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0950 - Ein Gruß aus der Hölle

0950 - Ein Gruß aus der Hölle

Titel: 0950 - Ein Gruß aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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konnte.
    Nur tat ich ihm den Gefallen nicht. Ich blieb ruhig und ertrug auch den Schmerz in meiner Wangenwunde. Es würde weitergehen, doch unsere Chancen hatten sich noch nicht gebessert, und auch Suko konnte es sich nicht erlauben, auch nur den kleinen Finger zu bewegen.
    »Tu es endlich!« befahl Bates. »Ich will sehen, wenn du ihm mit der Nadel das Auge ausstößt!«
    »Ist okay, Chef!« Sirca nickte. Dann drehte er die Nadel in seinen Fingern, hob die Hand ein wenig an und zielte genau auf mein Auge. Wieder lächelte er, aber in seinen Augen lag Eis. Vielleicht zitterte unter der dünnen Schicht auch der Wille, es zu versuchen, um daran seine Freude zu haben.
    Bates bemerkte, daß ich ihn anschielte. Sofort gab er einen Kommentar. »Keine Chance mehr, Sinclair. Erst du, dann dein China-Freund. So wird es sein…«
    In diesem Augenblick hörten wir alle das Stöhnen. Suko hatte es ausgestoßen. Keiner von uns hatte damit rechnen können, und es blieb nicht dabei, denn mein Freund sackte zusammen wie jemand, dem plötzlich übel geworden war.
    Der Typ, der ihn bewachte, trat einen halben Schritt zurück. Er wußte nicht, was er tun sollte, deshalb schaute er zu Bates hin.
    Der öffnete den Mund.
    Ich wußte, daß er den Schießbefehl geben würde. Es waren diese Augenblicke der Wahrheit und das Wissen, daß man sich nicht irrte.
    Mir war alles egal. Ich hätte Sirca angegriffen, war auch schon bereit, aber es kam anders.
    Jemand sprach.
    Nicht Tillman Bates, sondern Suko.
    Und er rief nur ein Wort: »Topar!«
    Damit hatte sich alles verändert, denn nun stand die Zeit für fünf Sekunden still…
    ***
    »Was sagst du da? Vaters Geheimnis?«
    »Ja.«
    Marion wußte nicht, was sie dazu sagen sollte. Ihr war klargemacht worden, daß sie eigentlich zu wenig wußte. Das Leben ihres Vaters lag im Dunkeln, es hatte für sie sowieso schon im Dunkeln gelegen, und nun war noch etwas hinzugekommen, mit dem sie nicht zurechtkam. Ein Geheimnis.
    Sie schüttelte den Kopf. »Was ist dieses Geheimnis, oder wie sieht es aus?«
    »Grauenhaft«, flüsterte Caroline.
    »Dann kennst du es?«
    »Sicher.«
    »Woher?«
    »Das spielt jetzt keine Rolle mehr. Ich kenne es. Ich bin seinetwegen…« Sie legte eine Pause ein, als suchte sie nach den richtigen Worten. Dann sagte sie: »Lassen wir das.«
    Marion war neugierig geworden. Sie wollte plötzlich nicht mehr akzeptieren, daß man sie nicht daran beteiligte. »Ich will es aber sehen, Caro. Bitte, ich bin auch deine Schwester und daran beteiligt. Du hast mich in deine Welt genommen. Wir waren gemeinsam im Spiegel, und ich bin zu deiner Verbündeten geworden.«
    »Noch nicht ganz«, gab Caroline zurück. »Wünsche dir, daß es so bleibt. Daß du nicht zu dem wirst, was ich bin. Hörst du?«
    »Ja, aber ich habe es nicht verstanden.«
    »Dann frag nicht weiter.«
    Damit wollte sich das Mädchen auch nicht abfinden. »Kann ich es denn sehen, Caro?«
    Sie wartete noch mit der Antwort, um danach zu seufzen. »Weißt du, Schwester, es wird uns wohl nichts anderes übrigbleiben. Ich kenne es ja, aber wir müssen daran vorbei. Wenn du dir selbst einen Gefallen tun willst, dann schließe die Augen. Mach sie einfach zu und hoffe darauf, daß man uns in Ruhe läßt.«
    »Ist es denn so schlimm?«
    »Noch schlimmer, Schwester.«
    »Warum denn«
    Caroline winkte ab. »Es hängt vieles zusammen. Es gibt Verbindungen, von denen du bisher nichts weißt. Da kommt eines zum anderen. Aber es ist unwahrscheinlich schwer, die Dinge zu begreifen. Sei tapfer, mehr kann ich dir nicht raten.«
    »Ja, ist gut. Ich verspreche es dir.«
    Das Geräusch hatte ich in der letzten Zeit nicht wiederholt. Wer immer in einem der Räume lauerte, er schien seinen gräßlichen Atem angehalten zu haben.
    Sicherheitshalber faßte Marion nach Carolines Hand. Sie ließ es geschehen, lächelte ihrer Halbschwester noch einmal zu, dann schlichen sie auf die Treppe zu.
    Das Licht legte seinen weichen Schimmer nur über den Kellergang. In die einzelnen Räume tauchte es nicht hinein, obwohl es keine Türen gab. Sie alle waren offen, sie waren wie Mäuler in der Mauer, in deren Rachen die Dunkelheit lauerte.
    Dicke und schwarze Finsternis. Nur dicht an der Schwelle ein wenig aufgerissen, weil sich dort noch Restlicht hin verirrte. Ansonsten waren die Verschläge dunkel und auch still.
    Nicht ein Geräusch drang den beiden Mädchen entgegen. Abgesehen von dem ersten schrecklichen Stöhnen, das sie allerdings weiter vorn vernommen

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