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095 - Rebellion der Regenwuermer

095 - Rebellion der Regenwuermer

Titel: 095 - Rebellion der Regenwuermer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cyril F. Toncer
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Pierre.“
    Dr. Laparouse wurde unvermittelt wieder ernst. „Gut. Bleiben wir dabei, daß es sich um Dinge handelt, die normal nicht zu erklären sind. Mir will es ja auch so scheinen.
    Dann stellt sich aber zunächst die Frage: wohin und warum sind die Biester plötzlich verschwunden? Sind sie eingegangen, als es draußen trocken war? Aber auch da ist schon wieder ein Rätsel, eine offene Frage: hat es nun geregnet oder nicht?“
    „Es hat“, versetzte Patoux prompt und sehr bestimmt. „Sie haben es doch eben selbst gesehen.“
    „Legrand hat aber das Gegenteil behauptet“, erwiderte der Arzt. „Und ich habe mich vorhin ebenso überzeugt, daß alles trocken und der Himmel klar gewesen ist. Obwohl ich genauso Stein und Bein schwören möchte, daß mir wenige Minuten vorher der Regen ins Gesicht schlug.“
    „Es dürfte beides richtig sein“, meinte Patoux nach kurzem Nachdenken. „Es hat sowohl geregnet als auch nicht.“
    „Es ist doch zum Kotzen, mon cher“, schnauzte Laparouse unbeherrscht, „wie kann es regnen und auch wieder nicht! Dann waren wahrscheinlich auch diese komischen Würmer da und auch wieder nicht! Wir haben das alles erlebt, aber auch wiederum nicht! Stimmt’s?“
    „So ungefähr“, bestätigte Patoux flüsternd und vermied dabei, sein Gegenüber anzusehen.
    Laparouse entgegnete nichts mehr, da ihm jede weitere Diskussion fruchtlos erschien. Er holte eine massive Stahlkassette aus einem Wandschränkchen, öffnete sie und stellte das bewußte Glas mit der Sandbrühe hinein. Dann schloß er den Deckel und drehte den Schlüssel sorgfältig herum.
    „So, Sie haben es gesehen, Patoux“, bemerkte er dann. „Ich habe unsere Widersacher hier eingesperrt. Da kommen sie nicht so ohne weiteres heraus, immer vorausgesetzt, sie haben ihre ursprüngliche Größe wieder angenommen und sind hierher zurückgekehrt. Begegnen sie uns wieder, dann will ich auch an Zauberei glauben.“
    „Ist Ihnen nichts aufgefallen, Pierre?“ fragte der Meteorologe zurück, ohne auf die Bemerkung von Laparouse einzugehen.
    „Nein, was denn?“ fragte der Arzt erstaunt.
    „Der Sand in dem Gefäß war eben wieder trocken. Sie hätten es eigentlich sehen müssen!“
    Sofort sperrte der Mediziner das Kästchen wieder auf und wollte seinen Augen nicht trauen. In dem Glas lag feinkörniger, trockener Sand.
    „Aber ich will verdammt sein!“ schrie er fassungslos. „Vor ein paar Sekunden schwappte doch hier noch das Wasser!“
    Patoux schüttelte den Kopf. Der Arzt sagte nichts, sondern machte den Deckel zu und verschloß die Kassette erneut. Seine Arme kamen ihm bleischwer vor. Eigentlich hätte er sich die Probe jetzt mal unter dem Mikroskop ansehen müssen, fiel ihm ein, aber er war zu nichts mehr fähig. Es war zuviel Unheimliches geschehen. Außerdem hatte er den Wunsch, es dem Vogel Strauß nachzumachen, einfach den Kopf in den Sand zu stecken, um die Gefahr nicht zu sehen.
    „Gehen wir wieder schlafen!“ erklärte er schließlich rauh „Morgen erwartet uns wieder ein anstrengender Arbeitstag!“
    Sie traten hinaus, und Laparouse erschrak erneut. Es war jetzt wieder alles völlig trocken, der Sternenhimmel wölbte sich über ihnen. Er befühlte sprachlos die Zeltplanen, die Leinen, eine Tonne, ein paar Kästen. Nirgendwo eine Spur von Feuchtigkeit. Er bekam eine Gänsehaut, und ein unheimliches Grausen überfiel ihn. Es kam ihm vor, als bebte die Erde leicht unter der Bewegung der Teufelswürmer, die sich Maulwürfen gleich ein paar Zentimeter unter die Grasnarbe verkrochen haben mochten.
    Schweigend gingen die beiden Männer zum Schlafzelt. Molard hatte längst die entstandene Unordnung des nächtlichen Zwischenfalls beseitigt. Dr. Laparouse legte sich hin, aber er fand keine Ruhe.
    Kaum daß es dämmerte, trat er nach draußen und setzte sich mit seinem Tagebuch auf einen Klappstuhl, der östliche Himmel färbte sich glutrot, während leichte Dunstschwaden über der Steppe lagen. Es roch nach Regen und frischem Grün, zugleich aber auch nach Tod und Verwesung. So kam es Laparouse zumindest vor.
    Er füllte viele Seiten mit der Niederschrift der nächtlichen Vorkommnisse.
    Dahinter setzte er drei Fragezeichen. Dann fiel sein Kopf vornüber und er war eingeschlafen.
     

     
    Die Sonne stand schon ziemlich hoch am Himmel, als Laparouse wachgerüttelt wurde und in das Gesicht von Patoux blickte.
    „Sie haben sich nicht gerade den bequemsten Schlafplatz ausgesucht, Dr. Laparouse“, vernahm er. Patoux

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