0947 - Der Matazema-Plan
schnappte wild nach ihm. Die Zähne verfehlten ihr Opfer nur knapp.
In seinem Jagdeifer hatte der Emmon nicht darauf geachtet, wie nahe er dem Abgrund bereits war. Er versuchte, sich ebenfalls herumzuwerfen und dem Pokro zu folgen, doch das gelang ihm nicht. Er rutschte einige Meter weit über das Eis, geriet auf eine abschüssige Bahn und stürzte in den Abgrund.
Knatze erschauerte, als er das Gebrüll des Raubtiers hörte. Es hallte an den Wänden der Schlucht wider. Nach einigen Sekunden erfolgte der Aufprall. Dann wurde es still.
Als Knatze vom Rücken seines Reittiers glitt, um die Brücke zu Fuß zu überqueren, zeigten ihm Geräusche aus der Tiefe der Schlucht an, daß andere Emmons sich um das abgestürzte Tier rissen.
Er eilte vor dem erschöpften Pokro über die Brücke, überprüfte mit gewohnter Sorgfalt das Katapult, packte alles, was er benötigte auf einen Schlitten und spannte den Pokro davor. Doch noch startete er nicht. Zuvor erkundete er die Umgebung, bis er sicher war, daß sich kein Emmon in der Nähe aufhielt. Dann setzte er sich auf den Schlitten und brach auf.
Seine Vorsicht erwies sich als berechtigt. Wenige Minuten später sah er einige Emmons, die jedoch so weit entfernt waren, daß er sie nicht zu fürchten brauchte. Wären sie näher gewesen, hätten sie ihn unweigerlich angegriffen. So aber gelang es ihm, jenen Bereich zu verlassen, in dem die Emmons lebten. Er wußte aus Erfahrung, daß er keine Angriffe dieser Räuber mehr zu fürchten brauchte, als er etwa fünf Kilometer von der Brücke entfernt war. Er glaubte, sich diese Tatsache erklären zu können. Nur in einem Streifen in der Nähe der Brücke kamen die Würmer hervor, von denen sich die Emmons ernährten. An anderen Stellen war der Untergrund felsig. Daher konnten dort keine Würmer im Eis aufsteigen.
Knatze hüllte sich in einige Felldecken und schlief ein. Der Pokro trabte vor ihm her und zog den Schlitten. Das Tier wußte, wohin es zu' gehen hatte. Es war ausdauernd und konnte in dieser Gangart stundenlang ausharren. 'Knatze konnte sich darauf verlassen, daß es ihn bei einer herannahenden Gefahr rechtzeitig warnte.
Als er erwachte, neigte sich der Tag dem Abend bereits zu.
Der Schlitten glitt durch ein weites Tal. Zwischen einigen Hügeln stand ein Haus, das aus Steinen errichtet war. Die Fenster waren erhellt. Der Pokro lief schneller und stieß schrille Pfiffe aus, mit denen er ihre Ankunft ankündigte.
Als Knatze das Haus erreichte, standen schon einige Männer bereit. Sie nahmen ihn in Empfang, führten den Pokro in den Stall und reichten dem Expeditionsleiter heißen Wein. Er nahm ihn dankend entgegen und trank ihn mit einem Zug aus. Wohlige Wärme breitete sich in seinem Körper aus.
Dann betrat er das Haus. Es war eine Versorgungsstation, die von den zahllosen Pilgern lebte, die Knatze und andere Expeditionsleiter Monat für Monat nach Norden zur TepponKluft führten. Im Innern des Gebäudes gab es nur drei Räume. In dem größten dieser Räume spielte sich fast alles ab. Hier schliefen die Gäste, der Wirt und seine Helfer, hier wurden die Mahlzeiten eingenommen, und in ihm wurden die Ausrüstungsgüter aufbewahrt. Im zweiten Raum befand sich die Küche. Der dritte diente den Pokros als Stall.
Ein riesiger Dallaze empfing Knatze. Er streckte ihm seine Tatze entgegen und sträubte zur Begrüßung das Fell, so daß er noch größer und mächtiger wirkte, als er ohnehin schon war. Der Expeditionsleiter ließ sich durch dieses Imponiergehabe nicht beeindrucken. Er wußte, daß Galtz, der Wirt, ein verträglicher Mann war, der jederzeit zu einem Scherz aufgelegt war, den man aber dennoch ernst nehmen mußte. Galtz war sich seiner Macht bewußt. Er wachte über die letzte und wichtigste Station auf dem Weg zur TepponKluft. An ihm mußte jeder vorbei, ganz gleich, aus welcher Richtung er kam. Wer es sich mit ihm verdarb, war verloren.
Knatze brauchte ihn jedoch nicht zu fürchten. Galtz war seit langem sein Freund.
„Wieso kommst du schon zurück?" fragte der Wirt. „Und wo sind die anderen? Haben die Emmons etwa reiche Ernte gehalten?"
„Du hast also nichts bemerkt", stellte Knatze fest. „Ist dir nicht aufgefallen, daß Khemkha, der Gott der Tiefe, seine Fäuste geschüttelt hat?"
Galtz schüttelte den Kopf. Er führte seinen Gast zu einem der hölzernen Tische. Eine junge Frau, die einen silbriger Pelz über dem braunen Fell trug, brachte gebratenes Fleisch an den Tisch und setzte es vor Knatze ab.
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