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0946 - Angst um Lucy

0946 - Angst um Lucy

Titel: 0946 - Angst um Lucy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wohl fühlte. Das alles war jetzt in den Hintergrund getreten. Hier herrschte eine völlig andere Atmosphäre, denn sie war von der vertrauten Fremden mitgebracht worden.
    Wie unter einem Zwang stehend, schritt Lucy auf die Frau zu. Sie war kein Kind mehr, sie war auch nicht erwachsen, sie lag irgendwo dazwischen, und sie war auf ihre Art wunderschön. In diesem relativ kleinen Zimmer wirkte sie wie ein Fremdkörper. Man hätte sie sich eher auf einer mit bunten Blumen geschmückten Frühlingswiese vorstellen können. Dazu paßte auch das blaue Sommerkleid.
    Das Licht tanzte wie eine blitzende Kugel auf ihrem Kopf. Zugleich auch auf der Handfläche. Sie schien es aus einer fernen Sternenwelt mitgebracht zu haben, und als Lucy direkt in das Gesicht der Freundin schaute, da entdeckte sie das Lächeln. Es hieß sie willkommen.
    Lucy blieb dicht vor der rätselhaften Freundin stehen.
    Sie sprach nicht. Sie war einfach zu erstaunt und mußte erst mit den Gegebenheiten fertig werden. Lucy hatte die Fremde zwar erst einmal gesehen, dennoch kam sie ihr so vertraut vor wie ihre beste Freundin.
    Beide lächelten sich an.
    Die andere nickte.
    Lucy faßte dies als Aufforderung auf. Sie hob den Arm an und drehte der anderen die Handfläche zu, so daß die Frau gegen sie schauen konnte.
    »Woher kommst du?«
    Die andere lächelte nur.
    »Darf ich dich anfassen?« Lucy traute sich jetzt mehr.
    Nicken.
    Das Mädchen streckte den Arm vor. Die Hand näherte sich der Besucherin. Über die Finger rann plötzlich ein Kribbeln, was Lucy allerdings nicht unangenehm war. Sie traute sich mehr, hob den Arm an und bewegte ihn auf das Gesicht zu.
    Es kam zum Kontakt. Lucy spürte ihn, aber sie fand kaum einen Widerstand. Etwas strich über ihre Haut hinweg. Ungewöhnlich zart wie Watte, aber auch kühl und trotzdem warm. Es war angenehm für das Mädchen, denn Lucy hatte den Eindruck, als wäre die andere Kraft dabei, auch auf sie überzugehen und bei ihr etwas zu verändern. Sie fühlte sich mit einemmal so leicht, als stünde sie nicht mehr auf dem Boden, sondern etwas darüber. Das brachte sie auf den Gedanken, auf den Boden zu schauen, denn schon beim Eintreten war ihr etwas aufgefallen. Sie hatte nicht genau herausfinden können, ob die Besucherin nun auf dem Fußboden stand oder dicht darüber schwebte. Auch jetzt war es nicht zu sehen. Es konnte durchaus sein, daß die Fremde den Halt nicht nötig hatte, sie war eben anders, und auch Lucy wußte nicht, ob sie den Boden nun berührte oder nicht.
    Jedenfalls erlebte sie etwas völlig Neues. Diese Welt war für sie anders geworden, auch wenn sie äußerlich gleich geblieben war, aber von einer Kraft, die von den Sternen kam, einer Kraft, der Lucy großes Vertrauen entgegenbrachte.
    »Du mußt dich anziehen, Lucy…«
    Zum erstenmal hatte das Mädchen die Stimme der Besucherin gehört, und sie fragte sich sofort, ob da ein Mensch gesprochen hatte oder nicht. Gut, es war eine menschliche Stimme gewesen, aber sie hatte trotzdem anders geklungen. Nahe und doch entfernt. Sphärisch, wie von einer fremden Musik unterlegt. Aber auch vertrauensvoll, denn Lucy dachte nicht im Traum daran, diese Stimme als feindlich einzustufen; sie war so freundlich und warm, man konnte sich in ihrem Klang geborgen fühlen, und Lucy freute sich auf weitere Unterhaltungen.
    »Warum muß ich mich denn anziehen? Bist du nicht gekommen, um mit mir zu spielen? Ich habe dich schon in der Nacht gesehen, ich wußte, daß du kommst. Ich habe dich erwartet. Ich habe mich gefreut. Jetzt bist du hier, und ich…«
    »Nein, wir werden nicht spielen. Wir werden weggehen. Wir können nicht hier bei dir bleiben. Du mußt weg.«
    »Warum?«
    »Weil du in Gefahr bist!« Die andere hatte lauter gesprochen, und ihre Worte waren von einem hohen Vibrieren begleitet, als läge eine fremde Musik über der Stimme.
    »Gefahr? Wer denn?«
    »Denk an deinen Traum.«
    Die Erinnerung daran war zwar ein wenig verblaßt, nun aber wurde sie wieder hervorgeholt, und Lucy erinnerte sich daran, wie sie verfolgt worden war. Etwas Dunkles, Großes, Unheimliches war ihr auf den Fersen gewesen. Es hatte sie gejagt, es hatte sie gehetzt, es war immer über ihr gewesen, ein gewaltiger Schatten mit ebenso gewaltigen Schwingen oder Flügeln, die sich nur langsam bewegt hatten, aber wie ein Motor wirkten, der den Schatten antrieb.
    Ihr wurde kalt. Die Erinnerung ließ sie frösteln. Etwas preßte sich in ihrem Körper zusammen, als hätte jemand ihre Seele

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