0947 - Der Matazema-Plan
Pokros über eine fast senkrechte Wand nach oben und trieb sie dann in eine Höhle, in der Futter für sie bereit lag.
„Hier können sie bleiben, bis wir zurückkommen", sagte er. „Die Emmons steigen nicht so hoch."
„Können wir nicht eine Pause machen?" fragte Glonz. „Ich bin müde."
„Weiter oben", erwiderte der Expeditionsleiter. „Jetzt können wir uns noch keine Pause leisten, sonst hängen wir in der Steilwand, wenn der • Sturm kommt."
„Sturm? Was für ein Sturm?" fragte Glonz.
„In dieser Gegend stürmt es jeden Abend", erläuterte Knatze. „Und dann ist man am besten in der Mulde der Heiligen aufgehoben."
„Dann gibt es die Mulde der Heiligen also wirklich?" erkundigte sich einer der anderen Männer.
„Es gibt sie. Und ihr werdet die Heiligen Männer auch sehen."
„Mir ist unbegreiflich, daß sie in dieser Kälte überleben", sagte Glonz. „Die Kraft ihres Glaubens ist unendlich", erwiderte Knatze. „Nur sie erklärt das Phänomen."
Er trieb die Männer aus der Höhle, in die sie ihm gefolgt waren, und befahl ihnen, weiterzuklettern. Der Aufstieg wurde jetzt immer schwieriger, da die Wand nun fast senkrecht war. Überall hatten jedoch frühere Pilgerführer Stahlhaken in den Fels geschlagen, so daß die Männer genügend Halt fanden.
Knatze kletterte als letzter, um die Gruppe abzusichern und um helfen zu können, wenn dies notwendig war.
Er trieb die Männer unerbittlich voran, ohne sich um ihre Proteste zu kümmern. Er wußte, was er tat, und die Männer begriffen endlich, als die Sonne sich dem Horizont entgegen neigte, und ein Eissturm losbrach. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie die Steilwand jedoch schon überwunden und drangen in eine geschützte Schlucht ein, deren Wände so steil anstiegen, daß der Sturm sie nicht erreichte. Die Pilger blickten nach oben. Sie sahen, wie faustgroße Eissplitter über die Schlucht hinweggetrieben wurden.
„Wenn wir jetzt noch in der Wand gewesen wären, hätte keiner von uns überlebt", erklärte der Expeditionsleiter.
„Wir hätten auch keine Wärmeblasen bilden können, weil wir nirgendwo genügend Halt gefunden hätten. Dies ist die Mulde der Heiligen."
„Du hast gute Arbeit geleistet", sagte Glonz lobend. „Ich kann dich zwar nicht ausstehen, weil du mir zu hochmütig bist, aber ich kann nicht leugnen, daß du richtig gehandelt hast."
Knatze verneigte sich spöttisch.
„Dein Lob rührt mich zu Tränen", entgegnete er. „Und jetzt weiter. Noch ist es nicht dunkel."
Die Männer sträubten sich gegen seinen Befehl, doch er gab nicht nach. Sie bewegten sich tiefer in die Schlucht hinein, deren Grund mit Eis bedeckt war. Es erschien unmöglich daß hier jemand lebte, da es nichts gab, womit er sich hätte ernähren können.
Und doch stießen die Pilger nach etwa einer Stunde auf eine Gruppe von fünf Dallazen.
„Die Heiligen Männer", sagte Knatze leise, als sie sie sahen. Sie waren noch etwa zweihundert Meter von ihnen entfernt. „Behandelt sie höflich und gebt ihnen von unserem Vorrat ab."
Die fünf Heiligen Dallazen waren nackt.
Sie hatten sich das Fell abrasiert. Nicht ein einziges Haar duldeten sie auf ihrer Haut. Der Anblick war ein Schock für die Begleiter Knatzes. Keiner von ihnen hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt vorstellen können, daß ein Dallaze auf sein Fell verzichtete. Dieses schützte ihn gegen die überaus rauhe Natur von Matazema, und es ermöglichte ihm, Wärmeblasen zu bilden.
Die Heiligen Männer hatten noch nicht einmal ein Feuer angezündet. Sie kauerten im Kreis auf dem nackten Eis und sprachen leise miteinander. Die herannahende Gruppe schienen sie nicht zu bemerken. Erst als Knatze und seine Begleiter direkt vor ihnen standen, wandten sie sich ihnen zu. Ihre Haut war blau und glatt. Nirgendwo zeigte sich eine Irritation durch Kälte, wie sie bei jedem anderen Dallazen aufgetreten wäre. Die Dallazen lebten nicht in den Eisregionen von Matazema, sondern in der Äquatorzone, die eisfrei war.
Knatze begrüßte die Heiligen Männer höflich. Sie schienen ihn nicht zu hören. Teilnahmslos blickten sie ins Leere.
Doch als er seine kurze Rede beendet hatte, lächelten sie.
„Wir freuen uns, daß du wieder hier bist, Knatze", sagte einer von ihnen. „Die Stunde ist nah. Die Prophezeiung wird sich erfüllen."
„Daran zweifle ich nicht", erwiderte der Expeditionsleiter. „Dürfen wir in dieser Nacht bei euch bleiben?"
„Ihr dürft. Geht in die Höhle dort drüben. Du kennst sie ja."
Damit war
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