0945 - Verdammte Totenbrut
wußte nicht, zu wem die drei gehörten.«
»Du sprichst von den Frauen - oder?«
»Ja, ja, von ihnen.«
»Ich habe sie gesehen, William.«
Er ging nicht darauf ein, da er zu sehr mit sich selbst beschäftigt war und auch die Stütze an der Wand brauchte, um sich fortbewegen zu können.
Der kurze Weg zum Schlafzimmer kam ihm lang vor. Keuchend ließ er sich schließlich auf das Bett sinken und wurde sanft von seiner Freundin zurückgedrückt.
Schwer atmend blieb er auf dem Rücken liegen. »Meine Augen brennen«, flüsterte er. »Sie brennen, und ich weiß nicht, was damit los ist.«
»Möchtest du etwas trinken?«
»Ja, Wasser.«
»Okay, ich hole dir was.« Wendy drehte sich um und ging zur Tür. Das Rollo hing noch vor der Scheibe; sie ließ es hängen. Es war besser so, niemand sollte hineinschauen können. Das nebelgraue Tageslicht sickerte rechts und links des Rollos vorbei. Auf die Entfernung wirkte es wie eine blasse Leinwand, auf der jeden Augenblick die Geister aus einer anderen Welt erscheinen konnten, um dort ihre Tänze aufzuführen.
Wendy ließ ihren Freund allein. Sie hatte Mitleid mit ihm, okay. Auf der anderen Seite aber ärgerte sie sich darüber, daß er ihr so wenig über sich selbst erzählt hatte. Hätte er nur den Mund aufgetan, dann hätte sie ihm vielleicht helfen können, so aber war es nicht möglich. Da mußte er selbst darüber hinwegkommen.
In der Küche öffnete sie die Tür des Kühlschranks. Er stand nicht weit vom Fenster entfernt, und sie konnte nach draußen schauen, wo der Garten im grauen Dunst lag.
Der Nebel bestand nicht mal aus Schleiern, die der Wind bewegte. Er lag über der Stadt wie eine Haube aus unzähligen, winzigen Wassertropfen. Ein graues Zelt, das von Menschenhänden nicht zur Seite geschafft werden konnte.
Die Bäume an den Seiten des Grundstücks waren nur mehr zu ahnen. Der Rasen sah ebenfalls grau aus, und Wendy wußte auch, daß der Nebel die Geräusche stark dämpfte oder sie schluckte, bis nichts mehr zu hören war.
Ein unheimliches Wetter, das irgendwo auch feindlich war. Sie holte noch ein hohes Glas und ließ das Wasser hineinlaufen. Fast wäre es zu voll geworden, weil Wendy nicht aufgepaßt hatte und mit ihren Gedanken woanders gewesen war.
Sie mußte Wasser abtrinken, um das Glas überhaupt transportieren zu können.
Noch einen letzten Blick warf sie durch das Fenster - und sah die drei Gestalten!
***
Wendy Starr wußte nicht, wo sie hergekommen waren. Aber sie hatte sich nicht geirrt. Sie waren da, sie waren aus dem Nebel gekommen und schoben sich auf das Haus zu.
Die Frau war so entsetzt, daß sie nicht mal denken und nur starren konnte. Sie nahm nicht viel wahr, noch nicht, aber die Gestalten schoben sich näher an das Haus heran, und da entdeckte sie, daß es tatsächlich Frauen sein mußten, auch wenn sie so befremdend wirkten. Sie trugen lange Gewänder, von denen Bänder herabhingen, die aussahen wie überlange Spinnfäden, was sie bestimmt nicht waren. Denn jetzt konnte sich Wendy vorstellen, wie der Mann im Schlafzimmer verletzt worden war. Grausam und brutal, und sie schüttelte sich plötzlich.
Die drei Gestalten trugen Gewänder. Schwarz oder in einem sehr dunklen Blau, weit hochgezogen, bis über die Münder hinweg. Auf ihren Köpfen saßen ebenfalls dunkle Mützen. Die Gesichter darunter schimmerten rötlich, als würde hinter ihrer Haut ein unheimliches Feuer glühen, das seinen Weg nach außen nicht gefunden hatte.
Sie gingen durch den Garten, als wäre er ihr Eigentum. Sie waren Gestalten im Nebel, und der Begriff Nebelgeister durchschoß den Kopf der Beobachterin. Aber sie waren nicht aus dieser grauen Suppe entstanden, sondern eigenständige Personen, die sicherlich genau wußten, was sie wollten.
Bei jedem Schritt sah es aus, als wäre der Nebel dabei, sie durch den Garten zu treiben. Wendy konnte sich bei diesem Anblick überhaupt nicht vorstellen, daß sie mit den Füßen über den Rasen hinwegschabten. Sie glitten einfach weiter wie Personen, die sich den Dunst ausgesucht hatten, um ihn zu durchschwimmen.
Dann waren sie plötzlich weg!
Verschwunden, wie von dieser dunstigen Welt aufgesaugt, und Wendy konnte nur den Kopf schütteln, bevor sie dann über ihre Augen wischte. Ein Spuk? War sie von einem Spuk genarrt worden?
War das gesamte Geschehen etwa nur Spuk und Einbildung?
Es war schwer für sie, eine Lösung zu finden, aber sie wollte sich einen Beweis holen. Deshalb hetzte sie in das Gästezimmer, wo
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