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0948 - Leonoras Alptraumwelt

0948 - Leonoras Alptraumwelt

Titel: 0948 - Leonoras Alptraumwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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unser Tod. Kannst du dir das vorstellen? Das Zeug steckt in uns.« Ich deutete auf meinen Magen. »Es kann sich im Körper ausbreiten, es kann sich verteilen. Es kann sich auflösen und wie ein Gift die Kontrolle über uns erreichen. Das alles unter ihrer Leitung und Aufsicht. Sie ist raffinierter, als ich gedacht habe. Sie führt uns an der langen Leine, oder sehe ich das falsch?«
    »Das denke ich nicht. Ich habe meine Befürchtungen nur nicht ausgesprochen.«
    Wütend schlug ich auf den Schreibtisch. »Das ist eine verdammte Scheiße! Wir laufen hier als Zeitbomben auf zwei Beinen herum. Etwas steckt in uns, das zu jedem Zeitpunkt explodieren kann. Ob heute, morgen oder übermorgen. Vielleicht auch erst in Monaten. Wir können fühlen, was wir wollen, aber frei sind wir nicht.«
    »Dafür haben wir bald Weihnachten.«
    Ich winkte ab. »Hör mir damit auf! Aber es stimmt. Eine tollere Weihnachtsüberraschung habe ich in meinem bisherigen Leben noch nicht bekommen. Das wird ein Fest.«
    »Und du hast noch etwas vergessen«, sagte Suko. »Wir waren nicht zu zweit, sondern zu dritt. Und der dritte Mann, Gerard Bayou, fehlt. Wir haben nur seinen Finger gefunden.«
    »Ich weiß.«
    »Dann würde ich vorschlagen, John, daß wir so weitermachen wie bisher. Als wäre nichts passiert. Als hätten wir statt des Drachentrunks Bier konsumiert. Das ist zwar leichter gesagt als getan, aber versuchen können wir es ja.«
    »Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig. Aber ich möchte auch noch Bayou finden.«
    Suko hob die Schultern. Er warf einen letzten Blick durch den Raum, der so etwas wie ein Büro darstellte. Dann war die Sache für ihn erledigt, und er folgte mir hinaus.
    Die Tür war kaum offen, als wir den gellenden Schrei hörten. Er sorgte dafür, daß wir den Drachentrunk zunächst vergaßen…
    ***
    Wir fanden Bayou hinter der Theke. Er stand und kniete zugleich. Um nicht zu Boden zu fallen, hatte er sich am Rand des Tresens festgeklammert. Sein Gesicht zeigte eine so blasse Farbe, daß man sie kaum beschreiben konnte. Der Grund für diesen Zustand war auch für uns zu sehen. Er stand in seiner Nähe.
    Es war sein eigener kleiner Finger, den die Klinge glatt abgetrennt hatte. Er lag noch immer in der kleinen, geöffneten Truhe auf der dunklen Samtunterlage - wie ein makabres Wahrzeichen, eine Warnung, sich auf keinen Fall um eine gewisse Leonora Vendre zu kümmern.
    Ich schloß den Deckel, während sich Suko um unseren farbigen Kollegen kümmerte. Er führte ihn hinter der Theke weg, hinein in den leeren Gastraum, wo er ihn auf einen der zahlreichen freien Stühle drückte. Dort blieb Bayou zitternd hocken.
    Ich kam mir vor, als hätte man mich in eine leere Kulisse gestellt. Ein Gastraum ohne Gäste wirkte in diesem Fall auf mich tatsächlich wie ein absurdes Theater. Die gezeichneten Flammen an den Wänden bewegten sich nicht, sie sollten nur den Namen des Lokals - Hölle - unterstreichen. Und die in die Flammen hineingezeichneten Fratzen und Gesichter erinnerten wohl an die Bewohner der Hölle, wie sie sich der Künstler eben vorgestellt hatte.
    Suko hatte sich zu Bayou gesetzt, der seinen Kopf gesenkt und die Stirn auf seinen auf dem Tisch liegenden angewinkelten Arm gelegt hatte. Er schluchzte leise vor sich hin, während Suko den Finger anschaute, von dem nur noch ein kleiner, blutverschmierter Rest vorhanden war.
    Ich hatte die kleine Truhe mitgenommen. »Wir werden ihn in eine Klinik fahren. Möglicherweise kann der Finger noch angenäht werden.«
    »Okay. John, aber wie willst du an ein Taxi kommen? In dieser Gegend hier fährt niemand.«
    Da konnte er recht haben, denn wir befanden uns in Brixton, einer Hochburg der farbigen Einwohner Londons und der Keimzelle vieler Demos. Brixton war wie ein Pulverfaß. Hier stauten sich die Emotionen immer so lange, bis es zwangsläufig zu einer Entladung kam. Dann aber brannte die Luft.
    Bayou berichtete, ohne daß wir ihn dazu aufgefordert hätten. Er sprach mit leiser, monotoner Stimme. So erfuhren wir von seinem schlechten Gewissen, das ihn dazu getrieben hatte, die Hölle doch noch zu betreten, was er nun natürlich bereute, denn ohne seinen Entschluß hätte er den Finger noch behalten.
    »Sie hat mich überrascht!« flüsterte er. »Sie war eiskalt. Sie hat auf mich gelauert und zugeschlagen. Einfach so.«
    »Aber du lebst, Bayou«, sagte Suko.
    »Ihr doch auch. Und ihr habt noch eure Finger. Wieso hat sie euch nichts angetan?«
    »Sie tat es auf eine andere Art und

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