Langsam ging sie zurück, stieß gegen ihre Staffelei, die aber nicht umfiel, sondern nur schwankte und sich dann sehr bald wieder beruhigte. In Wendys Kopf drehte sich alles, und dann schrak sie zusammen, als das Telefon tutete.
    So früh? Wo es noch nicht mal hell war! Wer konnte das sein? William, der ihr sagen wollte, daß er nicht kam oder sich einfach nicht traute, wieder in sein Haus zurückzukehren?
    Das Handy lag nicht im Gästezimmer. Sie wollte es auch nicht erst suchen, sondern nahm im Flur ab, wo ein normales Telefon seinen festen Standplatz hatte.
    Leise flüsternd meldete sich Wendy Starr mit einem gedehnten »Hallooo…?«
    »Du bist es nicht, William?«
    »Nein.«
    »Wer dann?«
    Wendy zögerte mit der Antwort. Ihre Furcht war etwas verflogen. Auch deshalb, weil ihr durch einen Anruf keine unmittelbare Gefahr drohte. »Das spielt keine Rolle. Ich will wissen, wer Sie sind.«
    »Wir sind die Toten. Ja, wir sind die Toten…« Die Stimme hatte sich nicht verändert. Nach wie vor war für Wendy nicht festzustellen, ob sie mit einem Mann oder mit einer Frau sprach. Die Stimme war einfach neutral, aber die Worte machten Wendy schon schwer zu schaffen.
    »Wir sind die Toten«, wiederholte die Stimme. »Und wir werden den Killer zur Rechenschaft ziehen. Wir werden in

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