0948 - Wohnsitz der Götter
antwortete der Priester. „Die Schulung ist mir sehr gut bekommen."
Vernaz wunderte sich, daß er mit einem Mal wußte, wie die Klimaanlage funktionierte, welche der vielen Schalter in diesen Räumen er betätigen mußte, um verschiedene Dinge zu erreichen, über die er klare Vorstellungen hatte.
Dabei erinnerte er sich genau daran, daß er vor wenigen Minuten noch gar nicht gewußt hatte, daß diese Dinge überhaupt existierten.
„Wartet nicht", rief er den Pilgern zu. „Geht in die Boxen. Legt euch die Ringe auf den Kopf und drückt den roten Schalter an der Wand. Zögert nicht. Beeilt euch. Oder wollt ihr die Götter warten lassen?"
Die Männer gehorchten. Sie sahen, daß ihm nichts passiert war, und sie vertrauten sich dem Ring an, obwohl keiner von ihnen erkannte, welche Bedeutung er hatte.
Vernaz beobachtete den Metallenen voller Bewunderung. Nach wie vor sah er ein göttliches Wesen in ihm. Er wußte, daß er ihm zu gehorchen hatte.
Seine Nervosität legte sich. Vernaz überlegte bereits wieder, wie er die Situation für sich nutzen und seine Führungsrolle ausbauen konnte. Er war fest entschlossen, das zu tun, und sich gegenüber dem Wärmehüter zu behaupten.
Er ging zu Kurnaz und stellte sich so dicht neben ihn, daß jeder der Pilger sehen mußte, welch hohen Rang Vernaz für sich beanspruchte.
Doch Vernaz stellte enttäuscht fest, daß niemand ihn beachtete. Die Pilger hockten mit geschlossenen Augen in den Boxen und ließen das Wissen in sich überfließen.
Vernaz wollte sich an den Metallenen wenden, um sich Unterstützung von ihm zu erbitten, als plötzlich ein grelles Licht aus einer der Boxen schoß. Zugleich krachte es so laut, daß Vernaz um seine Trommelfelle fürchtete.
Er schrie entsetzt auf.
Der zerfetzte Körper eines Pilgers flog in hohem Bogen aus der Box. Eine weitere Stichflamme folgte ihm und hüllte ihn ein. Der Geruch verbrannten Fleisches drang Vernaz in die Nase.
*
„Hoffentlich geht es bald rein in die warme Stube", sagte Bully. „Mir ist verdammt kalt."
Überall vor ihnen brach das Eis auf, und Schächte bildeten sich. Rhodan ging vorsichtig an eine der Öffnungen heran und blickte hinein. Etwa fünf Meter unter ihm stand ein humanoider Roboter. Er winkte ihm zu und sagte etwas in der Dallazensprache. Rhodan verstand die Worte nicht, erfaßte aber immerhin, was er meinte.
Ein Antigravfeld hob ihn und seine beiden Begleiter an, die ihm gefolgt waren. Rhodan rief Knatze zu sich. Der Dallaze zögerte. Mit geweiteten Augen verfolgte er, daß die drei Männer den Boden unter den Füßen verloren und etwa einen Meter in die Höhe schwebten.
„Knatze", rief Rhodan und gab ihm mit einer Armbewegung zu verstehen, daß er zu ihnen aufschließen sollte.
Der Expeditionsleiter erkannte, daß er von jenen getrennt werden würde, die er für Götter hielt, wenn er noch länger zögerte. Er eilte zu ihnen. Als er sie fast erreicht hatte, glitt er ebenfalls in die Höhe. Er schwebte zu ihnen hin und klammerte sich an sie. Dann sank er mit ihnen zusammen in den Schacht.
„Habt keine Angst", rief ihm der Roboter zu, der unten auf sie wartete. „Euch geschieht nichts."
Wenig später fühlte er erleichtert festen Boden unter sich, „Er akzeptiert uns", sagte Bully, als er sah, daß der Roboter keinen Unterschied in der Behandlung zwischen ihnen und den Dallazen machte.
„Das überrascht mich ein wenig", gestand Atlan ein. „Ich hatte mit Schwierigkeiten gerechnet."
„Mich überrascht es nicht", bemerkte Rhodan lächelnd. „Ich habe die sechs Schlüssel bei mir, die wir in den anderen Burgen gefunden haben. Es scheint, daß sie uns Schutz gewähren."
„Davon hast du uns nichts gesagt." Der Arkonide folgte den Anweisungen des Roboters und betrat eine Schleuse.
„Wozu hätte ich das tun sollen?" fragte Rhodan. „Erst jetzt zeigt sich, daß es sinnvoll war, sie mitzuführen."
Er betrat die Schleuse ebenfalls. Ihm folgten Bully, Knatze und einige weitere Dallazen, die sich dem unsichtbaren Antigravfeld anvertraut hatten. Sie schwatzten erregt miteinander. Voller Scheu betrachteten sie den Roboter.
Rhodan hatte seinen positronischen Translator, der wieder funktionierte, eingeschaltet, so daß dieser Sprachinformationen sammeln konnte.
Ein Schott öffnete sich vor ihnen und gab den Blick frei in einen prunkvoll ausgestatteten Raum, in dem lange Tische standen, die mit Speisen und Getränken beladen waren.
Die Pilger redeten noch lauter und noch erregter
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