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0946 - Angst um Lucy

0946 - Angst um Lucy

Titel: 0946 - Angst um Lucy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihrer Mutter fest in die Augen. Es war kein Argwohn im Blick, deshalb nahm Donna ihr die Antwort auch ab. »Nicht so besonders gut, wenn ich ehrlich bin.«
    »Du weißt aber, daß du in unser Bett geholt wurdest.«
    »Klar, da bin ich ja auch aufgewacht.«
    »Sehr gut, Kleines.«
    »Ich hatte Angst, nicht?« flüsterte Lucy. »Richtige, starke Angst. Oder nicht?«
    »Ja, die hattest du.«
    Lucy senkte den Kopf. »Da war etwas in meinem Traum…«
    Da Lucy nicht weitersprach, sprach ihre Mutter. »Kannst du dich nicht erinnern?«
    Sie hob die schmalen Schultern. »Nicht mehr so genau. Ich habe nur so etwas Dunkles gesehen. Als wäre er wieder zurückgekommen, dieser böse Schatten aus dem Turm.«
    Donna nickte sehr ernst. »Ja, du hast richtig geschrien. Dann haben wir dich in unser Bett geholt.«
    »Das weiß ich.« Ihre Augen glänzten. »Es war auch richtig toll.«
    »Kannst du dich auch an deine Pocken erinnern?«
    Lucy bekam große Augen. »Die am Hals?«
    »Genau die.«
    »Die habe ich vorhin gesehen, als ich mich wusch. Da muß mich etwas gestochen haben.«
    »Mücken?«
    »Kann sein.«
    »Aber zu dieser Jahreszeit gibt es keine Mücken mehr, Liebes. Es muß etwas anderes gewesen sein, die Pickel eitern nämlich.«
    »Wirklich?«
    »Nun ja, lassen wir das. Hauptsache, es geht dir gut.«
    »Jetzt schon.«
    »Dann kannst du ja mit mir einkaufen gehen.«
    »Wohin denn? In die Stadt?«
    »Nein, hier im Ort. Ich muß noch etwas besorgen. Nur ein paar Kleinigkeiten, weil ich morgen wieder backen will.«
    »Ohhh – muß das sein?«
    »Willst du nicht?«
    »Ich will hier im Haus bleiben«, bettelte Lucy.
    »Und dann?«
    »Möchte ich eigentlich spielen.«
    Donna Tarlington überlegte, ob sie es riskieren konnte, die Tochter allein im Haus zu lassen. Die Vernunft sprach nicht dagegen, höchstens das Gefühl, daß noch etwas passieren könnte. Aber die Schattengeschöpfe liebten die Nacht, sie scheuten das Licht des Tages und würden sich kaum bei diesem winterlichen Sonnenschein vorwagen. Außerdem dauerte es höchstens eine halbe Stunde mit dem Einkauf.
    »Eine Freundin kann ich ja nicht anrufen, Mummy. Die Schüler müssen ja alle lernen.«
    »Stimmt.«
    »Dann kann ich also bleiben, Mummy?«
    Donna nickte ergeben, wenn auch nicht überzeugt. »Ja, mein kleiner Schatz, du kannst bleiben.«
    »Toll!«
    »Aber lauf bitte nicht weg. Du kannst in dein Zimmer gehen oder hier im Haus spielen. Okay?«
    »Versprochen, Mummy.«
    Donna verließ die Küche und ging in den Flur, wo auch die Wintersachen hingen. Sie entschied sich für den gefütterten Mantel.
    Ihre Tochter schaute zu, wie sich Donna den Mantel zuknöpfte.
    »Noch einmal, Kleines, geh nicht aus dem Haus.«
    Lucy schüttelte den Kopf. »Wovor soll ich denn Angst haben? Vor den bösen Träumen?«
    Donna griff nach der Einkaufstasche. »Ich weiß nicht mal, ob es nur Träume gewesen sind, Prinzessin. Oft denkt man, daß es eigentlich nur Träume sein können, und im nachhinein stellen sie sich als bittere Wahrheit heraus.«
    »Dann gab es den Schatten?«
    Die Frau hob die Schultern. Sie wollte jetzt nicht mit ihrer Tochter darüber diskutieren. Sie erlaubte Lucy sogar, den Fernseher einzuschalten, denn auf einem bestimmten Kanal lief ein Kinderprogramm, das selbst sie als Lehrerin akzeptierte.
    »Mal sehen, was ich mache.« Der eisige Luftzug traf auch das Mädchen, als Donna die Tür geöffnet hatte. Am frühen Morgen war es windstill gewesen, das hatte sich nun geändert. Aus Richtung Norden wehte der Wind und brachte einen Gruß aus der Arktis mit.
    Donna stellte sofort den Mantelkragen hoch, um ihre Ohren zu schützen. Bevor sie die Tür zuzog, hatte sie den Wunsch, sich umzudrehen, um ihrer Tochter noch einmal zuzuwinken.
    Lucy winkte zurück. Ihr Arm fiel nach unten, als die Tür ins Schloß gefallen war. Augenblicklich veränderte sich ihre Haltung und auch der Ausdruck in ihrem Gesicht. Sie atmete zunächst tief ein, dann drehte sich das Kind mit einer hastigen Bewegung um und lief zurück bis an die Küchentür.
    Der Raum war leer.
    Lucy nickte. »Aber ich bin nicht allein!« flüsterte sie. »Ich bin nicht allein. Er muß hier sein. Ich spüre ihn. Ich weiß es wirklich genau. Ganz genau.«
    Im Flur lauschte sie.
    Das Innere des Hauses war in eine seltsame Stille gehüllt, die nur von einem leisen Summton unterbrochen wurde, der in jedem Raum zu hören war. Das lag nicht daran, daß sich irgendwelche Geister versammelt hatten, sondern an der Heizung, die

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