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0948 - Wohnsitz der Götter

Titel: 0948 - Wohnsitz der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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religiösen Dingen? Sie ein Priester?"
    „Warum nicht? Weshalb sollten religiöse Dinge von der Logik ausgeschlossen sein? Ich finde diese neue Ideenrichtung faszinierend, wenngleich sie natürlich nicht so erschöpfend ist, wie sie sich gibt."
    Vernaz ärgerte sich, daß er sich auf ein Thema eingelassen hatte, bei dem er sich so unsicher fühlte. Daher war er froh, daß sich die Tür öffnete und ein Geschöpf eintrat, das auf den ersten Blick wie ein Dallaze aussah. Es war jedoch wesentlich größer und hatte ein golden schimmerndes Fell. Das Gesicht glänzte nicht vor Fett, wie es normal gewesen wäre, sondern wie Metall. Kaum hatte Vernaz das festgestellt, als er auch schon begriff, daß dieses Wesen tatsächlich aus Metall bestand.
    Er erschauerte vor Ehrfurcht.
    Für ihn war sicher, daß dies ein Gott war. Vergeblich bemühte er sich jedoch, herauszufinden, welcher der vielen Götter es war, die die Dallazen kannten. Er konnte ihn nicht einordnen.
    Glücklicherweise fragte ihn keiner der Pilger. So brauchte er nicht zu fürchten, daß er an Ansehen verlor.
    Der Metallene näherte sich dem Tisch bis auf wenige Schritte.
    „Mein Name ist Kurnaz", erklärte er. „Wenn ihr Fragen habt, ich werde sie auch beantworten."
    Vernaz schüttelte verwundert den Kopf. Von einem Gott mit diesem Namen hatte er noch nie gehört. Er zweifelte jedoch nicht daran, daß er es wirklich mit einem Gott zu tun hatte.
    Er nahm all seinen Mut zusammen, stand auf und verneigte sich vor dem Metallenen.
    „Was wird mit uns geschehen?" fragte er. „Wir alle sind deinem Ruf gefolgt. Wir sehen die Wunder, und wir sind atemlos vor Ehrfurcht."
    Er fand, daß dies beeindruckende Worte waren. Zufrieden hörte er, daß ein Raunen durch die Runde der Pilger ging.
    Offenbar bewunderten sie ihn. Auch der Metallene schien mit diesen Worten einverstanden zu sein.
    „Ich werde euch auf die erste Stufe der Götter führen", antwortete Kurnaz. „Ihr werdet sehen lernen, und ihr werdet mir dienen."
    Vernaz verstand nichts, aber er tat so, als sei ihm alles klar.
    „Das ist eine große Ehre für uns", sagte er und setzte sich. Er wunderte sich darüber, daß der metallene Gott die Sprache der Dallazen so gut beherrschte. Er konnte nicht ahnen, daß er und seine Begleiter schon seit Stunden belauscht worden waren, so daß die Hochleistungstranslatoren alle nötigen Informationen längst erfaßt hatten.
    „Kommt", rief Kurnaz und winkte ihnen zu.
    Die Pilger erhoben sich. Scheu folgten sie dem Metallenen durch eine Tür.
    Keiner von ihnen wußte, was ein Roboter war, und so kam auch keiner auf den Gedanken, etwas anderes in dem Metallenen zu sehen als einen Gott.
    Der Roboter, der erst vor wenigen Stunden hergestellt und in seinem Äußeren den Dallazen angepaßt worden war, führte die Pilger in einen Raum, in dem sich hundert Boxen befanden. In jeder von diesen kamen Kabel aus der Wand, die mit einem golden schimmernden Ring verbunden waren.
    Kurnaz winkte dem Priester zu.
    Vernaz eilte unterwürfig zu ihm. Er fürchtete sich vor dem Unbekannten und wäre am liebsten aus dem geheimnisvollen Reich geflüchtet, das sich in die TepponKluft gesenkt hatte. Andererseits fühlte er sich geschmeichelt, weil der Gott gerade ihn bevorzugt behandelte.
    Kurnaz dirigierte ihn in eine Box, befahl ihm, sich auf den Boden zu setzen und legte ihm einen Ring auf den Kopf.
    Vernaz ließ alles mit sich geschehen.
    „Ich werde dir die Augen öffnen", versprach Kurnaz. „Gleich wirst du ein Wissender sein."
    Er legte seine metallene Tatze gegen eine rote Scheibe an der Wand. Vernaz hatte das Gefühl, daß sich etwas Kaltes auf ihn senkte und in ihn eindrang. Es war ihm angenehm, weil es für ihn und die Pilger nach wie vor viel zu heiß in den Räumen war, in denen sie sich aufhielten. Die vermeintlichen Götter hatten ihrem Wunsch entsprechend die Temperaturen gesenkt, doch für den Geschmack des Priesters nicht weit genug.
    Vernaz nahm sich vor, sie später darum zu bitten, es noch kälter werden zu lassen. Er war davon überzeugt, daß sie jede Temperatur schaffen konnten, wie er überhaupt glaubte, daß sie allmächtig waren.
    Vorübergehend wurde es dunkel vor seinen Augen. Es schien, als habe ihn der Metallene belogen, denn er konnte nicht mehr, sondern überhaupt nichts mehr sehen. Vernaz atmete keuchend. Dann plötzlich wurde es hell um ihn.
    Der Metallene nahm ihm den Ring vom Kopf.
    „Steh auf", befahl er. „Wie geht es dir?"
    „Ausgezeichnet, Kurnaz",

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