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095 - Rebellion der Regenwuermer

095 - Rebellion der Regenwuermer

Titel: 095 - Rebellion der Regenwuermer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cyril F. Toncer
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nehme an, Sie haben das Glas entweder nicht hineingestellt, oder Sie haben die Kassette nicht verschlossen, und jemand hat das Zeug raus genommen.“
    Laparouse wollte heftig aufbegehren, aber er sagte sich sofort, daß es doch keinen Sinn hätte. Mit Leuten wie Legrand war nicht zu diskutieren. Sie konnten nur Befehle erteilen oder Befehle entgegennehmen, das war ihr Leben. So überraschte es den Arzt auch nicht, als Legrand fortfuhr: „Sie können ja meinetwegen nach Ihrem komischen Würmersand suchen, das bleibt Ihnen unbenommen. Aber mich verschonen Sie bitte mit solchen Sachen. Wir haben wichtigere Aufgaben zu lösen. Ich habe keine Zeit, mich mit solchen… nun, sagen wir einmal, Clownerien, zu befassen.“
    Auch ohne weiteren Hinweis begriff der Mediziner, daß die Unterredung beendet und er entlassen war. Er erhob sich rasch.
    „Es tut mir leid, daß ich Sie mit meinen läppischen Angelegenheiten belästigt habe, mon Commandant“, erklärte er mit einer knappen Kopfbewegung.
    „O bitte sehr, das macht gar nichts. Ich habe für die Belange meiner Leute stets ein offenes Ohr, Dr. Laparouse!“
    Der Arzt ballte nur kurz die Faust, als er schon im Gehen war. ‚Meine Leute’… dachte er ergrimmt. Wie sich das wieder anhörte. Wenn er es diesem Burschen nur einmal heimzahlen könnte.
    Eine gewisse Genugtuung bereitete es Laparouse, daß im Lauf dieses Tages verschiedene Ereignisse eintraten, die das Programm völlig durcheinanderbrachten. Legrand sah sich gezwungen, seine Pläne zu ändern.
     

     
    Es begann zunächst damit, daß kurz nach dem Frühstück Michel Molard über einen plötzlich auftretenden, sehr schmerzhaften Ausschlag an den Beinen zu klagen begann. Laparouse untersuchte den Assistenten und stellte dabei fest, daß es sich um Bißwunden handelte. Es gehörte nach Lage der Dinge nicht allzu viel Phantasie dazu, herauszufinden, wo die Bisse herkamen.
    Kurze Zeit später litt auch Patoux unter den gleichen Symptomen und bei Dr. Laparouse selbst zeigten sich ebenfalls zwei solcher Male an den Armen. Die bei Molard inzwischen fast taubeneigroß gewordenen Beulen schmerzten so stark, daß der Assistent bei der geringsten Berührung brüllte. In diesem Zustand konnten Patoux und Molard unmöglich mit den Landrovern zu dem zwanzig Kilometer entfernten Rampengelände starten. Der Expeditionsleiter mußte verständigt werden.
    Legrand trug zwar eine gleichmütige Miene zur Schau, als ihn Laparouse mit wenigen Worten ins Bild setzte, aber der Arzt hatte dennoch den Eindruck, als sei er nicht mehr ganz so selbstsicher wie zuvor.
    „Vielleicht handelt es sich um Insektenstiche“, erklärte Legrand. „Möglicherweise war es auch ein Skorpion“, fuhr er dann fort. Doch jetzt konnte sich der Mediziner wirklich nicht mehr länger beherrschen.
    „Also, bei allem Respekt, verübeln Sie mir bitte nicht, wenn ich jetzt von Ihnen das gleiche annehme, was Sie mir heute nacht unterstellen wollten, Ihre Mutmaßungen sind mir ganz einfach zu dumm, um mich mit ihnen auseinanderzusetzen.“
    Laparouse hatte angenommen, der Major würde hochgehen, da er scharfe Entgegnungen nicht gewöhnt war und Widerspruch normalerweise nicht duldete. Sekundenlang erschrak er über die eigene Heftigkeit, aber die Worte waren ganz spontan gekommen und mußten schließlich einmal gesagt werden. Auf einen groben Klotz gehörte ein grober Keil.
    Seltsamerweise schien jedoch die Äußerung des Arztes den Expeditionsleiter nicht im geringsten zu berühren. Er nahm sie vielmehr kaum zur Kenntnis.
    Seine unheimlichen Vogelaugen blickten irgendwohin durch Laparouse hindurch. Dann sagte er: „Vielleicht ist es die Folge einer Infektion oder eine Nahrungsmittelvergiftung. Machen Sie also für alle Fälle mal Blutsenkungen. Auch bei sich.“ Er deutete auf die beiden Male an den Armen des Arztes; die noch relativ flach und klein waren und bisher kaum schmerzten.
    „Im übrigen überlasse ich die Diagnose Ihnen. Sie sind ausgebildeter Arzt, ich verstehe von Medizin fast gar nichts. Sie werden gewiß herausfinden können, was da passiert ist.“
    Damit war Laparouse zum zweiten mal an diesem Morgen aus einer Audienz bei seinem Vorgesetzten entlassen, ohne zu einem Resultat gekommen zu sein,
    Mißmutig und beunruhigt machte er sich wieder auf den Weg in das gemeinsame Zelt. Was er dort sah, war nicht geeignet, ihn froher zu stimmen.
    Molard lag ohnmächtig auf seinem Feldbett, während sich Dr. Patoux vor Schmerzen auf seinem Lager wand.

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