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0946 - Priester der Kälte

0946 - Priester der Kälte

Titel: 0946 - Priester der Kälte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred H. Rückert
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Qual nicht mehr aus. Der geistige Schmerz über den Tod der letzten Transportvögel war schlimmer, als es körperliche Pein jemals sein konnte.
    Er hatte stets telepathische Verbindung mit seinen durch den Dhyarra geschaffenen Wesen gehalten, um sie besser dirigieren zu können. Der Vorteil bei dieser Methode war das schnellere Reagieren-können, der Nachteil war eindeutig die zu enge Bindung, die, wie in diesem Fall des Todes der Objekte, für den Lenker wie ein lebensgefährlicher Schock wirkte.
    Die Schatten des Todes verdecken das Sonnenlicht. Das galt auch für ihn. Dabei sollte es doch umgekehrt sein, dass das Sonnenlicht die Schatten des Todes verdeckt. Ansonsten würden sie ihn ja finden.
    Sie werden mich nicht finden. Sie dürfen mich nicht finden!
    Sie würden ihn für die Ermordung ihrer Artgenossen bestrafen, dabei hatte er doch nur in Notwehr gehandelt. Daraus konnte man ihm doch keinen Vorwurf machen.
    Sie würden es machen! Und sie würden ihn bestrafen!
    Woher wusste er, dass sie so vorgehen würden? Er hatte sich ihnen doch nie gezeigt.
    Trotzdem kenne ich euch gut genug, um zu wissen, dass ihr alle Andersgearteten umbringt , dachte er hasserfüllt.
    Woher weißt du das? Haben sie dir schon jemals etwas Böses angetan? , fragte ihn die leise Stimme seines Gewissens, die fast schon vor dem Wahnsinn kapituliert hatte.
    Ich! Weiß! Es! Einfach! , herrschte der Wahnsinn das letzte bisschen klaren Verstand an, den Siebenauge besaß.
    Von diesem Augenblick an aktivierte der Wahnsinn seine letzten Energien in Siebenauge. Der entkräftete Körper war nicht mehr imstande aufzustehen, doch der Geist des ehemaligen Wächters war arbeitsam wie nie zuvor.
    In Windeseile arbeitete er mehrere Pläne aus, wie er sich schützen oder gar selbst angreifen könnte. Er war nicht mehr fähig zu unterscheiden, wo Recht und Unrecht lagen. Für ihn waren alle Wesen Feinde, die ihn ermorden wollten. Alle, ohne Ausnahme.
    Aber halt, da war doch Zamorras Freundin mit den rotbraunen Haaren. Und da war noch jemand, den er beeinflussen konnte. Wenn von beiden sollte er jetzt auswählen? Tötete er sie gleich, würde das Zamorra sofort auf den Plan rufen, brachte er ihn um, dann…
    In Sekundenschnelle hatte er seinen Plan gefasst.
    Er wusste genau, wen er jetzt auf der Stelle angreifen würde. Und er sandte seine geistigen Klauen aus…
    Sein Gewissen, der Verstand oder auch nur das letzte Stückchen klarer Überlegung wurde fast schon vom Wahnsinn überspielt. Es meldete sich jetzt mit einer allerletzten Botschaft zu Wort, besser gesagt einer finalen Idee.
    Im ersten Augenblick sah es so aus als würde diese Idee sofort wieder vom Wahnsinn weggespült werden wie Treibgut, das von der Flut wieder zurück ins Meer gezogen wird.
    Es war die Einfachheit und Genialität dieser Idee, die sie so wirksam machte.
    So sehr Siebenauge sich auch von Menschen oder Sauroiden unterscheiden mochte, er hatte dennoch so etwas wie einen Selbsterhaltungstrieb. Die neue Idee erwies sich als außerordentlich zäh. Sie war von unglaublicher Überzeugungskraft. In kleinen Wellen spülte sie an den Rand von Siebenauges irregewordenem Bewusstsein. Mehrmals wurde sie vom Wahnsinn abgeschmettert, dennoch drang sie mit jedem Wellenschlag ein kleines Stück weiter vor.
    Die Idee war fremdartig und bedrohlich, zumindest für Siebenauge.
    Allmählich erwies sich die neue Idee als stärker, sie begann sich langsam durchzusetzen. Das lag daran, dass sie natürlicher war als die erste Idee, die darauf fußte, dass alle Wesen zu bekämpfen seien.
    Der Körper des Meegh Ghaagch war eigentlich schon tot und wurde seit Jahren nur noch vom Machtkristall konserviert. Es war absolut unnatürlich, auf diese Weise gegen den Tod anzukämpfen. Aber dazu musste erst etwas verschwinden…
    Die Verbindung zu seinem nächsten Opfer brachte Siebenauge kurzfristig wieder weg von seinen Gedanken über Werden und Vergehen.
    Kampflos wollte er nicht sterben.
    ***
    Nach drei Stunden kräftezehrenden Bergaufstiegs meldete Vali an einem großen roten Hügel mit vielen spitzen Nadelfelsen: »Ich habe die Gedanken eines Wesens empfangen. Es befindet sich nicht weit von hier. Aber die Gedanken sind so… verworren.«
    »Ich vernehme es nur als eine Art Hintergrundrauschen«, stöhnte Sergej. Mittlerweile fühlte er sich etwas besser, die Lähmung, die ihm der Transportvogel beigebracht hatte, war fast vollständig geschwunden. Das Laufen machte ihm weniger aus, denn er war körperliche

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