095 - Der leuchtende Schlüssel
Eigentums.‹
19
Dick fuhr mit Surefoot nach Berkshire. Er erkannte in dem verrosteten Stahlkasten sofort sein Eigentum wieder, überließ aber dem Chefinspektor die anderen traurigen Feststellungen.
Surefoot kam zurück, nachdem er den Fundort der Leiche und die nähere Umgebung besichtigt hatte. Das Auto Jerry Dornfords wurde, weniger als hundert Meter von der Stelle entfernt, in einem kleinen Gebüsch entdeckt.
»Es ist Dornfords Wagen, und ich glaube, man kann ohne große Schwierigkeiten rekonstruieren, wie er den Tod fand«, sagte Surefoot. »Eine Abendzeitung lag im Auto, und zwar von dem Tag, an dem der alte Lyne ermordet wurde.«
»Der arme Kerl! Wie ist es denn geschehen? Wurde er ermordet oder -?«
»Ein Unglücksfall. Die Pistole war noch geladen, als Dornford sie stahl. Entweder hat er nach dem Diebstahl Angst bekommen, oder er konnte sie nicht verkaufen, wie er beabsichtigte, und entschloß sich deshalb, sie zu vergraben. Es ist erklärlich, daß er sie auf seinem eigenen Grund und Boden verscharren wollte. Er nahm auch einen Spaten mit. Als er aufgefunden wurde, war er in Hemdsärmeln. Allem Anschein nach hat er das Loch also selbst gegraben. Wahrscheinlich wollte er die Pistole gerade hineinlegen, als der Schuß sich löste. Die Kugel ging durch seinen Körper; wir fanden sie in einer Fichte, die daneben steht. Seine Brieftasche enthielt ein Darlehensgesuch an den Geldverleiher Stelbey, der mit Lyne in Verbindung stand. Außerdem einige sehr belastende Notizen über einen gewissen Jules. Wir werden uns alle Mühe geben, die Persönlichkeit dieses Mannes zu identifizieren.«
»Da kann ich Ihnen helfen«, erklärte Dick. »Ich kenne den Kerl sehr genau.«
Sie kamen spät nach London zurück. Surefoot war in gedrückter Stimmung.
Dick suchte Mary unverzüglich auf, um ihr die Neuigkeit mitzuteilen. Er war erstaunt und ein wenig enttäuscht, als er sah, wie gelassen sie die Nachricht aufnahm.
»Ich habe es schon in der Abendzeitung gelesen«, erklärte sie ihm. »Er war ein armer Kerl. Aber ich habe einen glänzenden Tag hinter mir, Dick. Ich habe eine große Überraschung für den Chefinspektor - morgen noch nicht, aber übermorgen.«
Er verbrachte eine unruhige Nacht, da er sich sehr um Mary sorgte. Als er am Morgen bei ihr anläutete, war sie schon ausgegangen.
Surefoot, mit dem er später zusammentraf, beruhigte ihn. »Sie brauchen sich nicht um die junge Dame zu ängstigen. Der tüchtigste Mann, den ich habe, beobachtet sie Tag und Nacht. Hat sie Ihnen denn nicht gesagt, welchen Plan sie verfolgt? Soviel ich von meinen Leuten gehört habe, hält sie sich dauernd in den Vorstädten auf und kauft dort in den verschiedensten Läden ein.«
»Seltsam«, erwiderte Dick ungläubig. »Was kauft sie denn?«
»Hauptsächlich Mixed Pickles, aber auch Schinken. Einmal hat sie in der City eine Stunde gebraucht, um Tee zu besorgen. Sie packt die Sache entschieden zu wissenschaftlich an.«
Mr. Smith war über die unerklärliche Mitarbeit Mary Lanes durchaus nicht erfreut. Er haßte Geheimnisse.
Mary war schon am frühen Morgen nach Maidstone gefahren und hatte dort lange mit einem Schuhmacher verhandelt. Es zeigte sich, daß der Mann ein verhältnismäßig schlechtes Gedächtnis hatte und auch seine Bücher nicht ordentlich führte. Etwa um fünf kehrte sie müde in die Stadt zurück, nahm ein heißes Bad, ruhte sich einige Stunden aus und fühlte sich wieder frisch, als sie ihren Mantel zuknöpfte und ausging.
Es war zehn Uhr, und es regnete leicht. Sie nahm ein Taxi und fuhr zum King's-Cross-Bahnhof. Auf dem Bahnsteig traf sie Binny, der in keiner besonders guten Stimmung zu sein schien. Obgleich der Abend warm war, trug er einen schweren Mantel und ein Halstuch. Er sah elend und verlassen aus. Der Detektiv, der Mary gefolgt war, beobachtete, wie sie mit ihm sprach, und amüsierte sich, denn er wußte, warum Binny verreisen mußte.
Der Butler machte ein skeptisches Gesicht.
»Ich weiß nicht recht, ob ich mich noch auf sie besinnen kann. Die Leute ändern doch ihr Aussehen im Lauf der Jahre, besonders wenn sie schon älter sind. Sie war nur drei Wochen mit mir in dem Haus zusammen!«
»Sie werden sie sicher wiedererkennen!« erklärte Miss Lane energisch.
Er zögerte.
»Vermutlich. Aber diese Nachtreisen gefallen mir nicht. Früher habe ich einmal ein Eisenbahnunglück miterlebt, und seit der Zeit bin ich immer nervös, wenn ich nachts in einem Zug sitzen muß. Und bedenken Sie doch, daß Mr.
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