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095 - Der leuchtende Schlüssel

095 - Der leuchtende Schlüssel

Titel: 095 - Der leuchtende Schlüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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in Besitz gehabt, und zwei Jahre lang hatte er sich dauernd geängstigt. Die Preise stiegen und fielen wie die Flammen eines Papierfeuers; höchstens eine Woche hielten sie sich.
    Binny las die Notierung vor, und Mr. Lyne quittierte mit einem Brummen.
    »Wenn sie in die Höhe gegangen wären, hätte ich die Bank verklagt. Dieser niederträchtige Moran hat mir den Rat gegeben, sie zu verkaufen.«
    »Sind sie denn in die Höhe gegangen?« fragte Binny interessiert.
    »Kümmern Sie sich um Ihre eigenen Angelegenheiten«, knurrte der Alte unfreundlich.
    Um sieben Uhr kam Jerry Dornford. Dauernd hatte er sich unterwegs wiederholt, welche Entschuldigungsgründe er vorbringen wollte. Er hatte das Gefühl, daß er als der letzte Schuldner des alten Finanzmannes von diesem behandelt wurde wie die Maus von der Katze. Sicher freute sich der Mann an seiner Verlegenheit und wollte sich erst noch an seinen Qualen weiden, bevor er ihn erledigte. In dieser Annahme hatte Jerry bis zu einem gewissen Grad recht.
    Hervey empfing ihn mit einem Grinsen, das eigentlich ein Lächeln sein sollte. »Nehmen Sie Platz, Mr. Dornford«, sagte er mit seiner hohen Stimme. »Binny, gehen Sie hinaus.«
    »Binny ist nicht hier, Mr. Lyne.«
    »Dann lauscht er draußen - immer horcht er am Schlüsselloch. Sehen Sie doch einmal nach.«
    Dornford öffnete die Tür, konnte aber nichts von dem Butler sehen.
    »Sie kommen also wegen des Geldes«, begann der Alte dann. »Dreitausendsiebenhundert Pfund, wenn ich nicht irre, wollten Sie mir doch heute abend zahlen, nicht wahr?«
    »Ich bin leider nicht in der Lage, Ihnen heute abend die Summe zu geben, und es wird mir auch nicht so bald möglich sein«, erwiderte Jerry. »Ich kann die Schuld auf keinen Fall schnell begleichen, aber ich habe alles vorbereitet, um Ihnen vier- bis fünfhundert Pfund abzahlen zu können.«
    »Die leihen Sie wohl von Stelbey, was?«
    Jerry verwünschte sich selbst wegen dieser Dummheit. Er wußte doch, daß die Geldverleiher untereinander eine Liste all der Leute auswechselten, die sie um ein Darlehen angingen.
    »Nun, ich kann Ihnen schon im voraus sagen, daß Sie das Geld nicht bekommen. Aber Sie müssen sich Geld beschaffen, sonst übergebe ich die Sache morgen meinem Anwalt.«
    Diese Drohung hatte Jerry erwartet.
    »Wenn ich Ihnen Ende der Woche zweitausend Pfund bar bezahlen könnte, würden Sie mir dann genügend Zeit geben, die Restsumme zu besorgen?«
    Jerry war selbst erstaunt, daß seine Stimme heiser klang. Er hatte doch schon viele Krisen durchlebt und sich nicht aus der Fassung bringen lassen. Aber diesmal war er aufgeregt und nervös.
    »Wenn Sie zweitausend beibringen, können Sie auch dreitausendsiebenhundert beschaffen. Bis Ende der Woche wollen Sie Zeit haben? Ich gebe Ihnen keinen Tag. Und außerdem, woher wollen Sie denn die zweitausend nehmen?«
    Jerry räusperte sich.
    »Ein Freund von mir -«
    »Das ist doch eine Lüge«, erwiderte Lyne zynisch. »Sie haben keine Freunde. Die Leute, die früher mit Ihnen verkehrten, wollen nichts mehr von Ihnen wissen. Ich werde Ihnen sagen, was ich mit Ihnen mache.« Der Alte lehnte sich über den Tisch und stützte die Fäuste auf die polierte Mahagoniplatte. Er genoß diesen Augenblick des Triumphes. »Ich gebe Ihnen Zeit bis morgen abend um sechs. Dann zahlen Sie mir entweder die ganze Summe, oder ich treibe Sie zum Bankrott.«
    Wenn er nur einigermaßen hätte sehen können, würde ihn der haßerfüllte Blick Jerrys erschreckt haben. Aber er sah nichts und fühlte nur, daß seine Worte Eindruck gemacht hatten.
    »Verstehen Sie, was ich sage?«
    »Ja, ich verstehe.«
    »Morgen bringen Sie mir das Geld, dann bekommen Sie den Schuldschein. Aber pünktlich um sechs, sonst übergebe ich die Sache dem Gericht und meinem Anwalt.«
    »Aber Mr. Lyne, zweitausend Pfund sind doch auch eine schöne Summe.«
    »Bis morgen abend die ganze Summe. Ich habe weiter nichts zu sagen.«
    Jerry stand auf. Er zitterte vor Wut.
    »Aber ich habe Ihnen noch etwas zu sagen, Sie verdammter alter Wucherer! Sie Bluthund, Sie wollen mich zum Bankrott treiben?«
    Hervey Lyne hatte sich erhoben und zeigte mit seiner weißen Hand auf die Tür.
    »Machen Sie, daß Sie hinauskommen!« Auch der Alte konnte vor Aufregung kaum noch sprechen. »Bluthund hat er gesagt einen verdammten alten Wucherer hat er mich genannt - Binny!«
    Der Butler kam die Treppe von der Küche herauf.
    »Werfen Sie ihn hinaus, werfen Sie den Kerl die Treppe hinunter!« zeterte der

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