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0950 - Ein Gruß aus der Hölle

0950 - Ein Gruß aus der Hölle

Titel: 0950 - Ein Gruß aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»du mußt es mir glauben, Marion, wir…«
    »Ja, ich glaube es dir.«
    »Wir sind bei unserem Vater!«
    Marion Bates erwiderte nichts. Sie war ein Kind, aber in den letzten Stunden hatte sie mehr erlebt als mancher Erwachsener im ganzen Leben. Man konnte nicht behaupten, daß sie schon erwachsen geworden war, aber sie war schon innerlich gereift, und deshalb schrie oder weinte sie auch nicht.
    Sie schwieg. Sie stand in der Dunkelheit und schwieg. Erst als Carolines Hand über ihre rechte Wange strich, da zuckte sie leicht zusammen.
    »Glaubst du es mir, Marion?«
    »Ja, Caro, wenn du das sagst.«
    »Es gibt einen Weg. Es gibt ihn durch den Spiegel. Er kann uns an verschiedene Orte bringen, die für uns wichtig sind. Und unser Vater ist wichtig für uns.«
    »Werden wir ihn denn sehen?«
    »Ich hoffe es.«
    »Bist du sicher, daß er auch da ist?«
    »Er ist da. Ich weiß es genau, und wir werden ihm bald gegenüberstehen, hoffe ich.«
    »Jetzt sind wir in seinem Haus«, flüsterte Marion vor sich hin und schüttelte sich dabei. »Aber ich kenne es nicht. Ich bin noch nie dort gewesen.«
    »Das macht nichts.«
    »Kennst du dich denn aus?«
    »Ja, und ich werde dich weiterhin führen. Dieses Haus hat einen Keller, wie ich es dir schon sagte. Wir befinden uns in diesem Keller, und wir werden versuchen, ihn zu verlassen.«
    Marion hatte sehr gut verstanden. »Warum sagst du denn, daß wir es versuchen sollen? Ist es nicht sicher, daß wir es können? Oder was meinst du?«
    »Wir werden an ihm vorbei müssen.«
    »An ihm? Wer ist das?« Marions Stimme klang nicht mehr so ruhig, sondern viel schriller.
    »Ich will es dir nicht sagen, aber es hat auch mit uns zu tun. Er ist unbeschreiblich, er ist ein Stück Hölle, glaube ich. Ein Teil des Teufels, hat unser Vater mal gesagt. Ich weiß aber nicht, ob es stimmt. Jedenfalls gibt es ihn.«
    »Und auch hier unten?«
    »Ja, hier unten. In einem der Kellerräume, nicht weit von der Treppe entfernt.«
    »O nein, ich…« Sie schluckte. »Was ist denn, wenn wir das Licht einschalten?«
    »Das werden wir gleich tun, aber ich sage dir schon jetzt, daß es nicht überall brennt. Im Gang schon, nicht aber in den Kellerräumen, dort sind keine Leitungen verlegt worden.«
    »Das ist ja nicht schlimm, Caro, denn da will ich nicht hingehen. Nur zur Treppe.«
    »Keine Sorge, wir finden sie schon. Vorerst müssen wir im Dunkeln weiter.«
    »Und du kennst dich aus?«
    »Verlaß dich auf mich.«
    Marion verließ sich sogar so stark auf ihre Halbschwester, daß sie deren Hand umfaßte und sich von Caroline führen ließ. Die beiden Mädchen befanden sich in einem stockfinsteren Kellergang, davon ging auch Marion aus, nur konnte sie die Wände an den beiden Seiten nicht sehen. Sie roch aber die feuchten Wände. In diese untere Welt schien seit Jahren kein Mensch mehr einen Fuß hineingesetzt zu haben.
    Einen Vorteil hatte die Umgebung. Sie war nicht so kalt wie draußen.
    Mit Caroline kam Marion noch immer nicht zurecht, aber sie nahm sich vor, sie irgendwann zu fragen, sollte sich die Gelegenheit ergeben.
    Fremde Geräusche erreichten die Ohren der Mädchen nicht. Sie hörten nur ihre eigenen.
    Marion wunderte sich darüber, daß sich ihre Halbschwester im Dunkeln zurechtfand. Obwohl sie sich in einem Kellergang befanden, konnte dort durchaus etwas im Weg liegen, gegen das sie stießen, aber wäre dies der Fall gewesen, dann hätte Caro bestimmt mit einem todsicheren Instinkt herausgefunden, wo sich das Hindernis befand und wäre darüber hinweggestiegen.
    Marion lief dicht hinter ihr. Wie zwei Rekruten, die das Marschieren übten, und als Caroline plötzlich stoppte, da wußte Marion, daß sie den Lichtschalter erreicht haben mußten.
    Sie sah nicht mal Caros Umriß vor sich, aber sie hörte am Rascheln der Kleidung, daß sich das Mädchen bewegte, und sie bekam auch den Luftzug mit, als ihre Halbschwester den rechten Arm ausstreckte. Die Hand glitt an der Wand entlang, was ein schabendes Geräusch hinterließ, und wenig später hörte Marion ein zufriedenes Aufstöhnen, denn Caroline hatte den Schalter gefunden und herumgedreht.
    Das dabei entstehende Geräusch klang ziemlich laut in den Ohren der beiden nach, die darauf warteten, daß die Dunkelheit des Ganges endlich verschwand.
    Unter der Decke ›glühte‹ etwas auf. Von einem hellen Licht konnte man wahrhaftig nicht sprechen. Trübe, schmutzige Glühbirnen, die hinter Schutzgittern versteckt lagen, gaben eine rötlichgelbe Helligkeit

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