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0946 - Der sechste Schlüssel

Titel: 0946 - Der sechste Schlüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Räubers Marbonnaj!"
    Ich kam mir vor wie ein Darsteller in einem Schmierentheater. Aber das Geschrei, das mein Translator hoffentlich in einwandfreies Vargartisch übersetzte, diente zwei wichtigen Zwecken. Erstens lenkte es Marbonnajs Leute ab, und zweitens machte es Zwadivars Vargarten darauf aufmerksam, daß Hilfe unterwegs war, wenn sie mir nur entgegenkamen und den Weg wiesen.
    Brüllend stapfte ich den Gang entlang und war mir darüber im klaren, daß jedesmal, wenn ich zwei Schritte tat, in der Außenwelt eine volle Minute verstrich. Ich drang in einen Seitengang ein und dann in einen zweiten. Noch immer fand ich keine Spur von Zwadivars Leuten. Dafür fauchte mir plötzlich ein Hagel von Leuchtspurgeschossen entgegen. Ich sah eine schattenhafte Bewegung im Hintergrund des Ganges und feuerte den Schocker darauf ab. Das Schießen endete sofort. Trotzdem war ich meiner Sache nicht sicher. Der Schocker wirkte auf hominide Nervensysteme. Wenn die Körperchemie der Vargarten eine gänzlich andere war als die unsere, dann mußte ich auf den Blaster zurückgreifen - und daran lag mir nichts.
    Als ich die Stelle erreichte, von der die Schüsse gekommen waren, fand ich den leblosen Körper eines Vargarten.
    Seine Raummontur besaß bunte Markierungen; daran erkannte ich, daß es sich nicht um einen von Zwadivars Leuten handelte. Soweit ich erkennen konnte, war das Wesen bewußtlos, nicht etwa tot. Das bedeutete, daß ich mich auf den Schocker verlassen konnte.
    Die Unübersichtlichtkeit der Lage machte mir zu schaffen. Wo steckten die übrigen Eindringlinge? Und was war aus Zwadivars Leuten geworden? Ich hatte die Vargarten als aufrichtige, hart arbeitende und im großen und ganzen friedliebende Wesen kennengelernt. Da war natürlich die halbwegs blutrünstige Geschichte, die Ongelsken mir über die Vorgänge auf dem Irrläufer erzählt hatte. Sollte ich sie in Betracht ziehen? Sollte ich als eine denkbare Möglichkeit erwägen, daß sämtliche Helfer Zwadivars von den rachsüchtigen Eindringlingen umgebracht worden waren?
    Mich schauderte. Ich mußte ermitteln, was hier geschehen war. Ich montierte einen der winzigen Außenlautsprecher von meiner Montur ab und deponierte ihn wenige Schritte von dem bewußtlosen Vargarten entfernt. Dort lag die Öffnung in einen weiteren Seitengang. Hätte ich ihn betreten, wären die Marbonnaj-Leute wahrscheinlich vor mir geflohen, und ich hätte ihnen nachlaufen können, bis das Ausmaß des Bardioc’schen Labyrinths erschöpft war. Dazu hatte ich keine Zeit. Ich mußte sie aus der Deckung locken und ihnen zeigen, wer hier das Heft in der Hand hatte.
    So geräuschlos wie möglich kehrte ich dorthin zurück, wo der Seitengang begann. Dann aktivierte ich das Kommunikationsaggregat, jedoch so, daß es nur den einen Mikrolautsprecher bediente, den ich drinnen neben dem Bewußtlosen zurückgelassen hatte.
    Dann begann ich mein Geschrei von neuem.
    „Hier kommt der Rächer! Zittert, ihr Schergen des Räubers Marbonnaj! Eure letzte Stunde ist gekommen!"
     
    *
     
    Etliche Minuten vergingen, dann hörte ich aus dem Gang, in dem ich mich befand, halblaute Geräusche.
    Ich wich in den Korridor zurück, in dem der Bewußtlose lag und beobachtete von dort.
    Eine Gruppe von Vargarten mit bunt markierten Raumanzügen drang durch einen Zugang, den ich bisher noch nicht entdeckt hatte, in den Korridor ein. Sie befanden sich somit auf dem Weg, den ich gekommen war, und hatten offenbar die Absicht, mich vom Rücken her anzugreifen. Sie vermuteten mich dort, von wo die Lautsprecherstimme erscholl. Sie ahnten nicht, daß ich meine Stimme nur ein ganz klein wenig anzustrengen brauchte, um das elektronische Gerät mit der Lautstärke urweltlichen Donners ertönen zu lassen.
    Es waren ihrer insgesamt sechs eine übersichtliche Gruppe, und dennoch genug, daß ich meine Überlegenheit eindeutig unter Beweis stellen konnte. Ich mußte sie an mir vorüber lassen. Ich öffnete eine der Türen, hinter denen sich weiter nichts als eine Nische befand, und versteckte mich dort. Kurze Zeit später hörte ich die Vargarten sich draußen vorbeibewegen. Sie sprachen leise miteinander. Mein Translator versagte, weil das Dröhnen des Lautsprechers ihn störte. Aber ich konnte mir vorstellen, was die Vargarten bedrückte. Sie hörten meine Stimme aus geringer Entfernung und konnten sich nicht vorstellen, woher sie kam. Sie mußten mich in dem Seitengang vermuten, vor dem ihr verwundeter Genosse lag. Insofern war die

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