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095 - Der leuchtende Schlüssel

095 - Der leuchtende Schlüssel

Titel: 095 - Der leuchtende Schlüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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der Beamte achtete nicht darauf. Er interessierte sich mehr für die kostbare Ausstattung des Zimmers, die er mit dem verhältnismäßig bescheidenen Gehalt eines Bankdirektors nicht in Einklang bringen konnte.
    Ein Perserteppich bedeckte den Fußboden, die Beleuchtungskörper an den Wänden waren anscheinend aus Silber. Im Hintergrund stand eine große, sehr bequeme Couch. Besonders fiel Smith eine prachtvolle Glasvitrine auf, die eine Sammlung kostbarer Miniaturen enthielt. Von Gemälden verstand er nicht viel, aber zwei der großen Bilder, die die Wände zierten, hielt er für sehr wertvoll.
    Er betrachtete noch den Inhalt der Vitrine, als er Schritte hinter sich hörte. Er wandte sich um und sah Mr. Leo Moran vor sich. Der Bankdirektor trug einen seidenen Schlafrock.
    »Hallo, Mr. Smith! Wir sehen uns ja gerade nicht allzu häufig. Nehmen Sie Platz und trinken Sie ein Glas.« Er klingelte. »Ihr Lieblingsgetränk ist doch Bier?«
    »Ganz recht«, erklärte Surefoot befriedigt. »Sie haben aber eine sehr schöne Wohnung.«
    »Tja, es wohnt sich hier nicht schlecht«, entgegnete der Bankmann gleichgültig. Dann zeigte er auf ein Gemälde. »Das ist ein echter Corot. Mein Vater hat einmal dreihundert Pfund dafür bezahlt. Aber es ist dreitausend wert.«
    »Ihr Vater war sehr wohlhabend?«
    Moran warf ihm einen schnellen Blick zu.
    »Ja, er hatte Geld. Warum fragen Sie danach? Sie glauben doch nicht etwa, daß ich eine Wohnung wie diese mit meinem jetzigen Gehalt hätte einrichten können? Oder denken Sie, daß ich mir auf unrechte Weise Geld beschafft und die Bank betrogen hätte?«
    »Hoffentlich kommt mir ein solcher Gedanke niemals«, erwiderte Smith ernst.
    »Bier«, sagte Moran, als sich der Diener in der Tür zeigte. »Aber Sie sind doch mit einer bestimmten Absicht hergekommen? Um was handelt es sich denn?«
    Surefoot runzelte die Stirn.
    »Ich stelle Nachforschungen nach diesem Tickler an.«
    »Ach, das ist der Mann, der neulich erschossen wurde. Wollten Sie fragen, ob ich ihn kannte?«
    »Ja.«
    »Der Kerl war eine furchtbare Landplage. Er lauerte mir öfter an der Haustür auf und wollte mir etwas erzählen oder etwas verkaufen - ich habe mich aber nicht mit ihm abgegeben, sondern ihn immer kurz abgefertigt.«
    Moran hatte sehr schnell gesprochen. Seine manchmal rauhe und etwas gewöhnlich klingende Sprache verriet, daß er keine gute Kinderstube hatte.
    »Meinen Sie vielleicht, ich hätte den Mann ermordet?« fragte er geradezu.
    Surefoot lächelte. Es war allerdings nicht klar, ob er über die sonderbare Frage oder über die Flasche Bier lächelte, die der Diener gerade hereinbrachte.
    »Kennen Sie Miss Lane?«
    »Ja, oberflächlich«, entgegnete Moran kühl.
    »Wirklich ein hübsches Mädchen - also, auf Ihr Wohl!«
    Surefoot hob das Glas und trank es in einem Zuge aus.
    »Gutes Bier.«
    »Warum fragen Sie mich nach Miss Lane?«
    »Ich wußte, daß Sie sich für das Theater interessieren. Sie haben doch früher Gesellschaften gegeben und Leute vom Theater dazu eingeladen?«
    Der Bankdirektor nickte.
    »Ja, vor vielen Jahren, in meiner blühenden Jugend. Aber trotzdem verstehe ich die Frage nicht.«
    »Ach, es interessierte mich nur«, sagte Smith leichthin.
    Mr. Moran ging im Zimmer auf und ab.
    »Warum sind Sie hergekommen, Smith? Zum Teufel, Sie sind doch nicht ein Mann, der bloß herumläuft und alberne Fragen stellt. Sie bringen mich irgendwie mit dem Mord an diesem Herumtreiber in Zusammenhang.«
    Smith schüttelte den Kopf.
    »Sie können mir doch wenigstens sagen, was los ist«, fuhr Moran fort. »Seien Sie doch nicht so geheimnisvoll und erzählen Sie mir, warum Sie hier sind.«
    Mr. Smith wischte seinen Schnurrbart ab und erhob sich langsam. Vor einem Spiegel rückte er seine Krawatte zurecht.
    »Nun gut, ich will Ihnen im Vertrauen mitteilen, um was es sich handelt. Wir erhielten einen anonymen Brief, dessen Herkunft jedoch nicht schwer festzustellen war. Er war von Ticklers Wirtin abgeschickt. Einer meiner Beamten hat sich mit ihr unterhalten und dabei folgendes erfahren: Tickler trank viel, und wenn er zuviel geladen hatte, was manchmal zweimal am Tage passierte, sprach er mit seiner Wirtin gewöhnlich über Sie.«
    »Was, über mich?« fragte Moran schnell. »Aber er kannte mich doch gar nicht näher?«
    »Viele Leute sprechen über andere, die sie gar nicht näher kennen. Sehen Sie, wenn man wie Sie in der Öffentlichkeit lebt - «
    »Aber das stimmt nicht. Ich lebe durchaus nicht in der

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