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0948 - Leonoras Alptraumwelt

0948 - Leonoras Alptraumwelt

Titel: 0948 - Leonoras Alptraumwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sah für seinen Geschmack monströs und verformt aus, denn es war nur ein kleiner Stumpf zurückgeblieben. Wahrscheinlich lag der Finger irgendwo im Gang, er hatte ihn nur nicht entdeckt. Zurücklaufen wollte er auch nicht, denn vor ihm lag das Lokal, nur noch nicht einsehbar.
    Gerard Bayou machte sich auf den Weg. Den dunklen Vorhang konnte er schon erkennen, aber nichts hören. Aus dem Raum dahinter erreichte ihn kein Lärm, keine Stimmen, keine Musik. Im Gastraum herrschte Totenstille.
    Die Hölle war von ihren Gästen verlassen worden, so wie die Ratten das sinkende Schiff verließen.
    Nur hinkte dieser Vergleich, da Bayou nicht glaubte, daß das Schiff der Voodoo-Frau bereits sank.
    Das würde er nie unterschreiben. Sie war einfach mächtig genug, um ihre eigenen Regeln aufzustellen. Sie würde immer wieder ein Schlupfloch finden, durch das sie entwischen konnte, und daran änderten auch John Sinclair und sein Freund Suko nichts.
    Mit der gesunden Hand umkrallte er den Vorhangstoff. Er zerrte ihn auf, stand in der Nische, sah in Augenhöhe links und rechts die beiden bleichen Totenschädel und glotzte aus großen Augen in einen leeren Gastraum hinein.
    An keinem der Tische, auf keiner Bank saßen Gäste. Flammen sah er, aber die strahlten keine Hitze ab, denn sie waren nur gemalt und bildeten ein Muster auf den Wänden. Hinter diesen Lohen hatte der Maler Gesichter geschaffen, die mehr Alptraumwesen aus den Tiefen der Hölle glichen und mit Menschen nichts am Hut hatten.
    Aus Bayous Mund drang ein tiefes Stöhnen. Er wußte selbst nicht, weshalb er es ausgestoßen hatte.
    Es war einfach über ihn gekommen. Möglicherweise eine Reaktion auf die tiefe Enttäuschung, die ihn überfallen hatte.
    Er sah die Theke vor sich.
    Auch hinter ihr hielt sich kein Keeper auf. Er hätte sich bedienen können, was er auch tat, denn ein Schluck Alkohol würde ihm vielleicht guttun und seine pochenden Schmerzen ein wenig lindern.
    Rechts von ihm standen die Flaschen in den Regalen, links war Platz für die zahlreichen Gläser geschaffen worden.
    Seine Augen suchten und fanden das Richtige. Ein großer Schluck Rum tat ihm jetzt gut.
    Er öffnete die Flasche, setzte sie an, trank, setzte sie wieder ab, holte Luft, stieß dann auf und trank noch einmal das Zeug, das wie glutheißes Eisen durch die Kehle in seinen Magen rann.
    Bayou stellte die Flasche wieder weg. Seine linke Hand wollte er gar nicht sehen. Er drehte sich um und schaute jetzt auf die Hälfte der Theke, wo normalerweise der Keeper seinen Arbeitsplatz hatte.
    Eigentlich interessierte ihn dieses Gebiet nicht besonders, und Bayou wußte nicht, weshalb er noch blieb und sich sogar umdrehte. Möglicherweise war es ein innerer Drang gewesen, der ihn dazu verleitet hatte, jedenfalls bewegte er sich nach links - um einen starren Blick zu bekommen.
    Er hatte etwas gesehen.
    Es stand auf der Theke. Es war eine kleine Truhe aus Holz, deren Deckel geöffnet war.
    Einen Schritt ging er auf den Gegenstand zu, und er mußte trotzdem den Hals langmachen, um in die Truhe hineinschauen zu können.
    Es lag etwas darin - ein Finger! Sein Finger!
    Diesmal machte ihn der Schock nicht stumm. Bayou schrie wie unter einer Folter…
    ***
    Suko und ich saßen uns gegenüber und waren wieder okay. Wir konnten uns normal sehen, wir konnten miteinander sprechen, und wir beide spürten auch keine Schmerzen. Es ging uns gut.
    Oder nicht?
    Nein, es täuschte, denn so wohl fühlten wir uns nicht, auch wenn es nach außen hin anders wirkte, denn wir hatten keinen eindeutigen Sieg errungen.
    Irgendwo hatten wir gewonnen und trotzdem verloren, eigentlich sogar mehr verloren als gewonnen, wenn wir ehrlich zu uns selbst waren.
    Suko schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern. Danach streckte er die Arme aus und bewegte seine Hände.
    Er ballte sie zu Fäusten, streckte die Finger aus, als wollte er überprüfen, ob kein Glied fehlte, was bei unserem Kollegen Bayou nicht der Fall war. Seinen kleinen Finger hatten wir in einer dazu passenden Truhe auf der Theke vorn im Lokal gesehen, das sinnigerweise den Namen Hölle trug.
    Die Hölle aber wurde von einer anderen Person inszeniert, einer Frau namens Leonora Vendre, auch als Voodoo-Weib bezeichnet. Sie war die eigentliche Herrin; sie beherrschte die Drachenmagie, wie sie uns erklärt hatte, als wir sie in dem Büro hatten stellen können, in dem wir jetzt noch hockten.
    Suko hatte ihren auf ein Schwert aufgespießten Drachenschädel durch einen

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