0945 - Verdammte Totenbrut
Weltbewegendes finden.«
»Da könnten Sie recht haben.«
Auch der Kofferraum war nicht zugeklappt und nicht verschlossen. Mein Herz schlug schon etwas schneller, als ich sah, wie die Klappe in die Höhe glitt.
Ich schaute hinein - und sah keine Leiche.
Neben mir lachte McNeill, dann aber wunderte er sich über meine Reaktion, denn ich war ziemlich nachdenklich geworden und kaute auf der Unterlippe.
»Was ist mit Ihnen los, Mr. Sinclair? Sind Sie jetzt sauer, daß wir keinen Toten gefunden haben?«
»Nicht unbedingt«, sagte ich.
»Sie hoffen noch auf die beiden anderen Fahrzeuge, wie?«
Froh darüber, daß er mir eine goldene Brücke gebaut hatte, nickte ich ihm zu. »Ja, so ist es.«
Seine Männer tranken erst mal einen Tee, auch ich bekam etwas angeboten und unterhielt mich mit McNeill, der berichtete, daß er und seine Leute zumeist in Bristol und damit an der Küste eingesetzt wurden.
Ich hörte ihm zu, ließ ihn weiterhin reden, während die Helfer den nächsten Wagen hochholten.
Es war der Fiat.
Auch er war leer.
Dann erschien noch ein drittes Fahrzeug, das einer gewissen Caroline Dee gehört hatte, ein kleiner BMW, in dem wir ebenfalls keine Leiche mehr fanden.
McNeill wollte das nicht begreifen und schüttelte den Kopf. »So etwas ist schwer zu fassen«, gab er zu. »Ich habe ja schon viel erlebt, aber daß jemand Autos in einem Baggerloch absaufen läßt, begreife ich nicht. Sehen Sie einen Sinn darin, Mr. Sinclair? Müssen Sie ja, sonst würden wir hier nicht stehen.«
Ich runzelte die Stirn und atmete durch die Nase ein. »Jetzt kann ich es Ihnen sagen, Mr. McNeill. Ich habe drei Tote erwartet, ebenso wie drei Fahrzeuge. Die haben wir gefunden, die Toten nicht, und das macht die Sache nicht leichter.«
»Um was geht es denn?« wollte er wissen. »Etwa um einen Bandenkrieg?«
»So ähnlich«, wich ich aus. »Man kann auch von einer Rache sprechen.«
»Mafia?«
»Klar.«
»Scheiße, die mischt auch überall mit. Ich habe gedacht, daß wir hier in Bath von ihr verschont bleiben.« Er blickte mich neugierig an. »Oder müssen wir uns auf harte Zeiten gefaßt machen?«
»Nein.«
Er lachte. »So ganz kann ich Ihnen das nicht glauben. Aber das ist nicht mein Bier.« Er deutete auf die drei Blechleichen. »Kann ich die abtransportieren?«
»Sicher.«
»Was ist mit der Spurensicherung? Soll ich die Autos in Verwahrung nehmen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Die werden wir nicht mehr brauchen.«
»Das glaube ich Ihnen nicht.«
»Ihr Bier, McNeill.« Ich nickte ihm zu und bedankte mich, bevor ich mich von ihm verabschiedete.
Nicht gerade glücklich ging ich zurück zu meinem Rover. Wie hieß das Sprichwort noch? Leute, zieht euch warm an, es kommen kalte Zeiten auf euch zu.
Sehr kalte würden auf mich zukommen. So kalt wie der Tod…
***
Der Kaffee war heiß, der Cognac scharf, und beides zusammen brannte im Magen der Frau, die in einem der Cafés saß, das zu dieser Stunde schon geöffnet hatte.
Wendy Starr hatte es in diesem Haus nicht mehr ausgehalten. Sie war noch durch alle Räume gelaufen, was sie Überwindung gekostet hatte, dann aber hatte sie wieder die Spuren im Schnee gesehen, sich Geld eingesteckt, den Mantel übergeworfen und die Wohnung beinahe fluchtartig verlassen.
Zu Fuß war sie durch die kalte Morgenluft gestampft, durch den Schnee. Sie hatte dem Knirschen gelauscht und hatte auch erlebt, wie der Himmel seine dunklen Farbe verlor und allmählich heller wurde, wobei verschiedene Grautöne ineinander übergingen, vom Licht des Tages aber weiter weggeschoben wurden, um dem Licht einer fahlen Wintersonne endlich freie Bahn zu schaffen.
Auch in einem Kurort merkt man, wann das Wochenende gekommen war. Viel Verkehr herrschte nie, aber an einem Samstag im Winter hielt er sich noch mehr in Grenzen.
Es waren nur wenige Fußgänger unterwegs. Die Menschen hatten sich dick eingepackt, Mützen aufgesetzt oder sich in Schals gehüllt.
Einige Leute waren unterwegs zu morgendlichen Anwendungen, die in den verschiedenen Häusern stattfanden. Auch im alten Kurhaus, das wie ein Grand Hotel wirkte, herrschte Betrieb.
Das kleine Café lag nicht weit entfernt, und Wendy war froh gewesen, daß sie früh am Morgen schon etwas bekam. Hunger verspürte sie nicht, die Frühstückskarte hatte sie sich erst gar nicht angeschaut, ließ sich aber eine Schachtel Zigaretten von der Bedienung bringen, einer älteren Frau, deren Augen hinter den Gläsern der Brille müde wirkten.
»Und Sie
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